Kapitel 11

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Nach 4 Stunden und 27 Minuten scheinbar unendlichen Warten, sehe ich wie nun ein Arzt auf uns zukommt. Seinem Ausdruck nach zu urteilen, wird er uns keinen Beitrag vorlegen, der in irgendeiner Weise dazu Beitragen könnte den Tag zu bessern. Kathie ist inzwischen an meiner Schulter eingeschlafen. Allerdings wacht sie grade auf. Daran sind die ersten Strahlen der untergehenden Sonne schuld, welche grade durch das Fenster auf ihr Gesicht gefallen sind. Ich konnte meine Augen nicht eine Minute schließen. Kathie gähnt und der Arzt überwindet die letzten 2 Meter welche noch zwischen uns liegen. ,,Ich habe ihnen leider eine Schlechte Nachricht zu überbringen", meint er mit seiner bemitleidenswerten Stimme, welche mir, nur mal so bemerkt, bei egal was für einem Menschen mittlerweile extrem auf die Nerven geht, ,,Ihre Mutter hat es nicht geschafft. Ihr Herz war zu schwach. Sie hatte die letzten Tage ihr Medikament nicht regelmäßig genug genommen."

,,Aber... aber... aber... si... sie... ha... hatt... hatte dohohoch nie He... Herzprobleme.", wimmert Kathie, mit ihren Kräften am Ende. ,,Wollen sie sich jetzt verabschieden oder nicht?!", pampt der Mann im weißen Mantel zurück. Das heulende Mädchen, welches kaum noch als meine beste Freundin wieder zu erkennen ist, jauchzt auf. Der Arzt ist inzwischen weggegangen. Wie kann man bloß so herzlos sein?! Ich stehe auf. Unfair. Ziehe Kathie auf ihre Wackelpuddingbeine. Unfair. Schleife sie den sterilen Krankenhausgang entlang. Unfair. Lege meine Hand auf den Türgriff des Zimmers 221, in welches uns der Arzt angwiesen hat. Unfair. Mache mich darauf bereit nun Kathies tote Mutter vor mir liegen zu sehen. Unfair. Kathie gibt noch einen letzten Wolfsähnlichen heulenden Laut von sich. Unfair. Drücke die Klinke runter und trete einen Schritt ein, Kathie ziehe Ich dabei hinter her. Unfair. Ich wage es und richte meinen Blick auf die Frau vor mir im Bett.

...

Hä?! Kathies Mutter ist doch, naja, ehm, moppelig. Diese Frau ist schlank und hat braune lange Haare. Kathies Mutter hat eine blonde kurzhaar Frisur. Moment mal. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, sogar eher unmöglich, dass diese Frau Kathies Mutter ist. Doch Kathie schaut nicht hin. Sie gibt kein Laut von sich, ihr Blick bleibt auf meiner Schulter heften.

,,Kathie...?!", frage ich.

,,Hannah, auch wenn das für dich grad ein wenig schlecht vorstellbar ist, habe ich keine Lust über IRGENDETWAS zu reden, während meine Mutter tot vor mir liegt.", schnieft sie.

Ich will eigentlich gar nicht zurück giften. Allerdings bin ich jetzt auch schon mindestens 12 Stunden auf den Beinen.

,,Schau doch mal auf DEINE tote Mutter!", zische ich.

Sie schaut auf.

,,Das ist nicht meine Mutter.", meint sie, sichtlich verwirrt.

Ich schaue in ihr verheultes Gesicht. Sie guckt mich mit ihren großen Augen an. Keiner von uns beiden weiß so recht was er davon halten soll. In dem Moment stürmt eine füllige Frau um die Ecke. Direkt auf uns zu. Sie kann sich nicht mehr richtig bremsen, lenkt noch von Kathie weg, welche außerdem noch rechtzeitig ausweichen kann und boom. Das volle Gewicht der Frau trifft meinen Körper, so dass wir gemeinsam auf den Boden fliegen.

Das einzige was Ich von Kathie höre ist: ,,Mom?!?! Mom geht's dir gut?! Ich dachte du wärst tot!!!"

Kathies Mom erkundigt sich erstmal: ,,Oh, entschuldige bitte Hannah! Kathie! Ich habe grade als ich von der Arbeit gekommen bin erfahren, dass sie dich falsch ausgerufen haben! Sie meinten eine andere K. Theodor. !!! Es tut mir so leid mein Schatz!" Kathie fällt ihr schluchzend in die Arme. Freudentränen, so vermute Ich.

Ich selber fühle mich innerlich sowie äußerlich am Ende. ,,Ich denke dass ich jetzt mal gehe.", sage ich mit meiner letzten Kraft.

,,Vielen Dank, dass du Kathie so beigestanden hast.", meint ihre Mutter immernoch mit Kathie in den Armen, vermutlich als Verabschiedung gedacht. Ich antworte noch ein genuscheltes: ,,Ciao.", und gehe zur Cafeteria. Dort hole ich mir von meinem letzten Geld ein Eiscafe und mache mich auf den Weg nach Hause. Es fährt kein Bus mehr und mein Handyakku ist auch leer. In diesen Momenten wünsche Ich mir wirklich die guten alten Telefonzellen zurück. Ich nehme einen Schluck von meinem Cafe und entschließe ich mich zu laufen.

Nachdem ich 10 Minuten gelaufen bin, mein Cafe leer ist und ich noch fertiger als vor 10 Minuten bin, höre ich einen Motor röhren. Ein gut bekanntes Motorrad fährt langsamer neben mir und kommt zum stehen. Ich auch. ,,Steig auf.", meint Louis raue Stimme hinter dem Helm. Ich habe ABSOLUT keinen Bock weiter zu laufen, also steige ich, hingegen aller Vernunft, hinten auf seine Maschine. Er nimmt seinen Helm ab und hält ihn mir hin. Ich nuschele nur: ,, Pussy.", er lacht sein bezauberndes Lachen und gibt Gas. Bezaubernd?! Abstoßend, Hannah, abstoßend! Ich lege meine Arme um seinen Bauch, da ich keine Lust habe dem Krankenhaus heut noch einen Besuch abzustatten. Durch seine Lederjacke fühle Ich seinen Muskellösen Bauch. Eigentlich müsste Ich mir jetzt über so vieles Gedanken machen:

-Wenn Kathie uns so sieht wird sie mich killen

-Ich habe keinen Helm auf, fahre jedoch grade mit ca.85kmh auf einen Motorrad

-Ich wollte nie, NIE mit so einem nach Hause fahren

-Ich sollte mich nicht darüber freuen dass die Frau im Krankenhaus nicht Kathies Mutter war, da jetzt grade wahrscheinlich irgendein anderes Mädchen zusammenbricht

-Es sollte mir viel mehr ausmachen Loui so nah zu sein wie Ich es grade bin, aber das TUT es einfach nicht

Ich schiebe es auf den Schlafentzug, lege meinen Kopf auf seine Schulter, atme seinen herrlichen (Ja, leider HERRLICHEN) Duft ein und genieße einfach den Wind in meinen Haaren.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 26, 2014 ⏰

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