Kapitel 27

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Rahul POV

Kein einziger Tag verging, an dem ich nicht an Chameli dachte. Tausende Fragen gingen mir Tag für Tag durch den Kopf. Wo befindet sie sich im Moment? Wie geht es ihr? Ist sie einsam? Denkt sie an mich? Hasst sie mich? Liebt sie mich immer noch? Werde ich sie jemals wiedersehen?
Tatsächlich vermisste ich sie sehr und wäre am liebsten an ihrer Seite gewesen. Schließlich tat es mir schrecklich leid, was ich ihr angetan hatte, da ich ihr tatsächlich glaubte. Wieso sollte solch eine gute Person meine Eltern töten? Sie hatte schließlich keinen guten Grund dazu. Von dem Alkohol hatte ich abgelassen. Er erfüllte mich einfach nicht mehr. Mir wurde bewusst, dass er mich verändert und alles zerstört hatte. Nur seinetwegen hatte ich Chameli all diese grauenhaften Dinge angetan und lebte in Reue. Eines Tages ging ich an Shreyas Zimmer vorbei und hörte, wie sich Shreya mit Priya und Chamelis Tante Sapna über etwas unterhielt, weswegen ich sie belauscht. Das, was ich da hörte, schockierte mich zutiefst.

"Wie ist das möglich? Warum hast du das getan, Shreya ?Wenn Rahul das erfährt, wird er ausrasten", sprach Priya empört. Wenn ich was erfahre? Nun wurde ich noch aufmerksamer.
"Sei still. Er wird es nicht erfahren, da diese Sache nur unter uns bleibt. So schlimm ist es nicht. Damit werden wir viel Reichtum erlangen. Was ist schon dabei?", fragte Shreya.
"Was schon dabei ist? Shreya, das ist verrückt. Ich hätte niemals gedacht, dass du so weit gehen würdest. Sie waren seine Eltern und du bist tatsächlich so kaltherzig und hast sie einfach ermordet. Hast du denn kein Gewissen?", fragte Chamelis Tante Shreya und ich war geschockt. Sofort ging ich einen Schritt zurück und war kurz vor den Tränen. Warum? Shreya hat meine Eltern auf dem Gewissen?Sie ist dafür verantwortlich? Also wusste ich es doch. Chameli war schon von Anfang an unschuldig gewesen. Mir kamen die Tränen und ich zitterte am ganzen Körper. Ich hätte Shreya niemals vertrauen und glauben dürfen. Ich hätte von Anfang an zu Chameli halten müssen. Ich war so ein Mistkerl. So ein verlogener, dummer, naiver Miskerl.

"Reg dich ab. Ist doch nichts dabei. Du hast auch kein Gewissen. Schließlich hast du das Mädchen jahrelang bei dir eingesperrt und wolltest sie versklaven. Dazu kommt noch, dass du mit mir unter einer Decke steckst und sie deinetwegen hier gelandet ist", sagte Shreya. Das ist alles einfach ein schrecklicher Albtraum, dachte ich mir und stand immer noch unter Schock, während ich weiterhin zuhörte.
"Ja. Das stimmt. Doch ich bereue alles. Wäre ich doch nur nicht so ein schlechter Mensch und hätte auf Chameli aufgepasst. Ich sollte bestraft werden und du ebenso. Nein. Ich mache bei dem ganzen nicht mehr mit und will damit nichts mehr zu tun haben. Ich werde gehen, meine Nichte suchen und allem ein Ende setzen. Du bist krank, Shreya. Einfach nur krank", sprach Chamelis Tante aufgebracht. Shreya lachte jedoch nur hämisch.
"Schön. Dann geh", sagte Shreya nur und schon öffnete sich die Tür. Ich blickte geradewegs in die Augen Sapnas, in denen sich Tränen gebildet hatten. Sie waren voller Reue und Schuld.

"Es tut mir so leid, Rahul. Ich hoffe, dass du mir das eines Tages verzeihen kannst", sagte sie schluchzend und ging dann an mir vorbei. Ich antwortete nichts darauf und blickte Shreya hasserfüllt an, während sie nur grinsend da stand.
"Rahul. Was verschlägt dich zu mir?", fragte sie mich unschuldig. Doch ich hatte eine unkontrollierbare Wut in mir. Ich hatte einen Hass auf Shreya, den ich so schon lange nicht mehr verspürt hatte. Mit schnellen Schritte ging auf sie zu und hätte sie am liebsten erwürgt.
"Du verdammte Hure. Du hast mein gesamtes Leben zerstört. Was ist das bitte für ein kranker Plan? Zuerst hast du uns eingesperrt, dann hast du mich manipuliert, dann hast du meine Eltern getötet und jetzt ist Chameli deinetwegen da draußen irgendwo ganz alleine. Warum tust du das? Shreya, warum bist du so ein schlechter Mensch? Warum zerstörst du das Leben anderer nur wegen ein bisschen Geld? Du hast unser Leben zerstört. Du bist dafür verantwortlich, dass Chameli sich fast umgebracht hätte. Deinetwegen habe ich ihr ihre Unschuld genommen und bin dem Alkohol verfallen. Deinetwegen mussten wir so viel durchmachen und sind beide am Ende. Deinetwegen wurden wir voneinander getrennt. Du bist ein Monster", sprach ich unter Tränen. Priya weinte ebenfalls, doch Shreya schien das nicht zu interessieren.

"Was? Hast du jetzt auch vor zu gehen? Na schön. Du bist sowieso nutzlos geworden. Das Geld, dank deiner Eltern, habe ich ja schon. Mein Ziel habe ich schon erreicht. Also machs gut", sprach sie provokativ und das brachte das Fass zum überlaufen. Wütend packte ich sie und wollte sie erwürgen. Was fiel ihr bloß dabei ein, uns das alles anzutun? Ihretwegen mussten wir so viel durchmachen. Priya mischte sich ein.
"Rahul. Lass es. Sie ist es nicht Wert. Geh einfach von hier weg. Bitte. Werde nicht zu einem Mörder, so wie sie. Deine Eltern hätten das nicht gewollt", flehte Priya mich an und hielt mich dabei fest. Ich sah sie an und ließ Shreya los, die zu Boden fiel.
"Es tut mir schrecklich leid, Rahul", sagte Priya und weinte. Ich sagte nichts und blickte dann Shreya an.

"Irgendwann werde ich mich dafür rächen. Du wirst noch sehen. Dann werde ich derjenige sein, der dein Leben zerstören wird", sagte ich und ging dann. Ich verließ dieses abscheuliche Haus. Als ich draußen war, fühlte ich mich frei. Endlich war ich raus aus dieser Hölle. Draußen traf ich Sapna. Sie saß auf einer Bank und weinte. Ich setzte mich neben sie und wir blickten gemeinsam in den Sonnenuntergang.
"Wir beide haben viele Fehler begangen und haben Chameli ständig beschuldigt. Dabei ist sie in Wahrheit die Unschuldige. Sie hatte nie etwas verbrochen, hatte sogar ständig zu mir gehalten und mir gesagt, wie sehr sie mich liebt. Wir sind schlechte Menschen. Sie ist ein guter Mensch und hat das alles nicht verdient. Ich bereue alles, was ihr angetan habe und hasse mich einfach nur selbst für meine Taten", erklärte ich ihr bedauernd.

"Mir geht es genauso. Sie war mir immer eine gute Nichte gewesen und wollte nie etwas Böses. Sie ist ein Engel, doch ich war blind und war immer nur eifersüchtig auf sie gewesen. Ich bin ein Teufel. Ich bereue alles, was ich getan habe und wünschte, dass ich die Zeit zurückdrehen könnte. Hätte ich Shreya doch nur nicht vetraut und Chameli nie so behandelt. Wir müssen sie suchen, Rahul und sie um Vergebung bitten. Sie verdient es nicht schlecht behandelt zu werden und alleine zu sein. Sie verdient es geliebt und geachtet zu werden. Ich spüre es. Sie ist nicht mehr im Gefängnis. Sie ist irgendwo da draußen und wir müssen sie finden", sprach sie und ich stimmte ihr zu.

"Dann lass uns gehen. Lass sie uns suchen", sagte ich entschlossen und gemeinsam gingen wir los. Auch wenn ich die ganze Welt absuchen müsste, würde ich sie finden. Wir waren mehr als froh, als wir uns langsam von diesem Haus entferntem und in den Sonnenuntergang gingen. Wir würden jedoch zurückkommen und diesem verrückten Spiel ein Ende setzen. Wir wollten nichts weiter als Frieden und Liebe. Mit Chameli gemeinsam. Denn genau das verdiente Chameli. Sie verdiente es, geachtet, sowie geliebt zu werden. Ich werde mich für all meine schlechten Taten bei ihr entschuldigen, sie vielmals um Vergebung bitten und ihr sagen, wie sehr ich sie liebe.

ChameliWo Geschichten leben. Entdecke jetzt