Kapitel 21

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Chameli POV

Ich hatte es doch gesagt. Reden und lieben bringen hier nichts. Ihm waren meine Worte egal. Ihm war nur mein Körper wichtig. Ich war einfach nur genervt und wusste echt nicht mehr, wie das ganze weitergehen sollte und wohin es führen würde. Ich musste mir irgendwas einfallen lassen. Es tat einfach viel zu sehr weh. Diese Schmerzen in meinem Herzen waren unerträglich. Sie machen mich fertig. In diesem Monat musste ich mir einen Ausweg überlegen. Egal was für einen. Nur einen Ausweg. Weg von hier, befreit von den Schmerzen. Das wäre zu schön um wahr zu sein, dachte ich mir und träumte von solch einem Leben. Ohne Schmerzen, ohne Qualen.

Diese Nacht ging dann irgendwann glücklicherweise zu Ende und am nächsten Morgen erwachte ich wieder und mal wieder war ich darüber enttäuscht, dass es überhaupt einen Morgen gab. Es begann wieder ein furchtbarer Tag. Rahul lag wie jedes Mal nicht neben mir. Ich betrachtete die Flasche, die er gestern Nacht ausgetrunken hatte, ganz genau und nahm sie in die Hand. Wenn ein Mensch so viele Mengen Alkohol zu sich nimmt, wie viel Zeit bleibt ihm dann wohl bis zu seinem Tod?, fragte ich mich neugierig. Nachdenklich betrachtete ich diese Flasche.

Irgendwann ließen meine Gedanken mich dann los und ich machte mich fertig. Da fiel mir plötzlich etwas ein. Einfach so, kam es in meine Gedanken. Was würde denn passieren, wenn ich eine perfekte Kurtisane spielen würde? Was würde mir das bringen? Was würde Rahul machen?, fragte ich mich diese ganzen Fragen. Das Problem war allerdings, dass er mich für einen ganzen Monat gekauft hatte. Doch was, wenn ich einfach darauf pfeifen und ihm nicht gehorchen würde?, fragte ich mich dann wieder. Ich grinste gerissen und machte mich extra schön zurecht. Als ich in den Spiegel sah, war ich wirklich erstaunt darüber, was eine Tonne Make-Up so anrichten kann.

Ich ging nach unten und überlegte mir alles ganz genau. Ich war wie von Sinnen, dachte an Dinge, an die ich sonst niemals gedacht hätte. Etwas nervös betrat ich den Raum, in dem die ganzen Männer saßen und spielte eine perfekte Hure. Alle hatten ihre Blicke sofort auf mich gerichtet und man sah die Gier in ihren Augen. Diese verdammten Schweine. Ich fing an, zu tanzen und auch zu singen und machte mit vielen Männern rum, was mir zwar nicht gerade leicht fiel, doch ich wusste einfach nicht, was aber mich gekommen war. Hatte ich nun endgültig den Verstand verloren? Alle klatschten und Shreya blickte mich amüsiert an.

Das ganze ging circa 10 Minuten lang, bis jemand den Raum betrat. Alle waren am Tanzen und am Singen, bis Rahul auf mich zu kam und mich grob am Arm nach draußen zerrte.
"Was soll das?", fragte er mich entsetzt. Doch ich lächelte nur und spielte die ahnungslose.
"Was meinst du damit? Das ist doch mein Job. Fremde Männer zu amüsieren und mich zu präsentieren. Sie lieben mich", erklärte ich und als er die Wörter "Fremde", sowie "Männer" hörte, sah er mich noch wütender an. Er zog mich zu sich und schaute mir gefährlich in die Augen. Ich blieb jedoch standhaft und versuchte nicht schwach zu werden.
"Hör auf mir was vorzumachen. Das ganze war gerade nur gespielt, warum auch immer. Hast du es etwa vergessen? Du gehörst mir. Für einen ganzen Monat. Komm jetzt mit, wir gehen", sprach er und zog mich mit sich.

Ich jedoch riss mich von ihm und sah ihn wütend an. Ich weigerte mich. Was war nur in mich gefahren? Schließlich war ich es doch gewesen, die ihn darum gebeten hatte, mich vor diesen Fremden zu beschützen. Meine nächsten Worte waren mehr als absurd.
"Was, wenn ich nicht mit dir gehe?Was, wenn ich mich widersetze? Weißt du, ich habe eigentlich die Nase voll von dir. Ich würde gerne mal die anderen kennenlernen und ihre Hure sein, anstatt noch eine weitere Nacht mit dir zu verbringen", log ich, woraufhin er mir eine Ohrfeige gab, die ziemlich weh tat. Er kam daraufhin einen Schritt auf mich zu und musterte mich genau.
"Ich verstehe dich einfach nicht. Zuerst meinst du, dass du keine Kurtisane wärst und bittest mich, die vor diesen Fremden zu beschützen, dann gestehst du mir unter Tränen deine Liebe und jetzt behauptest du, dass das hier dein Job wäre und du dich gerne mal mit diesen Fremden amüsieren würdest. Was ist das für ein Spiel, dass du mit mir treibst?Langsam denke ich, das du verrückt bist", erklärte er. Ich sah ihn nun ernst an und hielt mir meine Wange.

"Ja, ich bin verrückt. Dieses Haus macht mich verrückt und vorallem du. Du machst mich verrückt. Was spielt es denn noch für eine Rolle, wessen Hure ich bin? Alle sind mir fremd, auch du und sogar ich mir selbst. Ich erkenne uns beide nämlich nicht wieder", erklärte ich traurig. Er sah mich wie immer schweigend an. Ich versuchte meine Tränen zurückzuhalten und seufzte.
"Und wie immer hast du nichts zu sagen und starrst mich nur an. Wie auch immer. Lass uns gehen", sagte ich hoffnungslos und ging voraus. Shreya folgte uns komischerweise nach draußen. Rahul stieg schon mal ein, während ich Shreya gegenüber stand.
"Eine wirklich amüsante Show, die du da gerade abgezogen hast, Chameli. Ich wünsche dir viel Spaß mit deinem Rahul. Bis in einem Monat", sagte sie selbstbewusst. Doch ich sagte noch etwas. Etwas seltsames. Was war nur los mit mir?

"Wer weiß? Villeicht sehen wir uns nicht wieder nach diesem Monat. Villeicht sogar nie wieder", erklärte ich, woraufhin sie über meine Worte lachte.
"Du glaubst tatsächlich immer noch, dass es einen Ausweg gibt. Aber leider liegst du falsch. Du gehörst hier her und kannst nichts dagegen tun. Du bist machtlos", meinte sie amüsiert. Ich sah sie jedoch weiterhin ernst an.
"Das kannst du nicht wissen, Shreya. Auch wenn du viel Macht besitzt, bist du nicht Gott", sprach ich aus und ließ sie dann stehen. Ihre Reaktion am Ende konnte ich nicht ganz einschätzen. Verwundert? Irritiert? Überrascht? Stumm stieg ich ein und los ging es. Wohin es ging, das wusste ich selbstverständlich nicht. Leider.

Während der gesamten Fahrt blieb es still und keiner von uns sagte etwas. Jeder war irgendwie in seinen eigenen Augen versunken. Ich starrte gedankenverloren nach draußen. Es war eiskalt und es würde bald anfangen zu regnen. Innerlich war ich schon längst fertig mit allem und hoffte nur noch, dass diesen Monat nichts Schlimmes passieren und ich es verkraften würde. Inständig bittete ich Gott um die Kraft, die ich mehr als alles andere benötigte. Nach einigen Stunden kamen wir dann schließlich an. Wir stiegen aus und standen vor einem Haus. Es war etwas größer als das Kurtisanenhaus und sah irgendwie wie ein richtiges Zuhause aus. Von der Optik her war es ein wirklich schönes Haus. Es war irgendwie schnuckelig. Auch Innen war es ziemlich gemütlich und stilvoll eingerichtet. Es gefiel mir hier. Wäre da nur nicht die Tatsache gewesen, weshalb ich hier war. Ich schielte vorsichtig und heimlich zu Rahul. Er zog sich seine Jacke und seine Schuhe aus. Dann ging er in die Küche, trank etwas und erzählte mir etwas über dieses Haus.

"Dieses Haus gehört zum Kurtisanenhaus. Ich habe es für uns gemietet. Hier werden wir einen Monat lang bleiben", erklärte er mir. Ich nickte nur stumm und sah mich noch ein wenig um. Das war wirklich ein traumhaftes Häuschen.
"Du hast keine Möglichkeit zu entkommen oder sonst was anzustellen, da ich dich beobachten werde. Ich werde dich nicht aus den Augen lassen, bis wir zurück ins Kurtisanenhaus gehen. Also komm bloß nicht auf dumme Gedanken. Verstanden?", erklärte er drohend.Ich nickte nur untertänig und wusste, dass das so nicht weiter gehen konnte.Ich musste einfach so schnell wie möglich einen Ausweg finden. Die Freiheit, nach der sich mein gefesseltes Herz so sehr sehnte. Ich brauchte einen Ausweg und den würde ich noch finden.

ChameliWo Geschichten leben. Entdecke jetzt