Chapter 12

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"Setz dich!" Befahl Jason und hielt mir ein Glas Wasser vor die Nase. Das war, nein ist, mit Abstand der schlimmste Tag in meinem Leben, warum konnte er das nicht verstehen? Warum hatte ich noch immer keine Antworten auf meine ganzen Fragen erhalten?

"Trink!" Forderte er mich nun auf. Auf dem Grund des Glases lag eine weiße Tablette, welche begann, sich aufzulösen.
Eine weitere blutrote Träne lief meine Wange hinunter. Warum weinte ich bloß ständig? Gerade jetzt, wo ich den Grund für die Substanz meiner Tränen erfahren hatte, sollte ich mich unbedingt zusammenreißen und stark sein. Nicht nur für mich, nein, für Alle.

"Was ist das? Ganz ehrlich Jason, geht's noch? Kannst du mir das bitte alles erklären? So, wie du es vorhin versprochen hattest?" Jason blickte mich stumm an.
"Denn wenn nicht, suche ich meine Antworten selbst."
Das Grün seiner Augen verdunkelte sich.
Oh je, nicht schon wieder. Ich würde sagen, es sieht nicht gut für dich aus, Lia.
"Klappe, innere Stimme! Wir sind eine Person. "
"Was?" Ungläubig sah Jason auf mich herab. Erst jetzt fiel mir wieder auf, wie viel kleiner und schwächer ich als er war. Nah an meinem Gesicht hauchte er ein " Typisch Erzengel " und hielt mir das Glas erneut vor die Nase.
"Es wird dir gut tun, glaub mir. "

Ich weiß wirklich nicht warum ich das tat, aber ich setzte das Glas an meine Lippen. Aus irgendeinem Grund vertraute ich ihm. Es war absurd, das weiß ich. Er könnte mich vergiften oder sogar töten. Andererseits war er ja anscheinend ein langjähriger Freund meiner Familie.

Genau in dem Moment, als die Flüssigkeit meinen Hals hinunter laufen wollte, erklang ein lautes Klirren.
Tausende Glasscherben flogen mir entgegen und gaben das faszinierende Bild eines Lichtspektakels ab.
Nachdem die ersten Glassplitter einige Wunden auf meiner Haut hinterlassen hatten, spürte ich den brennenden Schmerz und erwachte aus meiner Schockstarre.
Jason tat mir das, soweit ich durch den "Glasregen" beurteilen konnte, gleich und schmiss sich auf mich, beziehungsweise vor mich, ach keine Ahnung, irgendwie beides, um mich zu schützen, als sich plötzliche Stille im Raum ausbreitete und ich eine Person erkennen konnte, die die Fensterfront von Jasons Zimmer durchbrochen hatte.
Ich spannte meine Muskeln an und versuchte Jason von mir herunter zu bezwingen, was er signalisierte und schließlich richteten wir uns beide vor der Person auf.

"Hay!" Er hob seine Hand und nickte Jason zu.
Bitte was?! Er zertrümmert eine Fensterfront mit 3 Meter Diagonale im 1. Stock und sagt "Hay"?! Das wollte einfach nicht in meinen Kopf hinein, wobei ich ihn genaustens musterte. Das wird mir echt zu blöd. Schon wieder so ein Typ in meinem Alter.
"Was machst du hier?" Knurrte Jason beunruhigt. Die kennen sich?
"Wir kennen uns?" Fragte der andere Typ überrascht. Was.Geht.Hier.Vor?
"Bist du be-" ich unterbrach Jason, da ich nicht schon wieder auf seine Redseligkeit angewiesen sein wollte.

"Hey, ich weiß nicht, wer du bist, aber ich bin Lia, eigentlich Lucia. Wie heißt du? Ach weißt du, eigentlich ist es mir auch egal. Ich frage mich nur, was machst du hier? Was fällt dir ein, uns so zu erschrecken? Den Schaden hier, wirst du übernehmen, damit das klar ist und-" ich hatte mich so richtig schön in Rage geredet, als er mich amüsiert anguckte, seine breiten Arme miteinander verschränkte und mich unterbrach.

"Keine Sorge, Kleines. Die Kosten des Schadens werde ich wohl gerade noch übernehmen können. Mich interessiert viel mehr, ob du die Tablette, die dein Freund dir gegeben hat, geschluckt hast?"
Sein warnender Blick streifte Jason, welcher um ein paar Zentimeter zu schrumpfen schien.
Jason und Schwäche zeigen?
Ich kannte ihn zwar erst einen Tag, aber das passte gar nicht zu ihm. Weder bei dem Vorfall in der Aula, noch bei dem Fast-Tod von Ryder oder dem Unfall auf der Landstraße.
Aber stimmt, ich hätte das Trinken des Wassers mit der Tablette nochmal überdenken sollen, denn ein merkwürdiges Kribbeln durchströmte meinen Körper.
"J-Ja, hab ich, n-na und? Ich begann zu zittern. Was soll der Scheiß? So etwas ist nicht lustig. Verschiedene Szenen aus Filmen, Büchern und Nachrichten versorgten meinen Kopf mit Material, um Angst zu bekommen.
Hörbar laut atmete der Unbekannte aus und Jason schüttelte warnend den Kopf.

"Ich nehme sie jetzt mit!" Beschloss dieser vollkommen Irre, mir gegenüber.
"Das will ich sehen!" Belustigung schwang in meiner Stimme mit und Jason brüllte ein "Nicht in Tausend Jahren", sodass es an der Tür klopfte. Immer in den unpassensten Momenten.
"Herein!" Forderte der Unbekannte auf. Der legte es aber auch echt darauf an, zu Kaminholz verarbeitet zu werden. Jason stöhnte, die Tür ging auf und ich sah mal wieder: Nichts.
Hallo, gutes altes Nichts, lang nicht gesehen!

"Wollt ihr vielleicht etwas trinken?" Fragte uns die Haushälterin der Familie und riss ihre Augen auf, als sie die Glasscherben sah.
"Ich denke, wir haben für heute schon genug getrunken."
Sagte der Unbekannte und guckte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Ich wusste, worauf er anspielte, aber wie gesagt: Lustig ist das ganze hier nicht.
"Dankeschön!" Fügte ich noch hinzu, sodass die Haushälterin eilig das Zimmer verließ. Auf einmal wurde ich unglaublich müde und setzte mich vor Jasons Füße. Die verwirrten Blicke seinerseits ignorierte ich, aber der Unbekannte schien ganz genau zu wissen was, warum los war.
"Willst du mir vielleicht auf die Sprünge helfen?" Wenn er schon alles wusste, könnte er ja mit mir dieses Wissen teilen. Seine schokobraunen Augen wanderten hektisch umher, bis sie tief schwarz wurden.

"Jason hat dir erzählt, dass du einer der drei verschollenen Erzengel bist?"
Mein Herz rückte ein Stück tiefer.
"W-Was?" Stottern ist auch immer wieder eine gute Möglichkeit, neue Informationen gelassen aufzunehmen.
"Wieso hast du ihr noch nichts erzählt, Jason? Wir müssen bald los. Mein Onkel will sie kennenlernen. "
Jason guckte entschuldigend an und zuckte mit den Schultern.
"Ähm, wir kennen uns erst seit 10 Stunden." Merkte ich an und guckte demonstrativ auf meine Fingernägel. Dabei fiel mir auf, dass ich immernoch auf dem Boden saß.
"Sag Mal, willst du mich eigentlich -"
"Na Na Na, keine Kraftausdrücke, Jungs. Ich möchte jetzt nach Hause und schlafen und morgen möchte ich Alles, wirklich ALLES erfahren!"
Ich wollte gerade aufstehen, als ich keinen Boden unter den Füßem mehr spürte.

"Hey, was soll das? Bist du verrückt?" Schrie ich schon fast.
Der Unbekannte hatte mich über seine Schulter geworfen und seine Arme schlangen sich um meine Beine.
"Nun mal nicht gleich hysterisch werden. Ich bringe dich jetzt zu ihm." Zu wem bitte?
"Ich warne dich, lass sie los und verschwinde! Sonst wer-" Jasons Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen, doch dieser Freak hatte ihn unterbrochen.
"Wir gehen jetzt, Au revoir." Damit drehte er sich zur Tür. Ich schlug auf seine stahlharte Schulter ein, und rief Jasons Namen, doch bewirken tat ich damit nichts.
"Ich heiße übrigens Damon."


Nach einer langen Pause mal wieder ein nicht ganz spektakuläres Kapitel,
Man liest sich🌟

Dark DifferentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt