Chapter 6

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Ein brennender Schmerz durchfuhr meinem Arm. Die Tränen wollten mir in die Augen steigen, doch ich hielt sie krampfhaft zurück. Niemals würde ich jetzt vor Jason/einem undefinierbaren Wesen weinen. Von meinem blutenden Arm schaute ich hoch, direkt in seine Augen. Wut, Hass, Zorn und schreckliche  Belustigung lag in diesen gefährlich rot leuchtenden Augen.

Warum? Warum bloß? Was hatte ich ihm denn getan? Was war hier eigentlich los? Ein lautes, kehliges Lachen erfüllte den ganzen Raum und brachte mich zum Erzittern. Ich hatte dieses Lachen schon einmal gehört. Es klang grässlich. Wie eine Mischung aus Hilferuf, Verachtung und Hohn. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse. Doch ich sah nichts.

Jason ließ diese Chance nicht ungenutzt und rammte mir seine blutigen Klauen in die Magengrube. Ich stöhnte auf und sank, auf den Knien, auf den Boden. Wo war meine Angst aufeinmal hin, als sich die Nebelschwaden zu einer hässlichen Silhouette formten? Ich stand auf, zwar etwas wackelig, aber ich stand auf. Ich wusste, dass ich mich der Silhouette stellen musste. Sie war mir auf eine gewisse Weise vertraut, also verspürte ich nur unglaubliche Wut, als sich das fertige Bild wendete und ich in das hasserfüllte Gesicht sah.

Als das Wesen seinen wütenden Blick von Jason zu mir wendete, verzog sich sein Mund zu einem Lächeln. War er etwa wegen Jason so zorning und nicht wegen mir? "Na sieh an, wen haben wir denn da?" Das Wesen nahm so langsam Form und Farbe an. Groß, schlank und grau. Rote Augen, Rote Lippen und schwarze, glänzende Zähne. Ich gab keinen Muchs von mir. Wenn es meinen Namen wissen wollte, musste es den schon selbst herausfinden.

"Nicht sehr gesprächig also..." Stellte das Wesen klugerweise fest."Wenn ich mich vorstellen darf: ich bin Dragon. Ich komme im Auftrag meines Herrn." Hmm lasst mich überlegen? Wer ist wohl dieser "Herr"? Gott? Jesus? Nein, wohl eher doch der Teufel persönlich. "Und somit auch deinem". Ich lachte kurz auf, bis mir die Bedeutung seiner Worte klar wurde. Ich wollte zwar mehr über mich erfahren, aber während dieses Wesen so lächerliche Dinge wie: "Du musst, nein du darfst, dich ihm vorstellen. Er erwartet dich bereits." Oder: "Wenn wir den kleinen Umweg durch die Unterwelt gemacht haben, sind wir auch schon in dem schöneren Teil des Himmels, der Hölle, angekommen", sagte, durchströmte mich eine unglaubliche Wut.

Während Jason mit seinen Blicken versuchte, mein inneres Ich zu erdolchen, bemerkte ich eine kleinere Wunde an meinem Handgelenk, welche merkwürdig schimmerte und an Schmerz nachließ. Sie heilte! Das gab mir den Rest. Wo war die versteckte Kamera?

Der quasselnde Dragon bemerkte gar nicht, wie ich mir meine gelösten Haarsträhnen hinters Ohr schob, meine Ärmel hochkrempelte und leicht meine Knie beugte. Bevor irgendjemand hätte bis drei zählen können, stürzte ich auf diesen Dragon zu und riss ihn zu Boden. Zwar kostete es mich viel Kraft, dennoch hatte ich den Überraschungseffekt auf meiner Seite. Ich hatte mir schon bei seinem Anblick vorgestellt, wie sich seine aalglatte Haut, die scharfen, ungnädigen Krallen oder die stumpfen Haare anfühlen würden. Doch in echt war es noch viel ekelerregender und gruseliger. Mittlerweile schockte mich gar nichts mehr. Ich drängte die ganzen unbeantworteten Fragen in meinem Kopf zurück und konzentrierte mich darauf, das Wesen am Boden zu halten.

Natürlich hatten sich meine Fingernägel mittlerweile in scharfe Krallen verwandelt. Wieso auch nicht? Ich hob meine Hand und wollte seine hässlichen Worte aus seinem Hals ersticken, doch Dragon schüttelte mich einfach ab und rammte mir seinen Fuß, es sah in etwa aus wie ein Fuß, in den Magen. Das war dann wohl auch etwas zu viel für meinen Magen. Während ich am Boden lag, verschwamm Dragons Silhouette, während er sagte: "Du hast dich gut geschlagen, Kleine." Dann wandte er sein halb vernebeltes Gesicht an Jason. "Und du, solltest sie nicht anfassen, Jason Nolan"! Damit verschwand er. Nur das Blut, der Schmerz und die Verzweiflung blieben.

Dark DifferentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt