Du kannst nicht schreiben, weil du einfach viel zu glücklich bist, um jemanden leiden zu lassen?
Das ist natürlich ein schwieriger Fall. Vielleicht hilft es dir ja durch andere Werke (Bücher, Filme, Hörspiele, Musik) auf die richtige Stimmung zu kommen oder vielleicht reicht es auch schon, deine Geschichte bis zum jetzigen Stand intensiv durchzulesen.
Fakt ist, du schreibst zwar die Geschichte und somit verewigst du dich selbst ein wenig in jeden Charakter, allerdings sollte dir bewusst sein, dass diese Figuren nicht dein echtes Ich widerspiegeln. Bewahre ein wenig Distanz. Die Figur ist immer noch erfunden und kann sich auch mal merkwürdig verhalten - das macht sie vielleicht sogar noch interessanter.
Abgesehen davon kannst du den Zeitpunkt auch verschieben. Wenn du weißt wie es nach der z.B. traurigen Stelle weitergeht, wieso schreibst du nicht den folgenden Teil, bevor du die eigentliche Schlüsselszene schreibst? Beispielsweise hat einer der Hauptpersonen, nennen wir ihn mal der Einfachheit halber Jim: Beispielweise hat also Jim gerade mit Ann voreilig Schluss gemacht. Du bist nicht in der Stimmung um Anns depressive Phase niederzuschreiben, sondern willst, dass die beiden wieder zusammen kommen. Schreib die Situation, wie Ann Jim z.B. zufällig auf der Straße sieht und ihn zur Rede stellt. Irgendwann, wenn du fertig bist oder bei der nächsten Schreibblockade angelangt, kannst du die Lücken füllen!
Mir persönlich hilft es immer, den passenden "Schreib-Ort" zu wählen. An meinem Lieblingsort bin ich zwar meistens glücklich, denke aber auch oftmals nach - draußen ist es vielleicht nicht so praktisch, direkt zu schreiben, aber immerhin Ideen oder Stichpunkte lassen sich total einfach ins Handy tippen. Finde Assoziationen, die dich von ganz allein auf die passende Stimmung bringen: Sei es Freude durch Vorfreude auf ein Konzert oder Trauer durch Trauern um ein verlorenes Familienmitglied. Sei es ein Ort, der dir Angst bereitet oder einen Sale, bei der sich alle Leute tummeln und dir ein unglaubliches Gefühl der Enge geben. Lass dich von außen inspirieren und verkrampfe dich nicht zu sehr auf die Geschichte.
Auch kannst du versuchen anderweitig kreativ deine Geschichte weiterzubringen. Was meine ich denn damit?! - Lies weiter! Wenn du eine klare Vorstellung von deinem Charakter hast, versuche ihn doch mal zu zeichnen. Wenn du kein Zeichner bist oder denkst, du bist zu unbegabt, kannst du auch im Internet passende Frisuren, Körper, Augenfarben, etc. suchen und sie in einem Programm zusammenstellen. Vielleicht hilft es dir aber auch einfach, ein Hilfsmittel beispielsweise eine Waffe oder ein Candle-Light-Dinner-Tisch zu malen. Oder komponiere Musik, die zu deiner Geschichte passt. Hat die Hauptperson immer eine Melodie im Kopf? Versuche diese Melodie zu erfinden. Schreibe ein Gedicht, erfinde eine Choreographie, koche ein Essen, das deine Figuren eigentlich kochen. Ist die Person auf der Flucht, stell dir beim nächsten Joggen vor, jemand würde dich verfolgen. Vielleicht findest du so die passende Stimmung.
Alternativ kannst du den in Frage stehenden Teil auch schreiben - unabhängig davon, ob er dir gefällt oder nicht - und im Nachhinein noch einmal bearbeiten/neu schreiben. Mehr kann ich dazu ehrlich gesagt nicht sagen, erklärt sich ja von selbst.

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Schreibblockade - was tun?!
No FicciónIn diesem 'Buch' führe ich Methoden auf, die bei einer Schreibblockade weiterhelfen können. Des Weiteren schildere ich, wie man Ideen findet und wie man ein Buch/eine Geschichte auch wirklich fertigschreiben kann. Außerdem versuche ich Tipps zu gebe...