кαριтєℓ 3

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Ich betrat langsam und vorsichtig das Krankenhauszimmer. Schon allein der Geruch vom Desinfektionsmittel machte mir Angst und die Tatsache, dass ich gleich meine Oma, meine liebste,kranke Oma schwach im Bett liegend sehen werde verängstigte mich noch mehr.
Doch nun sah ich sie. Ganz blass und angeschnallt mit verschiedenen Röhrchen und Kabeln, die sich in der Mitte fast zu einem Knoten bildeten. Ihre Augen waren geschlossen und man konnte an ihrem Gesicht sehen, wie sehr sie kämpfte. Ich blieb eine Weile stehen und verlor mich in dem Geräusch des Piepsens.
 Pip, pip, pip... 
Ob ich die Schläge ihres Herzens noch lange hören werde? Ich spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen und löste mich aus der Starre. Mit großer Überwindung ging ich dann zu meiner Oma rüber.
Ich wusste nicht, ob ich sie anfassen sollte, oder es überhaupt durfte, also beschloss ich, sie einfach nur anzustarren, für sie da zu sein.
,,Kate?", murmelte Oma ganz leise. Sogar ein paar Worte schienen sie eine Menge Kraft zu kosten. ,,Ich bins, Oma. Mila.", antwortete ich ebenfalls leise. Sie schloss ihre Hand in meine, so, als würde es ihr beim Augen aufmachen irgendwie helfen.
 ,,Schatz, wie geht es dir?",fragte sie und guckte mich liebevoll an. Sofort stiegen mir wieder Tränen in die Augen.
,,Mir geht es gut Oma. Mir geht es gut...", wiederholte ich, als hätte ich mich selber überzeugen müssen.  ,,Und wie geht es dir?"   Sie lächelte und mein Herz schmilzte. ,,Naja...es gab bessere Zeiten..."   Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Sie hat mir so gefehlt...
,,Da bist du, Mila. Ich dachte, du würdest vor dem Eingang warten.", ich sah zu meiner Mutter rüber, die mit Keksen und Brötchen in der Tür stand und keuchte. ,,Ja, ich hab das Zimmer selbst gefunden." Die Tatsache, dass ich mindestens zwei Ärzte nach den Weg fragen musste, erwähnte ich nicht mehr. Aber es war mir egal. Ich musste  meine Oma sehen. Das war das Einzige, woran ich noch denken konnte.
,,Mama, ich hoffe du kannst jetzt essen. Ich hab nämlich deine Lieblingskonfitüre mitgebracht.", sagte meine Mutter ganz stolz und holte ein Teller raus. Eigentlich hat unsere Oma die Marmelade selbst gemacht... Doch sie freute sich trotzdem.
,,Oh Mist, jetzt habe die Säfte vergessen... Mila,geh bitte runter,die sind noch im Auto im Kofferraum."  Ohne Widerspruch  schnappte ich mir die Autoschlüssel, die auf der Fensterbank lagen, und verließ das Zimmer.
Auf dem Weg war ich total in Gedanken versunken. Ich dachte über alles nach. Über meine Oma, über das Krankenhaus, über unsere Familie und schließlich auch über meine neue Schule und Leute, die ich heute kennengelernt hatte. Mein Leben hat sich in einem Monat um 180° verändert und ich konnte es immer noch nicht richtig realisieren. Es fühlte sich surreal an, als wärs nur ein Traum.
Kaum bemerkt, stand ich schon vor dem Auto und nahm drei Orangensäfte zwischen die Arme, sodass ich den Wagen noch abschließen konnte. Dann kehrte ich wieder um und führte meine Pläne, die ich in Gedanken durchführte,fort.
Als ich vor der Treppe stand, entschied ich mich doch für den Aufzug. Die Säfte waren echt schwer, ohne Spaß!
Ich drückte die Nummer 7 und lehnte mich gegen die Wand. Ich fühlte mich schlecht. Ich hab gesunde Beine und genug Kraft, um die Treppe hochzugehen und nahm doch den Aufzug. Jemand anderes, eine kranke Person, wartet jetzt vielleicht unten und träumt davon, wenigstens ein paar Schritte zu machen. Ist das nicht unfair? Ist das Leben nicht ungerecht? 
Und was, wenn... warte, wo bin ich gerade?! Ich schaute mich um. Neben mir stand ein Junge und guckte mich fragend an. War meine Reaktion so auffällig? Und seit wann ist er hier? Ich schaute hoch und erfuhr, dass wir schon im 15 Stock waren. Leise fluchte ich. Er schaute mich wieder an. Toll. Was er sich jetzt von mir denken muss...
Ja gut, dann musste ich wohl bisschen warten.
Ich nahm mein Handy und tat so, als würde ich mit jemanden schreiben. Die Nachricht löschte ich dann später und steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche. So verhielt ich mich immer in einer unangenehmen Situation. Aber was kann ich dafür, dass ich keine Freunde habe? Die Antwort kannte ich nur zu gut.
Endlich waren wir in meinem Stock. Der Aufzug blieb stehen und ich ging zur Tür. 
Doch sie ging nicht auf.
Ich versuchte auf das Knopf zu drücken, doch dabei ließ ich zwei Säfte fallen. Peinlich berührt beugte ich mich, um sie aufzuheben. In dem Moment ging die Tür auf und der dritte Saft fiel auch runter. Hinter die Tür.
 Ich spürte wie der Junge mich beobachtete und lief rot an. Noch schlimmer konnte es doch nicht werden!
Oh doch.
Ich versuchte nach den Saft, der sich außerhalb des Aufzugs befand, zu greifen. Plötzlich spürte ich etwas an meiner Taille. Oh shit, die Tür ging zu!
Panisch versuchte ich mich zu befreien, doch verlegen.
Die Menschen, die im Kaffee saßen, beobachteten mich bewundernd und keiner schien so nett zu sein, mir zu helfen.
Witzig- und vor ein paar Minuten hatte ich noch Schuldgefühle.
Zum Glück spürte ich, wie der Druck um meinem Bauch nachgab und richtete mich auf.
Ich hob noch schnell die Säfte auf und tat so, als wäre nichts passiert. Doch in Wirklichkeit wusste ich, dass mein roter Kopf mich verriet.
Ich schaute zu dem Jungen rüber. Er konnte sich das Lachen nicht verkneifen, das merkte ich.
Wieso ist er überhaupt noch hier? Konnte mein Schicksal es sich nicht einfach sparen?!
,,Schlechter Tag?"
Ich drehte mich verwirrend um und sah ein schiefes Grinsen auf seinem Gesicht. Was sollte ich darauf antworten? Dumme Frage. Will er sich über mich lustig machen?
,,Ja", antwortete ich mit einer leisen und hohen Stimme.
Schei*e, so sollte es nicht klingen! Was soll dieses "Ja"?!
Sein Lächeln wurde noch breiter.
Mir wurde plötzlich heiß und ich konnte den Augenkontakt mit ihm nicht mehr ertragen, also schaute ich zum Boden.
Erleichtert merkte ich, wie der Aufzug stehen blieb und wartete nur noch darauf, dass die Tür aufging. Das tat sie.
Oh, jetzt plötzlich funktioniert sie?!
Doch niemand ging raus. Wieso hielten wir denn hier an? Mein Stockwerk ist doch drei Etagen höher.  Ich drehte mich um, um zu gucken, was zur Hölle der Junge machte und fand stattdessen eine breite Schulter und den Geruch vom Parfüm vor mir.
Ich blickte verwirrend nach oben. ,,Darf ich durch?", fragte er lächelnd und ich wich direkt zur Seite, wobei ich voll gegen die Wand knallte.
Grinsend ging er raus und ich atmete erleichtert auf.

Angekommen klopfte ich vorsichtig an der Tür und ging langsam herein. Meine Mutter legte ihren Finger auf die Lippen und zeigte mit der anderen Hand auf Oma. Sie schlief.
Ich legte die Säfte auf den Tisch neben ihr und setzte mich auf ein Stuhl. ,,Wo warst du so lange?", flüsterte meine Mutter. ,,Ich sollte doch die Säfte holten", antwortete ich und nahm  mir einen Becher. ,,Ach ja,ich hatte doch einen dabei. Sorry, dass du um sonst gehen musstest. Möchtest du lieber Apfelsaft oder Orangensaft?"

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Ich hoffe dieses Kapitel hat euch gefallen!😁

~Vani♡

Lass Mich (Nicht) Los!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt