I n e u n I

368 14 3
                                    


Es vergingen zwei Tage voller Bettruhe, laufender Nase, schmerzendem Hals, Tonnen von Tee, einer Unmenge an verbrauchten Taschentüchern, Nächte in denen ich nur hustete und Kopfweh hatte. Es war Abend, als ich in der Nacht aufwachte. Der Mond schien durch mein Fenster, dass aus mir unerklärlichen Gründen offen war. Ich stand auf und trottete hin um es wieder zu schließen, als das Licht anging. Erschrocken drehte ich mich um und erkannte die schwarze Maske mit langem Schnabel. „Was ist los?", fragte ich und meine Stimme war kratzig. Scip nahm die Maske ab und nahm aus dem Schrank eine Tasche in die er dann einige Handtücher stopfte. Dann schnappte er sich eine Jacke und einen Schal, die er mir zuwarf. „Scip was soll das?", hüstelte ich. Er grinste mich breit an. „Eine Überraschung, sie wird dir gut tun", erklärte er und half mir meine Jacke anzuziehen. Zusätzlich nahm ich noch eine Mütze und folgte ihm dann durch das Fenster. Ich zog die frische Nachtluft ein und spürte wie sie mir guttat, seit Tagen war ich nicht mehr an der frischen Luft gewesen. Scipio musste mir ein wenig helfen als wir herum kletterten, da ich noch ein wenig wackelig auf den Beinen war. Doch ihm schien das nichts auszumachen. Mir kam es vor, als wanderten wir ewig über die Dächer und langsam wurde es langweilig. „Wie lang dauert es noch?", fragte ich nörgelnd. Scip lachte und beugte sich über ein Dachfenster das in der direkten waagrechten lag. Er war offensichtlich nicht zum ersten Mal hier, so wie er sich auskannte. Er warf die Tasche rein und sprang hinterher. Vorsichtig sah ich hinunter und sah Scipio wie er zu mir hochschaute. „Komm schon!", rief er. „Hab ich eine Wahl?" „Nein!" Ich sprang hinterher und landete hart auf den fliesen Boden. Scipio war schon an der nächsten Ecke, doch ich sah mich mit meiner Taschenlampe erst mal um. Der Boden war in cremefarbenen Fliesen und die Wände waren komplett weiß. Es stand eine dunkle Theke im Raum, hinter der sowohl ein Telefon als auch anderen Sachen standen. Hinter der Theke an der Wand stand in geschwungener Schrift etwas von Piscina. Ich hatte jedoch keine Ahnung was das hieß und irrte Scipio hinterher. Doch wo war er? Ich ging durch die nächst beste Tür und drückte sie auf. Was ich sah, raubte mir meinen Atem. Vor mir war ein riesiges Becken mit Wasser. Am Rand davon standen weiße Statuen, die alt aussahen und das Dach war aus Glas, sodass der Mond reinschien. Mit offenen Mund starrte ich auf das Wasser, welches so ruhig war, dass sich der Mond darin spiegeln konnte. „Da bist du ja!", hörte Scipio von meiner rechten rufen, aber ich wendete meinen Blick nicht ab. Es roch nach Chlor aber auch salzig und die Raum Temperatur war angenehm warm. Etwas Weiches traf mich am Kopf und als ich es genauer anschaute, erkannte ich es als Scipios schwarz-weiß gestreiftes Shirt. Ruckartig sah ich zu ihm, während er seelenruhig sich an seinem Gürtel zu schaffen begab. „Was machst du da?!", schrie ich panisch was Scipio zum Grinsen brachte. Er schmiss nun auch seine Hose zu Boden und stand nur noch in Boxerschorts da. „Na schwimmen gehen, was denn sonst?" Dann sprang er einfach ins Wasser. „Komm schon!", rief er mir zu während er schwamm. „Was wenn uns jemand erwischt?", fragte ich und im Nachhinein, ging es wahrscheinlich nicht dümmer. „Du brichst bei einer riesigen Party und in reichen Häusern ein, aber jetzt hast du Schiss?", lachte er. Ich machte schon den Mund auf, schloss ihn aber gleich wieder. Ich gab mir einen Ruck und als Scip untertauchte, nutzte ich die Chance und zog schnell meine Kleider aus. Als er auftauchte, stand ich bereits nur noch in Unterwäsche da und bevor auch nur ein Kommentar abgeben konnte, sprang auch ich ins Wasser. Es war schön warm und ich spürte wie die Schmerzen in meiner Brust, die vom Husten kamen, nachließen. Man konnte nicht stehen, doch, wenn man weiter nach hinten schwamm, wurde das Wasser immer flacher. Während Scipio ein paar Bahnen schwamm, ließ ich mich ins seichte Wasser treiben, wo ich stehen konnte. Ich schien länger zu Treiben als gedacht und war total gedankenverloren, denn ich merkte gar nicht wie Scip neben mich schwamm. Erst als ein Arm um meinen Rücken und einer unter meine Knie griff, war es zu spät. Ich kreischte erschrocken auf. „Scip! Lass mich runter!" Er lachte. „Na gut!", und ließ mich ins Wasser platschen. „Na warte! Das kriegst du zurück!", rief ich als ich wiederauftauchte und sprang auf ihn. Wir fielen zwar gemeinsam ins Wasser, doch Scipios erschrockenen Blick war es mir wert. Ich lachte als ich wiederauftauchte und konnte kaum noch aufhören. Wir begannen uns gegenseitig mit Wasser abzuspritzen und lachten dabei. Ich drehte gerade meinen Kopf auf die Seite, sodass ich das Wasser nicht ins Auge kriegte und als ich wieder hinsah, stand er mir direkt gegenüber. Nur wenigen Zentimeter von meinem Gesicht entfernt und ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Diesem Mal ließ ich es nicht zu, dass wir uns lange anstarren konnten und füllte die Lücke zwischen uns beiden. Scipio schien erster überrascht, grinste dann aber in den Kuss hinein. Immer leidenschaftlicher vertieften wir uns in den Kuss, lösten uns aber schließlich außer Atem. Seine Arme waren immer noch um meine Taille geschlungen und meine umschlossen immer noch um seinen Hals. Unsere Nasenspitzen berührten sich und obwohl ich die Augen geschlossen hielt, trug ich ein breites Grinsen. „Warum grinst du so glücklich?", fragte Scipio, obwohl ich genau heraushören konnte, dass er es auch tat. Nur das ich wegen etwas Anderem grinste. „Deswegen!", rief ich, löste mich blitzschnell von ihm und spritze ihm ein Haufen Wasser ins Gesicht. Sein Blick war empört, doch ich lachte nur. Ich versuchte dann, nachdem ich seinen rachesüchtigen Blick gesehen hatte, wegzuschwimmen, doch Scipio konnte natürlich viel schneller schwimmen. Schnell hatte er mich eingeholt auch wenn wir nicht mehr stehen konnten. Doch anstelle von mich unter Wasser zu drücken, legte er nur seine Lippen wieder auf meine. Gemeinsam schwammen wir dann an Rand und zogen uns an. Während ich mir gerade meine Hose wieder anzog, zog sich Scipio bereits sein Shirt über den Kopf und schaute mich an. „W... Was?", fragte ich ein wenig unsicher. „Du bist wunderschön", stellte er verträumt fest. Ich warf einen seiner Socken nach ihm. „Schleimer!", sagte ich und grinste. Er wollte etwas erwähnen, doch ich drückte einen kurzen Kuss auf seine Wange und lief dann raus. Wir verschwanden wieder durch das Dachfenster und kletterten wieder auf Dächern zurück. Es war auch bereits spät, gegen vier Uhr, als wir am Stella ankamen. Durch mein Fenster kletterte ich hinein, doch Scipio kam nicht hinterher. „Scip? Kommst du?", fragte ich und schaute wieder zu ihm. Er hatte seinen Blick auf die Dächer gerichtet und ich kletterte wieder neben ihn. Ich ließ meine Füße an der Kante hinunterbaumeln und Scipio neben mir tat es mir gleich. „Du gehst wieder, nicht wahr?" Auch wenn es eine Frage, klang es nicht wie eine. Traurig schüttelte ich den Kopf. „Wohin gehst du nur immer?", fragte ich, mehr mich als ihn, leise. Ich hörte wie er seufzte, dann nahm er meine Hand und fuhr mit seinem Daumen über meinen Handrücken. „Es muss sein. Ich will es ja auch nicht", begann er, doch ich schnitt ihn ab. „Warum gehst du dann?" „Ich habe keine Wahl. Ich wünschte ich könnte es dir sagen, doch dann würdest du wahrscheinlich nie wieder mit mir reden." Ich sah ihn besorgt an, aber er schien nicht weiter darauf einzugehen. Ich biss mir auf die Lippe und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Irgendwann stand Scip aber auf und ließ mich alleine dasitzen, doch bevor er verschwand sagte er noch etwas zu mir. „Irgendwann, irgendwann werde ich nicht mehr gehen und wir können gehen wohin wir wollen. Versprochen." Er verschwand und ich saß alleine da. Traurig sah ich wie die ersten Sonnenstrahlen langsam den Horizont überschritten. „Aber ich will hier nicht weg. Ich will hier sein, mit dir."

on einer klein3H

Königin der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt