I dreizehn I

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Ich wachte erst spät auf und entschied mich dann eine Dusche zu nehmen. Meine Haare waren zerzaust und trotz genügend Schlaf, hatte ich dunkle Schatten unter meinen Augen. Ich sprang unter die, leider nur warme, nicht heiße Dusche und schrubbte mir den Dreck ab. Auch nach der Dusche fühlte ich mich noch irgendwie schmuzig, das Bild des toten Gerards hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt. Es klopfte an der Tür. „Eine Sekunde noch", rief ich und zog Hose und Shirt an, dann öffnete ich die Tür, Wespe stand davor. Sie sah mich schon genau wissend an und ich wollte die Tür gleich wieder zuschlagen, doch sie stellte den Fuß dazwischen. Sie drückte die Tür wieder auf, schlüpfte hinein und verschloss sie hinter sich wieder. „Du wirst mir jetzt alles über dich und Scipio erzählen!" „N...Nein Wespe", gab ich stotternd zurück. Sehr überzeugend Riley! „Och komm schon!", bettelte sie. „Nein!" „Bitte!" „Nein!" „Bitte, bitte?" „Nein!" „Aber", begann sie wieder doch ich schnitt sie ab. „Wespe, ich habe einen kleinen Bruder, ich kann das den ganzen Tag!" Ihre Augen leuchteten dann aber wieder auf. „Was wenn ich dir meinen richtigen Namen verrate?" Ich stoppte und seufzte dann. „Na gut", grummelte ich und gab nach. Breit lächelte mich meine Freundin an und wartete auf meinen Bericht. „Wir haben uns vielleicht ein, zwei Mal geküsst", erklärte ich leise, doch Wespe schien es trotzdem gehört zu haben. „Ein, zwei Mal?!", fragte sie geschockt und schrie schon fast. Schnell legte ich meine Hand auf ihren Mund. „Jaha... Vielleicht auch so... fünf Mal?", flüsterte ich und Wespe sah aus, als würde sie keine Luft mehr kriegen. Sie wollte gerade schon wieder losplatzen als ich sie böse ansah. „Kein Wort zu niemand! Hast du verstanden?!" Sie nickte und unterdrückte ein Grinsen. „Ich hab's doch gewusst", meinte sie trotzdem siegessicher. „Was?" „Na, dass er dich mag", grinste sie und ich verdrehte die Augen. „Ok, jetzt bist du dran", gab ich an sie ab und ihr Grinsen verschwand. „Keine Details?", fragte sie hoffend, ich schüttelte ernst den Kopf. „Katharina", stellte sie dann fest. „Was?" „Bist du taub? Mein Name!", zischte sie, obwohl es mehr ironisch und nicht böse gemeint war. Ich betrachtete sie und murmelte: „Katharina?" Dann schüttelte ich den Kopf. „Das passt nicht so gut wie Wespe", stellte ich fest und sie grinste. „Das sagst du aber auch niemanden?", fragte Wespe angespannt und ich nickte. „Ich sag nichts, wenn du auch nichts sagst!" Sie nickte wieder und gemeinsam gingen wir nach unten, wo es gerade klingelte. Ich ging zur Tür und fand Riccio und Prosper vor, beide außer Atem aber strahlend übers ganze Gesicht. „Was ist denn mit euch passiert?" „Prop hat Barbarossa über den Tisch gezogen, aber auf dem Rückweg hatte wir eine Verfolgungsjagd", erklärte Riccio und lief vor mir und Prosper. „Eine Verfolgungsjagd?", fragte ich und sah zu Prosper, er nickte. „Viktor der Schnüffler", meinte Riccio dann. „Was wollte der von euch?", fragte ich besorgt weiter als wir ins Innere kamen. Prosper antwortete nicht und Riccio zuckte nur mit den Schultern und hielt mir dann Geld vor die Nase. Ich rupfte es aus seinen Händen und zählte es. „500!", stellte ich erstaunt fest und klopfte Prosper auf die Schulter. „Gut gemacht, Scip wird das freuen!"

Ich half dann Wespe ein wenig zu dekorieren, damit wir unseren Sieg auch gemäß feiern konnten. „Kannst du die Girlanden holen? Sie müssten oben sein?", bettete mich Wespe und ich tat wie gesagt. Als ich oben ankam, hörte ich jedoch Bos aufgeregte Stimme und sah nach ihm. Mit einer Kiste mit Girlanden in der Hand, stieß ich die Tür auf und erblickte Bo mit einigen Katzen Babys. Als er mich sah, erleuchtete sich sein Gesicht noch mehr. Er rannte zu mir und zog mich zu einem Eimer der auf dem Boden stand. Ich setzte die Kiste ab und bekam eine schwarz- weiß gefleckte Baby Katze in die Hand gedrückt. Fragend drehte ich mich um und erkannte Scipio. „Guck Riley! Scip hat mir Kätzchen geschenkt!", freute sich Bo. Ein kleines Miau ließ mich auf meine Hände starren, wo das Tierchen sich an meine Hand kuschelte. Bo rannte mit dem Eimer Katzen begeistert hinunter und ich hielt die kleine Katze liebevoll gegen meine Brust, wo sie sich dann anschmiegte. Ich lächelte sanft, als ich plötzlich ein Atem in meinem Nacken spürte. „Es ist gut das du da bist, es gibt etwas zu feiern", meinte ich und eine Gänsehaut zog sich meinen Nacken hinunter, als Scipio so nah an mir stand. Es war fast genauso, als wir in dem einen Haus eingebrochen sind und uns im Schrank versteckt hatten. Nur ohne Schrank und Einbrechen, dafür aber mit Katze. „Freust du dich nur deswegen, dass ich da bin?", fragte er und ich konnte das Grinsen förmlich raushören. Langsam drehte ich mich zu ihm und lehnte mich so weit zu ihm, dass sich unsere Nasenspitzen berührten. „Nein", flüsterte ich und biss mir auf die Lippe um mein Lachen zu verbergen. Scipio schloss seine Augen, nur darauf wartend, dass sich unsere Lippen berührten. Doch da konnte er schön weiter träumen, denn ich lehnte mich zu seinem Ohr und hauchte: „Du kannst jetzt auch Kisten tragen." Scipios Augen schossen auf, doch da ging ich schon kichernd, mit Katze auf dem Arm, weg. Immer noch schelmisch grinsend kam ich unten an und brachte die kleine Katze zu den anderen. Ich drehte mich um und sah wie Scip schon sein Glas hochhielt. „Auf Prop! Unseren neuen Chefbeuteverkäufer! Er war heute so gut, dass ich mir jetzt vielleicht mal eine Pause gönne!" „Aber das kannst du nicht! Barbarossa hat einen Kunden und der braucht einen Dieb! Er sagt da wäre viel Geld drin!", rief Riccio und stand auf. „Und ich helfe die Scip! Ich komm mit!", sagte Bo und strahlte frech. Ich musste über den kleinen immer wieder lächeln, doch Prosper fand das nicht so witzig. „Tust du nicht! Du tust solche Dummheiten nicht", meinte er deshalb und stand ebenfalls auf. „Scipio hat mir die Kätzchen geschenkt und jetzt helfe ich ihm stehlen, so!", gab Bo widerspenstig zurück. „Ich tu's!", unterbrach Scip die beiden und beugte sich zu Bo. „Mehr Geld, heißt auch mehr Kuchen für alle!"

Am nächsten Tag gingen Riccio und Prosper gleich zu Barbarossa um die Informationen zu holen und am übernächsten Tag, machten wir uns auch gleich auf den Weg zur Basilica San Marco, wo wir auf unseren Auftraggeber treffen sollten. Wir liefen alle Scipio in Reih und Glied hinterher, der uns mit der Maske über dem Gesicht anführte. Erster Scip, dann ich, Prosper, Mosca, Wespe, Riccio, Noah und als letzter Bo. Einige Menschen starrten uns komisch an, doch das störte mich nicht. Mich störte es viel eher, dass ich ein ständiges Gefühl hatte, dass wir ernsthaft beobachtet, fast schon ausspioniert wurden. Aber ich erkannte niemanden, also verdrängte ich den Gedanken schnell wieder. Die Basilica San Marco war von außen weiß und hatte viele goldenen Verzierungen. Wie bei fast allen Kirchen, schien das Bauen deswegen aufwändig gewesen zu sein. „ Prosper, Riley, ihr kommt mit mir. Die anderen warten hier!", ordnete Scipio strikt an und ein wenig stolz, dass ich mitdurfte, lief ich dann hinter ihm rein. Ich hörte Riccio noch meckern, war aber dann schon zu weit weg, um zu erkennen was genau er sagte. Die Kirche war fast leer, bis auf einen Mann der kniete und bettete, uns jedoch nicht einmal bemerkte. Wir gingen in den linken hinteren Teil, wo sich der Beichtstuhl befand, indem wir den Conte treffen sollten. Wir quetschten uns gemeinsam rein, ich zu Scips rechten, Prosper links. „Ob er schon da ist?", fragte Prosper nach einer Weile, als der Vorhang er anderen Seite plötzlich aufging. „Es gehört sich nicht, in der Kirche eine Maske zu tragen. Man trägt hier auch keinen Hut", stellte er streng fest und wendete seinen Blick langsam zu uns, wobei er nur Scipio genauer betrachtete. So viel ich erkennen konnte, war er alt, hatte weiße Haare und trug eine runde Brille, jedoch verbot mir das Gitter zwischen uns, mehrere Details auszumachen. „Einen Diebstahl im Beichtstuhl zu planen gehört sich auch nicht und deswegen sind wir ja da", konterte Scipio. Der Conte grinste. „Ich habe es also mit dem Herrn der Diebe zu tun. Du kannst die Maske auflassen, ich sehen trotzdem dass du ziemlich jung bist." „Ja und sie ziemlich alt. Spielt das Alter bei dieser Transaktion eine Rolle?" „Nicht im Geringsten. Nun den...", der Conte unterbricht sich selbst und hustet, macht dann aber ungestört weiter. „Senior Barbarossa hat euch vermutlich schon erzählt, dass ich jemanden brauche der mir etwas ganz Bestimmtes beschafft. Etwas, was ich bereits schon viele Jahre suche." „Wie steht es mit der Bezahlung?", fragte Scipio. Der Conte lacht kurz rau auf. „Wie ich sehe, bist du ein Geschäftsmann. Deine Bezahlung beträgt 50 000, zahlbar bei Lieferung." Prosper und ich keuchen unhörbar auf und wechseln angespannte Blicke. Scipio nickt ruhig. „50 00? Das hört sich nach einem fairen Preis an." Der Conte fährt mit seiner Erzählung fort. „Ihr werdet sehen, was ihr für mich stehlen sollte, ist überaus wertvoll. Aber nur für mich. Es besteht weder aus Gold noch aus Silber. Es besteht aus Holz." „Und wann sollen wir liefern?", forscht Scipio weiter. „Sobald euer Geschickt es euch möglich macht. Ich bin ein alter Mann, ich wünsche mir nichts weiter auf diese Welt, als dass was ihr stehlen sollt, in meinen Händen halten zu können." „Und wie gebe ich ihnen Bescheid?", informiert sich Scip. „Ihr findet alles in diesem Beichtstuhl, nachdem ich gegangen bin. Schickt mir eine Nachricht, wenn ihr erfolgreich wart und ihr findet am darauffolgenden Tag, einen Brief bei Barbarossa." Er beendete gerade den Satz, als er auch schon den Vorhang zuzieht, weswegen Prosper zusammenzuckte. Langsam verließen wir den Beichtstuhl, um sicher zu gehen, dass der Conte wirklich weg war und fanden einen Korb. Prosper stellte ihn ab. „Was ist da drin?", fragte ich neugierig. „Auf jeden Fall etwas das lebt", erklärte er. Alle drei wechselten wir Blicke und Scipio öffnete vorsichtig den Korb. Ein lautes Rascheln ertönte, was mich und Prosper kurz zurücktreten ließ, dann erkannten wir aber eine Taube. Scipio betrachte sie genauer. „Eine Brieftaube", stellte er fest. Prosper wollte weiter in den Korb gucken, doch ich schlug in zu. Mit dem Kopf deutete ich auf einige Touristen, die gerade die Kirche betraten. „Nicht hier", flüsterte ich und wir verließen diese gruselige Kirche endlich.

Königin der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt