We are not alone

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Es wurde langsam wieder hell und ich öffnete meine Augen, die noch rot waren, weil ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Ich lag wieder auf meinem Ast und schaute hoch in den Himmel, wie schon so oft. Man konnte noch einzelne Sterne entdecken, aber mit der Zeit verschwanden auch die Letzten und ich blickte über das Lager. Einige der Jugendlichen liefen schon rum, doch die meisten schliefen noch. Ich kletterte vom Baum runter und machte mich auf die Suche nach Wells. Er war zurzeit der Einzige der mich so nimmt wie ich bin und dafür bin ich ihn dankbar. Ich lief zum Dropship und musste dabei einige Sprüche der Andern einstecken. Ich versuchte es einfach zu ignorieren und lief weiter. Am Dropship angekommen, sah ich Wells jedoch nirgendwo und ich überlegte kurz wo er sonst noch sein könnte. Mir fiel zwar nichts ein, aber irgendwo musste ich ja anfangen zu suchen, also entschied ich mich zum Fluss zu gehen, welcher mittlerweile, mit dem Baum zusammen, mein Lieblingsplatz ist.

Als ich neben ein paar Jugendlichen vorbei lief, stellte sich mir einer von ihnen in den Weg. Ich erkannte ihn wieder, es war der Junge der mir gestern das Bein gestellt hat. Als ich an ihm vorbei wollte, hielt er mich am Arm fest und schubste mich wieder zurück, doch seine Hand nahm er nicht weg. «Lass mich los.», sagte ich zu ihm und riss mein Arm los. «Wegen dir ist meine Mutter tot.», sagte er mit einer gefährlichen Stimme und aus diesem Grund trat ich einen Schritt nach hinten, doch er tat es mir gleich und auf einmal kam seine Faust auf mich zugeflogen und traf mich mitten ins Gesicht, sodass ich auf den Boden fiel. Ich wollte mich aufrappeln, doch da kam er schon auf mich zugestürmt und packte mich am Hals, zog mich hoch und schmiss mich direkt wieder zu Boden. Es tat höllisch weh, denn der Boden war auch nicht gerade weich. Ich konnte mich nicht einfach verprügeln lassen und somit trat ich ihm, als er wieder auf mich zukam mit einem gezielten Tritt direkt in seine Kniescheibe, wodurch er laut aufschrie und auf die Knie fiel. Ich stand sofort auf und lief los. Ich lief in den Wald hinein, direkt in Richtung Fluss. Dort angekommen lehnte ich mich zuerst gegen einen Stein und musste ein paar Mal tief ein- und ausatmen. Ich war das nicht verdammt, aber ich muss den Kopf hinhalten und werde von den anderen für etwas vermöbelt, was ich nicht getan habe.

Als ich wieder einigermassen bei Kräften war, ging ich auf das Wasser zu, damit ich mich ansehen konnte. Na toll, ich hatte jetzt nicht nur eine Platzwunde am Kopf, sondern auch eine offene Lippe. Sehr hübsch. Ich sah wirklich nicht gerade gut aus. Meine sonst so makellose, helle Haut ist nun mit Dreck und trockenem Blut überzogen. Ich tauchte meine Hände in das Wasser, nahm sie wieder heraus und versuchte mir irgendwie das Blut abzuwaschen, was auch einigermassen gut funktionierte. Ich stand auf und machte mich auf den Weg zurück zum Lager. Ich weiss zwar nicht, ob das so eine gute Idee ist, aber wo soll ich denn sonst hin? Als ich im Lager ankam, versuchte ich den meisten Jugendlichen aus dem Weg zu gehen, was auch sehr gut funktionierte. Ich sah mich ein wenig um und entdeckte plötzlich Wells. Er war hinter dem Dropship und vergrub gerade die zwei Jungs, die sich damals im Dropship abgeschnallt haben. Ich ging auf ihn zu und liess mich auf einem Stein nieder. «Oh mein Gott Luna, wie siehst du denn aus?», sagte Wells, als er mich bemerkte und kam schnellen Schrittes auf mich zu und liess dabei die Schaufel, mit der er gearbeitet hatte fallen. «Einer der Jugendlichen hat mich geschlagen, aber ist halb so wild.», winkte ich ab und ich brachte ein eher bemitleidendes Lächeln hervor, was er aber gottseidank nicht bemerkte. Mein Blick ging zu einer Hand und mir fiel auf, dass Wells auch kein Armband mehr trug. «Wells, wo ist dein Armband?» Eigentlich war das gerade eine bescheuerte Frage, denn es war doch klar wer das war und damit kam mir auch wieder in den Sinn was Bellamy gestern gesagt hat. «Bellamy hat mich gestern Abend geweckt und ist mit mir irgendwo hingegangen und Murphy und die anderen haben mir das Armband abgenommen.» Jetzt wurde mir auch klar, was sie vorhaben. Sie wollen, dass die Ark denkt, dass Wells, Clarke und ich tot sind, damit sie uns nicht hierher folgen. Aber denken die wirklich, dass sie anders denken, nur weil die Kinder der Ratsmitglieder nicht mehr leben? «Tja fehlt nur noch Clarke.», sagte ich in einem ernsten Ton und hob meine Hand in die Luft, damit er sieht was ich meinte. Er sah mich ein wenig verwundert an. Entweder weil ich mein Armband nicht mehr anhatte oder weil er nicht wusste wovon ich spreche. «Wann haben sie es dir abgenommen?», fragte mich Wells etwas perplex und sah zuerst auf meine Hand und dann wieder in mein Gesicht. «Gestern Abend. Nachdem es angefangen hat zu regnen, bin ich weggerannt und Bellamy und Murphy sind mir dann gefolgt.», gab ich ihm als Antwort und schaute dann zu Boden. Er sagte nichts, was auch besser war, denn ich merkte wie ich wieder etwas wütend wurde. Er schaute mich nur mit einem traurigen Blick an, hob Kleider neben sich am Boden auf, welche wahrscheinlich den beiden Jungs gehörten und kam dann etwas auf mich zu. «Luna pass auf wegen Bellamy, er hat eine Waffe.», sagte Wells dann schliesslich zu mir und lief an mir vorbei. Ich hatte damit gerechnet, dass er irgendetwas sagt wie «Alles wird wieder gut.» oder «Du musst stark bleiben.», aber damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Ich lief ihm sofort hinterher und wollte genauer wissen was er damit meinte. «Wie meinst du das eine Waffe?», fragte ich ihn, als ich neben ihm herlief und sah ihn gespannt an. «Er hat eine Pistole, aber mehr weiss ich auch nicht.», sagte er nur und wir liefen schweigend weiter. Woher hat Bellamy die Pistole? Ich denke nicht, dass er sie einfach so bekommen hat, denn er war ja kein Gardist mehr. Ich denke auch die Pistole hat etwas damit zu tun, weshalb er hier auf der Erde ist und ich werde herausfinden was es damit auf sich hat, denn er wird sicher noch reichlich Probleme machen und mit einer Pistole kann es ja nur noch besser werden. Sarkasmus lässt grüssen.

Auch der Mond trägt einen SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt