Kapitel 2 - Erinnerungen über Erinnerungen

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Durch die Sonnenstrahlen geweckt, wachte Elsa unsanft auf. Sie hatte noch den Rest des Abends über Pitch Black nachgedacht. Tatsächlich hat es angefangen zu regnen, wie er es gesagt hatte. Die violette Blume lag auf ihrer Kommode, dort hatte sie Elsa kurz vor dem Schlafen hingelegt. Plötzlich kam Anna in ihr Zimmer rein geschlittert: "Ach Elsa, du bist auch wach?" Die Eiskönigin, so nannten die Leute sie, musste lachen: "Ja, jetzt kann ich erst Recht nicht mehr schlafen."
"Gut", meinte ihre Schwester und kramte aus ihrem Schrank ein weißes Kleid, dass mit blauen Flocken bestickt war, "zieh das an." - "Was? Warum?", Elsa war verwirrt und zog ihre Decke näher an sich. "Wir haben Besuch", erzählte ihre Schwester. "Und von wem", sie hoffte es war Pitch. "Einem jungen Mann, der sieht nicht schlecht aus. Ist aber nicht mein Typ, er sagt er will unbedingt mit dir reden und stell dir vor: er hat Zauberkräfte wie du!" Auf einmal horchte Elsa auf. Sie dachte bislang, sie sei die einzige mit so einer Begabung gewesen. "Er heißt übrigens Jack Frost", fügte sie hinzu. "In zehn Minuten bin ich unten", sagte Elsa, während sie aus ihrem Bett sprang. "Wie du meinst", lächelte Anna, "eure Hoheit!" Sie liebte es Elsa mit ihrem Titel zu necken, dennoch fand Elsa, das sie nicht keine würdige Königin sei im Gegensatz zu ihren Eltern.
Das Königreich habe ich kurzerhand  Schock gefrostet, erinnerte sie sich, doch sie versuchte das beste daraus zu machen.
Deine Magie ist wunderschön, hatte der Steintroll sie gewarnt, aber auch sehr gefährlich.
Bilder von Anna blitzten in ihrem Gedächtnis auf, als sie dachte, sie hätte ihre Schwester für immer verloren.
Sie spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und machte sich zurecht. Es ist vorbei, redete sie sich ein, ich kann meine Kräfte kontrollieren. Dann schaute sie auf ihrer Kommode nach der Blume. Noch immer lag sie da und sah noch frisch gepflückt aus, als würde sie niemals verderben. Elsa steckte sie in ihre Flechtfrisur und trat in dem Saal, wo Jack Frost auf sie wartete.
"Wachen", sagte sie gebieterisch, "lasst uns bitte einen Moment allein."
"Wie Ihr wünscht, Mylady", antwortete der Kommandant der Garde, er und seine Truppe verließen den Saal.
"Eine schicke Bude habt Ihr hier", sagte Jack, als Elsa ihm entgegen lief. Anna hatte sich nicht geirrt, was Jack anbelangte. Er hatte eisblaue Augen wie sie und auch seine Haare waren weiß wie reiner Schnee.
"Warum seid Ihr nach Arendell gekommen?", wollte Elsa wissen, "doch nicht nur um das Schloss zu begutachten?"
"Nein, da habt Ihr Recht. Ich wollte Euch eine Einladung überbringen", sagte er.
"Eine Einladung wofür? Schlösser begutachten?", sie war ganz Ohr.
"Nein, das nicht", er lächelte charmant, "der Notstand wurde ausgerufen. Seid um 16 Uhr an dem Gasthaus 'Zur Goldenen Rose' in Eregarth. Das ist so etwa eine Stunde von hier entfernt." Elsa verschränkte die Arme: "Ihr redet so als würde ich kommen." "Weil Ihr es auch werdet." "Und was macht Euch da so sicher?"
Er zuckte mit den Schultern: "Ich an Eurer Stelle würde kommen, ist doch interessanter als in einem öden Schloss abzuhängen und von langweiligen Beratern voll getextet zu werden." Von einem Tisch schnappte sich Jack eine Schokopraline und stopfte sie sich in den Mund. Schließlich setzte sich Elsa hin und legte ein Bein über das andere: "Punkt für Euch. Ich werde kommen, vielleicht aber auch nur."
"Und jetzt", kurz kaute er die Praline und schluckte sie runter: "Zum interessanten Teil. Könnt Ihr es wirklich? Also das mit dem Eiskräften. Alle reden darüber."
Die Königin von Arendell legte den Kopf schief und ließ eine Schneeflocke über ihre Handfläche tanzen: "Zweifelt Ihr daran?"
Abwesend blickte Jack nur noch Elsas Hand an: "Nein." Auch er ließ einen Schneehasen freien Lauf in der Luft: "Ich wusste nicht, dass es noch jemanden mit der selben Begabung gibt." "Das macht uns wohl zu etwas besonderem", Elsa lächelte, "gut zu wissen, das ich nicht allein bin." Sie stand auf, ging ein paar Schritte und blieb am Fenster stehen. Auf der kühlen Fensterscheibe malte sie eine Schneeflocke. Frost folgte ihr, bückte sich und hob etwas auf: "Es ist grauenhaft, das Gefühl zu haben, man ist allein auf der Welt. Darf ich, Mylady?" Er steckte ihr die Blume in ihr hellblondes Haar, sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht: "Danke." "Woher habt ihr die Blume", wollte Jack plötzlich wissen, es schien als weckte sie Erinnerungen in ihn auf. "Ich habe sie gefunden", log Elsa. Jacks Gesichtsausdruck verfinsterte sich: "Ich muss los, Mylady. Bis dann." Er lief schnell aus dem Saal als müsste er noch etwas wichtiges erledigen. Daraufhin erinnerte sich Elsa, wie sie Pitch auch so hinterher geschaut hatte. Zu ihrem Glück kam Anna mit Olaf im Gepäck in den Saal: "Und worüber habt ihr gesprochen?" "Ach nichts wichtiges, geschäftliches eben", sie zwang sich zu einem Lächeln. "Der hatte es aber eilig", gab Olaf von sich, "musste er aufs Klo?" Aufgrund Olafs Bemerkung fing Elsa an zu lachen: "Nein, er hatte nur was zu tun." "Ich habe Hunger!", rief Anna dann, "also wer auch?" "Du hast Recht, Zeit für's .. äh wie viel Uhr ist es?", hakte Elsa nach. "Viertel vor eins", schnaubte Anna. "Wir sind ja pünktlich fürs Mittagessen", grinste Elsa und hackte sich bei ihrer Schwester in ihren Arm hinein.


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