Jungkook Pov
"Ok, das reicht", sage ich, lege den Stift neben die Unterlagen, schließe die Augen und fange an meine Schläfen zu massieren. Niemand sagte jemals das der Job eines Polizisten einfach wäre, die meisten stellen sich wohl lauter Action, Verfolgungsjagden und gefährliche Situationen vor, in denen wir unsere Waffen brauchen, aber die Wahrheit ist, dass ein Großteil des Jobs auch daraus besteht, hinter dem Schreibtisch zu sitzen und sich manchmal echt uninteressante Probleme anderer Menschen anzuhören.
Ich liebe meinen Job, das ist es nicht, aber mir möchte einfach nicht begreiflich werden, wieso Menschen mit jeder Kleinigkeit zu uns kommen, wenn sie sie auch unter sich lösen könnten. Genau so ein Fall ist das gerade. Der Mann sieht mich mit großen Augen entschuldigend an und das, obwohl es viel eher die Frau sein sollte die sich schlecht fühlt.
"Hören Sie, Mrs. Lee", fange ich ruhig an, verschränke die Hände ineinander und sehe sie an. "Mr. Kim hat Ihnen bereits gesagt, dass er alles Geldtechnische mit seiner Versicherung geklärt hat. Sie kriegen die kosten für die Reperatur erstattet, womit soll ich Ihnen also noch helfen können?"
Der Mann, Kim Namjoon ist sein Name, ist beim ausparken aus versehen gegen ihr Auto gestoßen und hat einen kleinen Kratzer verursacht, der eigentlich kaum der Rede Wert sein sollte. Er hat die Polizei gerufen und wir haben Mrs. Lee, die Frau der das Auto mit dem Kratzer gehört, kontaktiert. Mr. Kim sagte, dass er versichert ist und Mrs. Lee den Schaden begutachten lassen könnte damit er die Reparatur bezahlt, aber sie war vollkommen außer sich, das ist sie immer noch.
Sie klammert sich an ihre kleine Handtasche in ihrem Schoß, wirft Mr. Kim einen kurzen, verachtenden Blick zu und beugt sich dann zu mir herüber. "Das kann es doch nicht sein. Was ist wenn er jemanden mit diesem Fahrverhalten verletzt hätte? So jemandem sollte der Führerschein entzogen werden! Ich möchte eine Anzeige erstatten, sofort."
Ich drehe mich um als ich höre, wie jemand hinter mir schmunzelt. Seokjin, der gerade dabei ist die verschiedensten Unterlagen zu sortieren, zwinkert mir zu bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwendet. Normalerweise ist das sortieren das schlimmste was einen Beamten treffen kann. Alles muss noch mal überprüft und ordentlich archiviert werden, es ist zum sterben langweilig, aber ich bin mir sicher das er sich gerade freut, weil er sich nicht diese Frau antun muss.
Wie gerne würde ich mit ihm tauschen. Ich würde mir gerade lieber all diese Unterlagen bis spät in die Nacht durchlesen als mir eine Minute weiter das Gerede dieser Frau anzutun.
"Ich sage es Ihnen gerne noch einmal." So freundlich wie es nur geht lächle ich sie an, auch wenn ich mir sicher bin das es gruselig statt freundlich aussieht. "Mr. Kim hat den Unfall gemeldet, es handelt sich also nicht um einen Unfall mit Fahrerflucht. Außerdem ist es nur ein geringer Schaden, der Privat behoben werden kann. Mr. Kim war zu dem Zeitpunkt des Unfalls nüchtern, es gibt also nichts wofür Sie ihn anzeigen müssen."
Sie öffnet den Mund um etwas zu sagen, kaum das ich ausgeredet habe, aber ich drehe mich einfach von ihr weg und lege den von mir beschrifteten Zettel vor Namjoon hin. "Das ist die Nummer von Mrs. Lees Versicherung. Ich bitte Sie das ganze mit Ihrer abzuklären damit es so schnell wie möglich gelöst wird und Mrs. Lee ohne Kratzer ihre Fahrten genießen kann. Brauchen Sie sonst noch irgendetwas?"
Erneut schiebt sich Mrs. Lee ins Bild und möchte etwas sagen, aber Mr. Kim schüttelt den Kopf und das reicht um mir zu sagen, dass das für mich beendet ist. Ich schiebe meinen Stuhl nach hinten und erhebe mich. Mr. Kim tut es mir gleich und ergreift meine Hand, die ich ausgestreckt habe.
"Sie brauchen keine weiteren Konsequenzen zu fürchten wenn Sie das mit Ihrer Versicherung klären. Für uns hat sich das geklärt, ich wünsche Ihnen alles gute."
Mr. Kim lächelt und verbeugt sich kurz. "Danke, das wünsche ich Ihnen auch." Er schnappt sich seine Jacke, die über der Lehne des Stuhles hing und schenkt sogar Mrs. Lee eine kurze Verbeugung, die sie aber mit eine verächtlichen Schnauben abtut.
Ich streckt auch ihr meine Hand zum Abschied entgegen, aber sie ignoriert sie während sie ihre Handschuhe anzieht. "Das ist eine Unverschämtheit. Polizei? Von wegen!" Sie wirft sich mehr als nur dramatisch ihre Tasche über die Schulter und verschwindet ohne meine Hand weiter zu beachten.
Wirklich stören tut es mich nicht, die Erleichterung über ihr Verschwinden ist dafür viel zu groß. Entspannt schließe ich die Augen und lasse mich wieder in den Stuhl fallen. Es würde mich nicht wundern, wenn sie morgen oder einige Tage später wieder auftaucht, vielleicht sogar mit einem Anwalt, der einem nur Leid tun kann, nur um zu versuchen ihre Idee mit der Anzeige durchzusetzen. Für heute allerdings habe ich meine Ruhe vor ihr.
"Jungkook", höre ich die Stimme einer meiner Kollegen und drehe mich um. "Du bist fertig mit deiner Schicht hier, du bist eingeteilt für die Streife, nicht wahr?", fragt mich Seokjin, der die Unterlagen beiseite gelegt hat und sich zum verlassen der Wache anzieht. Ich nicke nach einem Blick auf die Uhr und fange die Jacke auf, die er mir zu wirft.
"Wir wurden gerufen. Körperverletzung, das Opfer befindet sich im Krankenhaus."
Er schnappt sich zwei aufgeladene Funkgeräte, schmeißt mir eines in den Schoss und wartet an der Tür bis ich fertig bin und ihm folge. Er wirft mir den Schlüssel für den Streifenwagen zu, weil ich heute mit dem Fahren dran bin.
So schnell wie es nur geht schnallen wir uns an, starten das Auto und verlassen die Wache. Er lehnt sich im Sitz zurück und schließt glücklich darüber nicht länger mit diesen Unterlagen hantieren zu müssen die Augen, dabei fängt der Stress jetzt erst richtig an. Ich schalte die Heizung an und halte meine Hände davor als wir an einer roten Ampel halten.
"Was ist eigentlich genau passiert? Erzähl mir mehr, ich kann ja wohl kaum ohne irgendwelche Informationen dort auftauchen."
Genervt dreht er den Kopf zu mir und kramt sein Notizbuch aus der Tasche in seiner Hose, wo er sich bereits das gröbste notiert hat. "Das Opfer, 22 Jahre alt, wurde in seiner Wohnung angegriffen und mit einem Messer an der Schulter verletzt, bevor er mit einer Flasche bewusstlos geschlagen wurde."
"Gibt es schon einen Täter?", frage ich und sehe von der Seite wie er den Kopf schüttelt.
"Nein, er ist abgehauen bevor wir kontaktiert wurden. Das Opfer hat erst jetzt sein Bewusstsein wieder erlangt, er hatte keinerlei Ausweispapiere bei sich, aber er sagte der Ärztin das sein Name Kim Taehyung sei."
Ich nicke um ihm zu zeigen das ich die Information aufgenommen habe, aber es dauert eine Weile bis sie tatsächlich bei mir ankommt, zumindest diese eine Sache.
Es sind bereits Wochen vergangen seitdem wir angefangen haben miteinander zu schreiben, aber ich habe seinen Namen noch nie ausgesprochen gehört, nur im Chat geschrieben, deswegen brauche ich länger um zu begreifen was Jin gerade gesagt hat und was das für mich bedeutet.
Ich habe Taehyung heute mit Nachrichten überhäuft auf die ich keine Antwort bekommen habe. Ich dachte er wäre beleidigt wegen dem, was vorher zwischen uns vorgefallen ist, dabei konnte er mir gar nicht antworten, weil er niedergeschlagen wurde. Er wurde in seiner eigenen Wohnung angegriffen und der Täter ist geflohen.
Das ganze kann kein Zufall sein. Es muss mit dem verrückten zusammenhängen, der uns diese Handys hat zukommen lassen.
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Dark Room |Vkook - Texting|
Fanfiction«Die Zeit ist abgelaufen.» Taehyungs Alltag würden die meisten wohl als langweilig und eintönig beschreiben. Der Job als Fotograf hat schon lange aufgehört ihm Spaß zu machen und auch sonst gibt es nichts aufregendes in seinem Leben - bis ihm ein Ha...