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Jungkook Pov

"Jemand, der ebenfalls dieses Spiel spielt?", frage ich und sehe ihn verwirrt an. Das wir nicht die ersten sind, denen das ganze passiert, haben wir ja bereits festgestellt. Ich war es, der es ihm sagte, direkt nachdem ich ihm gebeichtet habe, dass ich mit der Polizei zusammen arbeite.

Vor uns gab es bereits einige andere, die von einem ähnlichen Erlebnis gesprochen haben. Erst vor einigen Monaten haben wir einen Mann fest genommen, nur etwas älter als wir, der versuchte uns klar zu machen das er unschuldig ist. 

Sein Name ist Min Yoongi, geboren am 9. März 1993 und damit 25 Jahre alt. Ich habe mir vorgestern erst noch einmal seine Akte angesehen, weil ich nach Gemeinsamkeiten von mir und Taehyung und ihm und dem letzten Opfer gesucht habe, aber da waren keine. Weder der Nachname, noch das Alter oder das Geburtsdatum, sowie es mit den jetzigen Opfern der Fall ist, stimmen überein. Min Yoongi ist weiter von Tae entfernt als es je jemand sein könnte und doch behauptet er, dieses Spiel gegen seinen Willen gespielt zu haben. 

Niemand glaubt ihm, wieso sollte man auch. Man hat bei einem Vergleich seiner Fingerabdrücke mit denen, die sich an der Waffe befanden, festgestellt, dass es sich um dieselben handelt. Yoongi hatte zu dem Zeitpunkt der Morde nie ein Alibi und hat sich auch immer in der Nähe des Tatorts befunden, das haben Aufzeichnungen der Überwachungskameras gezeigt. Es gab so viele Beweise, die gegen ihn sprachen und keine, die seine Aussagen unterstützten. 

Die Chats, zwischen ihm und dem letzten Opfer waren gelöscht, die Dateien, die angeblich Hinweise vom eigentlichen Täter sein sollten, beschädigt. Alles was er hatte war seine Geschichte, aber die konnte ihn nicht davor bewahren als Serienmörder verurteilt zu werden.

Auch ich habe ihm nicht geglaubt, das alles klang viel zu wirr für mich. Jemand, der ihm angeblich ein Handy vor die Tür legt und verlangt gefunden zu werden? Mal abgesehen davon, dass das Handy auf seinen Namen lief und sogar mit seiner Kreditkarte bezahl worden war, sprach auch generell die unschlüssigkeit all dessen gegen ihn. Aber eine Sache machte mich dennoch stutzig, nämlich die, dass er nicht der erste war, der sie erzählte. 

Genau wie wir nicht die ersten waren, so war er es auch nicht. Es gab einige vor ihm, die das gleiche erzählten, aber bei allen war es die gleiche Beweislage. Egal wie sehr man ihnen als Mensch glaubt, egal wie bewusst einem ihre Verzweiflung wird, man kann nichts tun, denn als Richter und als Polizist kann man nur einer Sache glauben: Beweisen. 

Jetzt sind wir es, die in ihrer Schuhen stecken. Der Mörder hat Taehyung gegenüber bereits mehr als nur klar angedeutet, dass er das letzte Opfer sein würde wenn es soweit ist und das würde bedeuten, dass ich Yoongi in der Zelle Gesellschaft leisten werde. Der Polizist, der ihm damals nicht geglaubt hat, wird für das selbe Verbrechen hinter Gitter gebracht, weil man dieses mal ihm nicht glaubte. Viel schlimmer ist aber der Gedanke, dass es Taehyung dann nicht mehr geben wird und alleine deswegen werde ich das nicht zulassen. 

"Er kam nicht mit der Absicht mich zu verletzen", sagt Taehyung nach einer gefühlten Ewigkeit der Stille zwischen uns in denen jeder in eigene Gedanken vertieft zu sein schien. "Ich habe ihn angegriffen, bevor er die Möglichkeit hatte zu sprechen, weil ich Angst hatte, aber als ich auf dem Boden lag, mit dem Messer in meiner Schulter, sagte er mir, dass wir beide Opfer seien, dass er ebenfalls dabei ist das Rätsel zu verlieren."

Meine Stirn entspannt sich, als ich langsam anfange zu verstehen, was das alles bedeutet. Dieser Mann war tatsächlich nicht da um Taehyung zu verletzen, er wollte seine Hilfe, weil er wusste das Taehyung in der gleichen Scheiße steckt wie er. Daher rührt auch das schlechte Gewissen von Tae, er hat jemandem die Hilfe ausgeschlagen ohne überhaupt zu wissen das er es getan hat, weil er dachte er würde sein eigenes Leben verteidigen. 

"Woher wusste er überhaupt von dir?", frage ich und ziehe eine Augenbraue nach oben. 

"Das hat er mir nicht gesagt, aber er sagte was anderes, was es verraten haben könnte." Sein Blick wandert kurz wieder zu seinen Händen, die nach wie vor zittern. Ich kenne diese Reaktion des Körpers, es war bei mir genau so als ich das erste mal mit meiner Waffe auf einen Menschen geschossen haben, es sind die Schuldgefühle, die einen nicht vergessen lassen. 

"Was war es? Was hat er dir gesagt?" 

Man hört, wie die Stimmen von Hoseok und Jin vor der Tür lauter werden und auch Tae bemerkt das. Er dreht sich verwirrt in die Richtung, als hätte er erst jetzt bemerkt was hier passiert, aber ich lege meine Hände auf seine Wangen und drehe sein Gesicht wieder zu mir um mir seine Aufmerksamkeit zu sichern. Er war die ganze Zeit über in seiner eigenen Welt, sein Gewissen muss ihn belastet haben, er hat nicht mal mein Erscheinen bemerkt. Wenn er seine Aufmerksamkeit jetzt auf Hoseok richtet, verliere ich ihn. 

Sein Blick schweift erneut kurz ab, aber er richtet ihn schnell wieder auf mich und als seine Augen wieder auf meine treffen, vergisst er alles um sich herum. "Er sagte mir, dass seine Zeit in vier Tagen vorbei sein würde. In vier Tagen würde der sechste Mensch sterben, nämlich er selber." 

In vier Tagen... Das heißt, dass der Kerl, der Tae in seiner Wohnung aufgesucht hat das Handy nicht einmal am selben Tagen bekommen hat wie wir, ein weiterer Unterschied. Bei ihm hat das ganze bereits am 05. Oktober 2017 angefangen, noch bevor es das bei uns tat. 

"Ich glaube, dass ich sein letzter Hinweis war. Ich war seine letzte Hoffnung."

Tae umklammert meine Handgelenke und befreit sich aus meinem Griff um den Kopf wieder zu senken und seine Hände anzustarren. Da ist es wieder, sein schlechtes Gewissen oder viel mehr seine innere Stimme, die ihm einredet, dass er die Schuld an all dem trägt. Wenn das so weiter geht, wird diese Stimme ihm tatsächlich in vier Tagen einreden, dass der Tod dieses Mannes seine Schuld war, aber ich werde es nicht so weit kommen lassen. 

"Hör zu, Tae. Weißt du was morgen für ein Tag ist?", frage ich und ernte einen verwirrten Blick dafür.

"Der 02. April." 

Ich nicke und nehme seine Hand wieder in meine als er mich mit großen Augen ansieht weil er zu verstehen scheint was das bedeutet. Verwirrt sieht er von mir zu unseren Händen und versucht sich mir in einem Moment der Klarheit zu entziehen, aber statt ihn frei zu geben, nehme ich auch noch meine andere Hand dazu und umschließe beide.

"Richtig, der dritte Mord und so unmenschlich es auch klingen mag, es bedeutet auch, dass es einen weiteren Hinweis geben wird." Ich schüttle den Kopf und sehe ihn ernst an. "Ich werde dieses Spiel nicht verlieren, ich werde es nicht bis zum 02. Juli kommen lassen, also hab keine Angst. Du hast dein Handy hier, nicht wahr? Behalte es im Auge, weil ich dir schreiben werde. Ich werde alles tun um dich zu beschützen, ich werde diesen Mistkerl finden und wenn es sein muss, dann bringe ich ihn eigenhändig um."

Dark Room |Vkook - Texting|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt