Luisa PoV:
Weißer Atem entfuhr meiner Lunge. Wie versteinert stand ich da, nicht in der Lage mich irgendwie zu bewegen. Ein leises „Nein“, entwich mir, ehe alles ganz schnell ging. Max prallte auf dem Boden auf und die Menge holte geschockt Atem. Regungslos rutschte er den Berg hinunter und blieb anschließend im Schnee liegen.
Ich bekam gar nicht mit, wie ich mich aus meiner Starre riss und auf die Flügeltür zu rannte. „Max!“, rief ich, wurde aber plötzlich zurück gerissen. Anne drückte mich mit all ihrer Kraft zu sich zurück und ließ mich nicht zu ihm.
Tränen der Wut stiegen mir in die Augen und ein Schluchzer entfuhr meiner Kehle. Ich hörte auf gegen Anne zu kämpfen und ergab mich. Jedoch ließ meine beste Freundin mich nicht los. Fassungslos versuchte ich einen Blick auf Max zu erhaschen, doch die vielen Sanitäter und die aufkommenden Tränen versperrten mir die Sicht.
„Luisa. Luisa! Sieh mich an!“, brüllte Anne und drehte mich zu sich herum. „Er wird das Schaffen. Er wird das überleben. Er wird leben“, sagte sie versucht ruhig, wobei ich ganz genau ihren schwankenden Unterton hörte.
„Er ist genauso gestürzt wie er. Genauso. Ich ertrage das nicht. Bitte, können wir gehen. Bitte“, murmelte ich mit erstickter Stimme und zitterte dabei am ganzen Leib. „Wir fahren mit ihm ins Krankenhaus. Die nächste Klinik hier ist glaube ich St. Veit, warte hier. Ich frage schnell nach“, Anne nickte beruhigend als sie dies sagte. Dann verschwand sie für kurze Zeit.
Zitternd atmete ich aus und drehte mich wieder zu dem Geschehen um. Zahlreiche Sanitäter standen um Max herum, der noch immer auf dem Boden lag. Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper und krallte meine Fingernägel durch meine dicke Winterjacke hindurch in meine Oberarme.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass Anne auf die Sanis zusprang und anschließend irgendetwas mit jemandem beredete, anschließend nickte sie und verschwand wieder. Wenig später jedoch stand sie neben mir und drückte meine Schulter.
„Sie bringen ihn in die Landesklinik St. Veit. Komm, wir fahren da hin“, sagte sie mit ihrer ruhigen Stimme, die ich nur hörte wenn sie mit einem ihrer Patienten sprach. Zitternd nickte ich und ließ mich von ihr zurück zum Hotel führen. Sie kramte meinen Autoschlüssel aus meiner Jackentasche und wurde anschließend von ihr auf den Beifahrersitz bugsiert und angegurtet.
Ich hörte nichts mehr. Fühlte nichts mehr. Nichts mehr spürte ich. Da war nur die Leere, die ich das letzte Mal vor knapp drei Jahren gespürt hatte. Nicht einmal Wut gegenüber den Veranstaltern oder Mark konnte ich spüren. Da war schlicht und einfach nichts. Das einzige was ich wahrnahm war das schrille Piepsen in meinem Ohr.
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Wie ich lernte zu fliegen
Fiksi UmumLuisa verlor bei einem tragischen Schicksalsschlag alles. Ihr Vertrauen, ihren Mut. Seitdem stehen ihre Ski in der Ecke. Viel zu groß ist ihre Angst. Doch als eines Abends ein mysteriöser Mann vor ihrer Haustür steht, und nach einem Kanister Benzin...