Run

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Zufrieden sah ich mich im Spiegel an, fuhr mir nochmal durch meine mintfarbenen Haare. Ich trug ein schwarzes Hemd mit einer schwarzen Hose. Ich ging die Treppen hinunter und beobachtete, dass meine Eltern schon wieder stritten. Man, sie konnten es einfach nicht sein lassen.
Ich ignorierte das Ganze und verschwand ohne mich von ihnen abzumelden aus dem Haus und machte mich auf den Weg zu der Tanzschule, in der Jungkook und Jimin heute ihren Auftritt haben würden. Unterwegs traf ich auf Taehyung, da wir uns verabredet hatten. Wir wollten zusammen hingehen und auch einer der Ersten sein. Wenn ich genauer darüber nachdachte, würden er und Jungkook kein schlechtes Paar abgeben. Vor allem war ich ihn dann los und hatte Jimin wieder für mich allein. Vielleicht wäre ich dann auch nicht mehr so eifersüchtig.
Wir waren ein paar Minuten vor den Anderen da, weshalb wir uns schon mal Plätze suchten. Neben uns waren noch drei Weitere frei und nach kurzer Zeit waren wir vollzählig. Jeder von uns hatte sich herausgeputzt, war das Ganze doch etwas besonderes. Ich sah mich im Saal um, während die Anderen sich miteinander unterhielten und beschloss mir noch etwas die Beine vertreten zu gehen. Ich gab Hoseok neben mir kurz Bescheid, ehe ich die Gänge hier erkundete. Es dauerte nicht lange, da traf ich zufälligerweise auf Jimin. Überrascht sah er mich erst an, ehe er mich anlächelte und mich schließlich umarmte. Ich erwiderte die Geste und sah ihm anschließend an, wie nervös er doch war.
„Hey, du wirst das schon meistern. Du bist immerhin Park Jimin. Wenn das hier einer rockt dann du. Du bist derjenige, der Hobi Konkurrenz macht." Und damit brachte ich ihn zum Lachen. Da war es wieder. Das Lachen, in das ich mich vor einiger Zeit verliebt hatte.
„Danke Yoongi..." Wir sahen uns einen Augenblick lang in die Augen und es schien, als seindie Zeit stehen geblieben, bis ich Schritte hinter mir vernahm.
„Jimin! Hier steckst du." Und schon stand ein grinsender Jungkook neben uns.
„Ich hab dich schon überall gesucht. Wir müssen los. Gleich gehts los." Ja. Er war genauso aufgeregt. Kein Zweifel. Warum musste er eigentlich immer dann auftauchen, wenn es gerade ungünstig war?
Skeptisch sah er zwischen Jimin und mir hin und her, hielt einen Moment inne und überlegte. Schlagartig wurden seine Augen groß und er sah wirklich schockiert aus. Hätte ich gewusst, was in seinem Kopf vorging, hätte ich ihn auf jeden Fall aufgehalten.
"Seid ihr zusammen?" Ok Yoongi. Bleib ruhig. Keep it cool! You got this.
"Nein. Wie kommst du darauf?", wollte Jimin nach kurzer Zeit wissen. Gut, dass würde mich auch interessieren. War es mittlerweile so offensichtlich geworden?
„Sah kurz so aus und ihr verhaltet euch auch irgendwie so... Beeil dich, nur noch wenige Minuten und dann sind wir dran." Und damit verschwand er. Sein Grinsen hatte allerdings weder Jimin noch ich bemerkt. Leider.
Als wir wieder allein waren, bekam ich Jimins volle Aufmerksamkeit. Lächelnd ergriff er mit seinen kleinen, süßen Händen die meine und lehnte sich vor. Ich verstand, worauf er aus war, und lehnte mich ebenfalls vor, bis unsere Lippen aufeinander trafen, ein kurzer Kampf zwischen uns entstand. Zum Glück wartete Jeder schon, dass sie endlich mit ihrer Aufführung beginnen würden, so dass wir die Einzigen waren, die nicht dort waren wo sie hingehörten.
Ich ging zurück zu meinem Platz und erst bei Beginn der Aufführung bemerkte Hoseok, dass ich wieder da war. Er wollte mich wohl fragen, wo ich so lange gewesen war, jedoch konnte er seine Augen nicht von der Bühne abwenden. Mir ging es nicht anders, klebten meine Augen nur auf Jimin. Ich konnte sie kurz abwenden und sah rüber zu Taehyung, der Kookie mit seinem Blick förmlich zu verschlingen schien. Ja, die Beiden würden echt ein gutes Paar abgeben. Ich wendete mich wieder meinem Freund zu und sah mir die Vorstellung an, bis sie zu Ende war. Wir Fünf beschlossen danach die anderen Beiden unseres Squads aufzusuchen. Backstage wurden wir dann auch fündig. Wir warteten noch kurz, da sie momentan von ihrer Truppe umringt waren, bis sie Zeit für uns hatten, ehe wir zu Ihnen gingen. Wir standen etwas Abseits, so dass wir trotz der Menschenmenge hier im Raum unter uns waren. Ich wurde beinahe von Jimins Mutter umgerannt, als sie, dicht gefolgt von ihrem Mann, zu uns stürmte. Sofort fiel sie ihrem Sohn um den Hals, lobte ihn und tat All das, was eine gute Mutter tun musste. Irgendwie war ich etwas neidisch darauf. Meine Eltern mochten mich zwar, aber ich bezweifelte, dass sie auch so reagieren würden.
Um meinen Neid so gut wie es ging zu verstecken, rückte ich etwas in den Hintergrund, konnte es so oder so nicht leiden, in der Menge zu stehen. Ich beobachtete nur noch, wäre aber am Liebsten dazwischen gegangen, als Jungkook urplötzlich meinen Jimin umarmte, ihn für Alles dankte. Dafür, dass er ihn aufgebaut und motiviert hat, als er es eben nicht war. Gut, daran war zwar jetzt nichts schlimmes, dennoch wollte ich der Einzige sein, der ihn in den Armen hielt. Sie lösten sich wieder voneinander und erst da merkte ich, dass ich wohl angespannt die Luft angehalten haben musste. Ich atmete aus und sah mir das Schauspiel weiter an. Jungkook hielt den Kleinsten in der Runde am Unterarm fest, bevor er ihn grinsend an sich zog und ihn schließlich küsste.
Meine Welt brach zusammen.
Ich verlor den Boden unter den Füßen.
Was zur Hölle sollte das?!
Wütend drehte ich mich direkt um und ging. Niemand schien mein plötzliches Fehlen zu merken, so dass ich mich alleine in der Stadt wiederfand. Kurzerhand ging ich in einen Kiosk und kam mit ein paar Flaschen Soju raus. Ich hatte mir zwar eigentlich vorgenommen, den Alkohol in den seltensten Fällen anzurühren, doch ich hatte momentan das Bedürfnis etwas zu trinken. Ich ging in den Park und ließ mich dort auf einer Bank nieder. Ich war ganz alleine hier, war es immerhin schon dunkel und die Leute waren entweder zu Hause oder mit Jemanden unterwegs und würden ganz sicher nicht allein durch den Park gehen, war das doch immerhin nicht ganz ungefährlich.
Nach einiger Zeit, in der ich schon die meisten Flaschen geleert hatte, vernahm ich Schritte und blickte in die Richtung, aus der sie kamen. Sekunden später stand ein völlig erschöpfter Jimin vor mir, welcher mich traurig ansah. Wollte er mir jetzt Vorwürfe machen? Ich konnte nichts für die momentane Situation! Er hätte auf Abstand gehen müssen.
„Yoongi ich-"
„Spar es dir...", unterbrach ich ihn kalt und sah ihn dabei nicht an. Ich wollte jetzt einfach alleine sein.
„Nein... Hör mir zu. Ich wollte das nicht. Ich wusste nicht, was er vorhatte. Ich-"
„Was genau an lass gut sein verstehst du nicht?!" Bedrohlich baute ich mich vor ihm auf und ich merkte, wie er ängstlich zurückwich. Er hatte also Angst vor mir... Gut, die sollte er auch besser haben. Instinktiv griff er nach meiner Hand und wollte mir die Flasche aus der Hand nehmen. Jedoch entriss sie ihm und wurde diese Nacht zu dem, was ich auf keinen Fall sein wollte.

So far away - YoonMinWhere stories live. Discover now