„Spielst du mir was vor?" Ich deute auf Avi's Gitarre hinter ihm im Gras.
„Klar. Hast du einen bestimmten Wunsch?" Mit wenigen Griffen hat er sie ausgepackt und schaut mich fragend an.
„Hmm..." Ich überlege ein paar Augenblicke. Welches meiner Lieblingslieder könnte er kennen? „Kannst du Gravity von Sara Bareilles?"
„Klar!"
Sein Gesicht hellt sich auf und er beginnt kurz ein paar Seiten zu zupfen, dann spielt er den ersten Akkord.
Eine wohlige Wärme macht sich in mir breit und ich merke, wie ein Lächeln auf meinem Gesicht erscheint. „Something always brings me back to you", beginne ich mit sanfter Stimme zu singen.
Avi wirft mir einen überraschten Blick zu. Er ist jedoch freundlich und aufmunternd. Das gibt mir den Mut, weiter zu singen.
„It never takes too long."
Ich schließe meine Augen, um mich besser der Musik hingeben zu können. Ich merke, dass die Stimmen der Gruppe nebenan verstummt sind. Doch ich lasse mich davon nicht irritieren, sondern singe weiter.
„Set me free
Leave me be
I don't wanna fall another moment into your gravity"Das Lächeln auf meinem Gesicht wird breiter und ich öffne meine Augen wieder. Sofort sehe ich Avi, der mir ermutigend zulächelt, dann sehe ich die Menschen der Gruppe, die mir gebannt zuhören. Ein unbeschreibliches Gefühl macht sich in mir breit und ich möchte am liebsten für immer hier sitzen bleiben, singend mit Avi mit seiner Gitarre neben mir.
„When I thought that I was strong."
Für einen Moment sind alle meine Sorgen vergessen. Das einzige, was jetzt noch zählt, ist, dass ich tue, was ich liebe. Das Singen war immer meine große Leidenschaft. Schon als kleines Kind hatte ich den Traum, Sängerin zu werden. Doch ich hatte nie den Mut und die Unterstützung, um ihn zu verwirklichen.
„That you're everything I think I need here on the ground"
Ich muss meine Augen wieder schließen, die Emotionen drohen mich zu überwältigen. Ich weiß, dass es nur ein Moment ist. Und jeder Moment hat irgendwann ein Ende. Doch ich möchte ihn nicht enden lassen. Ich möchte ihn für immer halten, in mein Herz schließen und nie mehr loslassen.
Viel zu schnell singe ich die letzten Worte des Liedes:
„It never takes too long"
Ich öffne meine Augen nicht, in der Hoffnung, dass der Moment so noch länger andauert. Ein paar Sekunden ist noch Ruhe, dann holt mich ein lauter Applaus aus meiner kleinen Welt.
Erschrocken reiße ich die Augen auf und blicke direkt in das strahlende Gesicht von Avi. Dann wandert mein Blick weiter zu der Menschengruppe neben uns. Ihre Blicke liegen auf mir und sie lächeln mir aufmunternd zu, während der Applaus langsam abebbt.
„Das war großartig, Sie haben eine unglaubliche Stimme", ruft eine junge Frau mir zu und einige andere nicken zustimmend. Ich merke, wie ich rot werde. So viel Lob und Anerkennung bin ich gar nicht gewohnt, doch trotzdem bringe ich ein freundliches „Vielen Dank" hervor.
Schnell wende ich mich wieder Avi zu.
„Sie haben Recht, das war wirklich unglaublich. Ich wusste gar nicht, dass du singen kannst."
„Na ja, es ist keine große Sache", fange ich verlegen an, „außerdem bist du viel besser."
„Keine große Sache? Ich glaube, du hast die Bedeutung von diesen Worten nicht richtig verstanden. So toll singen zu können erfordert nicht nur eine Menge Talent, sondern auch Übung. Und sag nicht noch einmal, ich wäre besser, denn das stimmt ganz offensichtlich nicht."
Seine Worte lösen etwas in mir aus, ein wohliges Gefühl mit einer Mischung aus Freude, Aufregung und Dankbarkeit macht sich in mir breit und hinterlässt mich sprachlos. Avi scheint das nicht zu bemerken oder zumindest nicht zu stören, denn er redet gleich weiter.
„Solch eine Gabe solltest du auf gar keinen Fall einfach so wegschmeißen. Du musst etwas daraus machen. Vielleicht kommt das jetzt etwas überraschend, aber hast du Lust mit mir Straßenmusik zu machen?"
„Ähh...", stottere ich, schon bevor die Frage richtig zu mir durchsickert.
Avi will Musik machen. Mit mir. Auf der Straße. Allein. Oh Gott.
Ich brauche einen Moment, bis ich es ganz realisiere und Freude in mir aufkommt. Aber mit ihr kommen auch Sorgen. Was, wenn Avi mich einfach allein lässt, mir etwas antut oder sonst irgendetwas macht, das mich völlig aus der Bahn wirft? Doch etwas tief in mir, ein kleines Gefühl sagt mir, dass ich ihm vertrauen kann. Und zur Not ist auch weglaufen mal eine Lösung.
Ich nehme all meinen Mut und meine Kraft zusammen.
„Ja gerne, das wird bestimmt großartig."
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Tja, wer kennt es nicht. Man nimmt sich etwas vor, denkt dann aber, dass man noch ganz viel Zeit dazu hat. Und ehe man sich versieht sind die Ferien zu Ende, die Schule beginnt und man hat nichts geschafft... Noch dazu spinnt Wattpad bei mir gerade (Ich arbeite zur Zeit mit einer Mischung aus Deutsch, Französisch und Englisch und das Kapitel wurde einfach mal wieder gelöscht)
Ich wünsche trotzdem noch ein frohes neues Jahr und dass alle Wünsche in Erfüllung gehen mögen!
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Die Musik der Nacht
FanfictionKirstie trennt sich von ihrem Freund. Als sie durch die Straßen zieht, begegnet sie dem Straßenmusiker Avi. Gemeinsam erkunden sie die nächtliche Stadt mit ihren unbekannten Klängen. Dabei lernen sie sich immer besser kennen. Doch die Nacht birgt ni...