8. Kapitel

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Die kalte Nachtluft schlägt mir entgegen. Ein leichter Lufthauch lässt meine Haare kurz durch die Luft fliegen. Erleichtert atme ich einmal tief ein und aus. Sofort füllt die frische Luft meine Lungen und bläst den Schmerz allmählich aus meinem Kopf. Entspannt öffne ich meine Augen.

„Besser?", dringt eine flüsternde Stimme an mein Ohr.

„Auf jeden Fall."

Die laute Musik dringt nur noch leise zu mir. Die Straße vor mir ist auch recht still. Nur noch wenige Autos sind hier um diese Uhrzeit unterwegs. Meine Kopfschmerzen verschwinden Stück für Stück und ich kann langsam wieder klar denken. Meine Wangen glühen und meine Füße schmerzen, doch ich bin glücklich.

„Danke."

Ich merke, wie Avi mir einen verwirrten Seitenblick zuwirft. „Wofür?"

„Dass du mich zum Tanzen überredet hast. Das war toll, mir hat es echt Spaß gemacht."

„Das ist schön. Normalerweise sind Clubs nicht so mein Fall und Tanzen erst recht nicht. Keine Ahnung, was mich da plötzlich überkommen hat. Aber ich muss zugeben, mir hat es auch ein bisschen gefallen."

„Ein bisschen?" Ich drehe meinen Kopf zu ihm und lege ihn schief.

„Na gut, vielleicht doch ein wenig mehr."

„Sicher?" Ich fange an zu kichern und auch auf seinem Gesicht macht sich ein Lächeln breit.

Noch ein paar Sekunden schaut er mir herausfordernd in die Augen. „Ok, du hast ja recht. Er hat nicht nur ein wenig Spaß gemacht. Es war super!"

Dann brechen wir beide in schallendes Gelächter aus.

Als wir uns endlich wieder beruhigt haben, wird Avi ernst und fragt mit ruhiger Stimme: „Und was wollen wir jetzt machen?"

Ratlos zucke ich mit den Schultern.

Da fällt mein Blick auf ein Haltestellenschild. „Fährt dort ein Nachtbus?"

Jetzt ist Avi der, der ratlos ist. „Ich habe keine Ahnung, schließlich wohne ich nicht hier, im Gegensatz zu dir."

„Aber auch erst seit Kurzem, außerdem war ich in diesem Teil der Stadt noch nie!", protestiere ich.

„Wie wäre es, wenn wir einfach mal nachschauen?", erwidert er daraufhin.

„Äh ja, das wäre auch eine gute Idee."

Gemeinsam legen wir die wenigen Schritte bis zur Haltestelle zurück. Avi wirft einen schnellen Blick auf den Plan, dann zieht er sein Handy aus der Hosentasche.

„Der nächste Bus kommt in etwa fünf Minuten. Wollen wir darauf warten oder irgendwas anderes machen?"

„Wohin fährt er denn?"

Avi schaut noch einmal auf den Plan. „Also Endhaltestelle ist am See."

Ein kribbeliges Gefühl macht sich in mir breit. Ich liebe das Wasser.

„Au ja!", rufe ich deshalb.

„Gut, dann lass uns zum See fahren!", stimmt Avi zu.

Anscheinend ist er genauso begeistert von der Idee, wie ich.

Nach ein paar Minuten, die wir beide schweigend nebeneinander verbringen, taucht der Bus auf. Mit einem leisen Quietschen bleibt er vor uns stehen und öffnet die Türen.

Ein kräftiger Mann schaut uns lächelnd an. „Ich nehme mal an, ihr beide wollt mitfahren?"

„Ja, klar", antworte ich und steige ein. Avi folgt mir schweigend.

„Wie viel kosten zwei Fahrkarten bis zum See?", frage ich höflich und will schon meine Geldbörse hervorkramen.

„Die Nachtbusse sind bei uns kostenlos. Viele nutzen sie auch einfach, um mal kurz eine Mütze Schlaf zu bekommen."

Er zeigt auf eine junge, brünette Frau, die mit geschlossenen Augen auf einen Fensterplatz gekauert ist. Ansonsten ist der Bus leer.

„Also genießt einfach die Fahrt bis wohin ihr wollt."

„Oh, Ok", antworte ich überrascht und wende mich an Avi. „Wo wollen wir sitzen?"

„Ganz hinten?", er wirft mir einen fragenden Blick zu.

„Super!" Mit schnellen Schritten folge ich dem Gang bis nach hinten und lasse mich auf einen der weichen Sitze fallen.

Nachdem Avi sich neben mich gesetzt hat, fährt der Bus weiter. Entspannt drehe ich mein Gesicht zum Fenster und beobachte die nächtliche Stadt, die an mir vorbei zieht. Als der Bus auf eine größere Straße biegt, tauchen auch wieder mehr Menschen auf.

„Verrückt, wie viele Leute jetzt noch unterwegs sind. Das sind ja fast so viele wie tagsüber", murmelt Avi, dessen Blick meinem gefolgt ist.

„Hmm, echt verrückt", stimme ich zu, „während die einen schlafen, sind die anderen noch hellwach." „Die Stadt schläft niemals", unterstützt Avi meine Aussage.

„Trägt nicht New York den Titel der Stadt, die niemals schläft?" Fragend drehe ich mich zu ihm.

„Ich glaube schon. Aber hier würde es auch passen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 18, 2018 ⏰

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