Kapitel 4

26 7 1
                                    

"Danke fürs Fahren", verabschiedete ich mich von meiner Mum und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange.
"Gern gemacht, Liebling. Und ganz viel Spaß", wünschte sie mir. Dabei bekam sie ihr seltsames Lächeln nicht aus dem Gesicht.
"Mum...hör auf so zu grinsen!" Vorwurfsvoll starrte ich sie an, doch das Zucken um meine Mundwinkel verriet meine Belustigung anstatt meines Ärgers.
"Was? Seit wann darf man hör nicht mehr freundlich lächeln?" Grinsend hob sie ihre Hand um mir durch meine Haare zu fahren.
"Nein!" Geschickt wich ich ihr lachend aus, beide Arme über meinen Kopf haltend. "Für die Frisur habe ich mir einmal Mühe gegeben!"
Ich öffnete die Autotüre und flüchtete aus dem Wagen.
"Alles klar...Dann doch viel Spaß", rief mir meine Mum mit lautem Gelächter nach.

Im Gebäude angekommen hielt ich nach meinem Freundinnen, oder auch einfach Mädchen aus der Klasse, ausschau. Schon bald hatte ich sie in einer Ecke erkannt, und ging so schnell wie möglich auf sie zu. "Hi", begrüßte ich meine Freunde erleichtert und umarmte sie kurz.
Dann setzte ich mich auf die Bank und zog mir meine Straßenschuhe aus. Schließlich holte ich ein paar Tanzschuhe aus meinem Beutel und zog sie an. Das brachte mir auch sofort die bewundernden Blicke meiner Freundinnen ein. "Du hast schon die passenden Schuhe?" Erstaunt und etwas neidisch blickten sie mich an.
"Ja...ein kleines Geschenk von meiner Mum", gab ich schulterzuckend zurück und lächelte sie leicht an. Unruhig näselte ich am Verschluss herum. Ich könnte es nicht ausstehen, wenn alle Blicke auf mich gerichtete waren. Am schlimmsten war es, wenn auch fremde Ihre Aufmerksamkeit auf mich gerichtet hatten. War diesmal auch der Fall war...

"Oha Larissa. Du hast voll die schöne Frisur", bemerkte ein Mädchen aus meiner Klasse.
"Dankeschön." Ich zwang mich zu einem Lächeln und versuchte nicht unbehaglich von einem Bein aufs andere zu treten. "Aber dein Outfit ist echt...top."
"Echt? Danke!" Sie lächelte zurück. Dabei fuhr sie sich mit ihren Fingern durch die langen Haare und musterte mich mit nichtssagenden Miene.
Ich nickte ein paar mal und atmete tief ein und aus. Ich hasste nichts mehr als Smalltalk. Sicher, sie war nett und würde hinter meinem Rücken nicht sofort schlecht über mich reden...vermute ich zumindest mal. Dennoch war es viel zu oberflächlich. Und ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich die unangenehme Stille zwischen uns brechen könnte.
"Und hast du schon einen fixen Tanzpartner?"
Zum Glück hatte sie etwas gesagt! Gleichzeitig bemühte ich nicht meine Augen zu verdrehen. Als gäbe es keine wichtigeren Themen, als Jungs. "Nein, noch nicht. Du?"
"Nein...ich hoffe mal hier sind ein paar süße Typen", gab sie zurück und lachte auf.
Ich nickte ein paar mal und versuchte mich möglichst unauffällig nach einer Entschuldigung umzusehen. "Hast du..." Ich brach ab und schluckte. Ich hatte keinen blassen Schimmer was ich sagen wollte. Wie auf einen Schlag war mein gesamtes Gehirn wie leer gefegt.
"Was?" Mein Gegenüber zog eine Augenbraue hoch und sah mich leicht irritiert an.
"Hast du irgendwo Sabrina gesehen?", beendete ich den angegangen Satz nicht besonders überzeugend.
"Nein, leider nicht."
Wieder eine Pause, wo keiner wusste, was er sagen sollte. Ich hasste solche Momente, wusste aber nicht, wie ich ihn brachen sollte. Wenn ich jetzt etwas mehr bei Jungs sagte, wirkte es deplatziert. Und wenn ich nichts sagte...wirkte es dann unhöflich? Fast hörte ich die Mädchen bereits kichern. Wie sie über mich lachten.
Okay, stopp jetzt, befahl ich mir siebst. Du bist...lächerlich.

Dann sah ich meine Rettung im Augenwinkel auftauchen. "Ah...da drüben ist sie. Ich geh schnell zu ihr hin", erklärte ich, während ich aufstand und so schnell wie möglich die Flucht ergriff. Endlich weg.
"Hey", begrüßte ich meine Freundin und schloss sie in meine Arme.
"Hi." Sie lachte leise auf und fügte hinzu: "Was ist denn passiert? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen!"
"Kein Gespenst", beruhigte ich sie. "Nur ein Versuch smalltalk zu machen."
"Ach komm. Und warum machst du dann so ein Gesicht." Sabrina zog eine Grimasse und verdrehte ihre Augen. "So schlimm ist es jetzt echt nicht, wie du dich an stellst...."
Doch! "Stimmt schon", murmelte ich halblaut, auch wenn ich nicht wirklich mit ihr übereinstimmte. "Aber du bist selbst nicht gerade ein Genie was das meistern mit Smalltalk angeht..."
"Ja. Weil ich...zu einfallslos bin. Beziehungsweise wichtigeres zu sagen habe", gab sie schulterzuckend zu. "Aber ich rede hier von Personen, die du kennst..ich meine: Mit Schulkollegen zu reden ist jetzt echt nicht schlimm..."
Doch, widersprach ich erneut. Aber schon wieder nur in Gedanken. Wortlos schaute ich zu Boden und nickte nur lächelnd ab und zu. Schließlich kamen auch noch unsere restliche Gruppe hinzu, weshalb das Gespräch von den anderen getragen wurde. Ich schaltete hingegen einfach ab und ließ mich von meinen Gedanken tragen.

Ways of love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt