Kapitel 2 - Fliegen

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Lily büffelte über ihrer Arbeit. Rechnen Sie diese Aufgaben im Kopf aus. Verwenden Sie keine Nebenrechnungen. " 64÷4...", Lily hasste Mathe! Erst gestern hatte sie diese Aufgabe gelöst, doch jetzt war alles wie weggewischt.

"Ihr solltet jetzt mit der letzten Aufgabe beginnen, ihr habt nur noch sieben Minuten!", säuselte Mrs. Jake in die Klasse.
"Verdammt!! Ich bin gerade mal mit der Hälfte fertig geworden!" Lily schielte zu Karla hinüber, die angestrengt auf ihrem Stift herumkaute.
"64÷4=16", stand auf Karlas Blatt. Hektisch begann Lily, die Zahlen auf ihr Blatt zu übertragen.

"So! Legt eure Stifte weg! Die Arbeitszeit ist rum!", hallte die schrille Stimme durch den Raum.

Lily kritzelte noch schnell die letzten paar Rechnungen auf ihr Blatt und pfefferte ihren Füller in ihr Mäppchen. "Gerade noch rechtzeitig geschafft."
Zusammen mit Karla legte sie ihre Arbeit auf das Pult und schlenderte zu ihrem Platz zurück. "Endlich ist Mathe rum!"

Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass sie eine gute Note bekommen würde. Ein großes Gefühl der Erleichterung breitete sich in ihr aus und sie lies sich glücklich auf ihren Stuhl plumpsen.

Plötzlich schwang das Fenster auf und wehte alle Arbeiten vom Pult. Erschrocken sprang Mrs. Jake auf und rannte den Blättern hinterher, die wild durch den Raum zischten.

Als sie alle Prüfungen vom Boden geräumt hatte, richtete sie sich mit hochrotem Gesicht auf und rückte sich den leicht verschobenen, straffen Dutt zurecht.
"Wer! War! Das!", brüllte sie und knallte ihre Aktentasche auf den Tisch.

Sofort zogen alle Schüler die Köpfe ein. Keiner konnte sich erklären, wie das geschlossene Fenster plötzlich hatte aufgehen können.

"Ich höre!" Stille. "Ich werde es sowieso herausfinden!" Keiner regte sich. "Raus mit der Sprache! SOFORT!!" Die Schulglocke klingelte, doch niemand machte Anstalten sich auch nur um einen Millimeter zu bewegen. "Wenn ihr mir nicht sofort die Wahrheit sagt, dann schwöre ich euch, werde ich...." Doch weiter kam sie nicht. Die Tür flog auf und Mrs. Miller betrat das Klassenzimmer.

"Guten Tag, Mrs. Jake. ", flötete Mrs. Miller. "Alles in Ordnung?", fügte sie zögernd hinzu, als sie in das wutverzerrte Gesicht von Mrs. Jake blickte.

Doch in Gegenwart von Mrs. Miller brachte sie keinen Ton heraus. Ein Leises: " Diese Schüler haben..." drang über ihre Lippen. Dann hielt sie inne.

Sie musste sich sichtlich zusammenreißen, nicht jeden einzelnen von ihnen einen Schulverweis aufzubrummen, doch sie schaffte es und stolzierte, die Aktentasche unter ihrem Arm und mit künstlichem Lächeln durch die Tür. Laut ließ sie sie hinter sich zu fallen.

-

"Das alles wegen einem offenem Fenster?", fragte Karla Lily, als sie Mittags zusammen nach Hause liefen.
"Verstehe ich auch nicht.", antwortete Lily.

"Aber was mich viel mehr interessiert, ist, wie das Fenster plötzlich aufgehen konnte."
"Jah, das war schon komisch! Aber wahrscheinlich war nur eine Schraube locker gewesen...", grübelte Karla.
"So wie bei Mrs. Jake!", fügten beide gleichzeitig hinzu und kicherten den ganzen Heimweg.

Als sie sich an der Kreuzung ihrer Straßen getrennt hatten und jeder einzeln weiterlief, entdeckte Lily wieder den merkwürdigen Jungen.

Er lehnte an einer Bushaltestelle und beobachtete sie. Er bemühte sich sichtlich, dass es nicht auffiel, aber den alten Trick mit den Löchern in der Zeitung kannte sogar Lily.

"Was willst du von mir!", beschwerte sich Lily und blieb stehen. Der Junge riss sich die Zeitung vom Gesicht und starrte sie an. So, wie er sie ansah, wirkte er ziemlich zwielichtig. "Hallo! Was willst du von mir!", wiederholte sie.
Der Junge schob sein Gesicht ungewöhnlich langsam wieder hinter die Zeitung und spähte mit seinen rabenschwarzen Augen durch die Löcher.

Lily Evans (Kindheit, Hogwarts, bis zum Schluss) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt