Kapitel 30

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Das letzte Kapitel dieser Lesenacht! Es ist elf Uhr, bald nicht mehr Donnerstag. Danke für eure Unterstützung ♡

Verantwortung

*_*_*

Chantal

Wir schwiegen auf der Rückfahrt. Stur starrte ich aus dem Fenster hinaus, ignorierte seine Blicke und versuchte, mich von der Umgebung ablenken zu lassen.

Anfangs war es gar nicht so schwer, ich war noch vollkommen in Gedanken versunken, dachte über Oliver, über Tiana nach.

Seine heftige Reaktion bestätigte nur umso mehr den Fakt, dass er sie wirklich geliebt hatte.

Ich wollte sie heiraten!, hallte sein schluchzender Schrei durch meine Erinnerungen. Er hatte immer versucht, herunterzuspielen, wie viel sie ihm bedeutete, um ihr nicht auf die Nerven zu gehen.

Nur zu gut erinnerte ich mich an das Gespräch zwischen seiner Zwillingsschwester und ihrer Freundin auf der Mädchentoilette, dass ich einst unwillentlich belauscht hatte. Vor allem eine Stelle stand mir nur allzu zu gut vor Augen.

"Er ist echt nervig, mit seinen ganzen Fragen. Schon klar, sie sind unglaublich süß und so, aber wieso muss er immer bei allem so unsicher sein? Er fragt mich sogar, ob seine Fingernägel okay sind oder die rote Rose vielleicht doch zu viel ist. Ganz ehrlich, wieso macht er sich da so verrückt?"

Das war noch weit am Anfang ihrer Beziehung gewesen. Als ich noch bezweifelt hatte, dass es lange halten würde - denn Tiana würde vermutlich so oder so eines Tages ihren Seelenpartner finden und ihn abblitzen lassen. So war das eben mit Werwölfen. Deswegen ließ man sich auch nicht auf Menschen ein.

Mit dem Fortschreiten der Zeit hatte dann auch mein Vater verblüfft feststellen müssen, dass die beiden schon fast wie Soulmates waren. Ich meine, so richtig. Als hätte das Schicksal diesen Bund besiegelt.

Es war zu perfekt um wahr zu sein. Zu perfekt, um bis in die Ewigkeit anzudauern.

Ich weiß nicht wieso oder warum, aber irgendwann klärten sich meine Gedanken wieder, und ich konzentrierte mich auf den Wald, an dessen Grenze wir entlangfuhren. Shade hatte den langen Weg gewählt, als ich ihn darum gebeten hatte, denn die Scheiben waren nicht getönt und einen Blick auf mein makeupverschmiertes Gesicht wollte ich den Bitches aus der Schule dann doch nicht gönnen.

Ich runzelte die Stirn und starrte aus dem Fenster, und es dauerte auch nicht sehr lange, bis Esperians musternder Blick auch skeptisch zwischen die Bäume wanderte.

"Etwas stimmt nicht", murmelte er nach einigen Minuten, und bestätigte damit meine Vermutung.

"Ich weiß", flüsterte ich düster zurück.

Er parkte am Waldrand und machte Anstalten, auszusteigen.

"Hey!", zischte ich überrascht. "Wo willst du hin?"

Er ignorierte mich und ließ die Tür hinter sich zufallen. Mit Argusaugen beobachtete ich, wie er sich dem Wald näherte, seine Muskeln unter der schwarzen Kleidung äußerst angespannt.

Shade blieb stehen, schnupperte in der Luft, ging dann in die Hocke und erstarrte.

Ich rollte die Augen und wandte mich ab. Dieses Schauspiel musste ich mir jetzt echt nicht geben. Ich wusste ganz genau, was er vorhatte - er war ein starker Omega, er würde bei Gefahr nicht zu seinem Rudel zurückkehren und nach Schutz suchen. Ich traute es ihm sogar zu, seine Freunde zurückzulassen, wenn es denn nötig war.

Mehr oder minder elegant schob ich meine Beine über das Steuerdings - Gangschaltung, meine ich - und hüpfte auf den Fahrersitz. Trottel. Er hatte die Schlüssel stecken lassen.

The Alpha's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt