Prolog

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Der Schnee fiel lautlos auf den unberührten Waldboden, hüllte die Bäume in einen weißen Mantel der Unschuld, bedeckte Sträucher und Felder. Es war tief in der Nacht, als sie einen Fuß vor den anderen setzte. Die Luft war erfüllt von der Magie der Weihnacht. Alles war leise, in der Ferne bellte ein Hund. Sie schlich sich in der Dunkelheit von Baum zu Baum und weiter zu der roten Scheune. Sie lugte um die Ecke, suchte die Umgebung ab und lauschte. Nichts. Niemand war hier draußen. Im Haus brannte Licht.

Sie schlich sich ans Fenster im Erdgeschoss heran, stellte sich mit dem Rücken an die Hauswand und verharrte einen Moment, bevor sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um durch das Fenster in das Wohnzimmer zuschauen.

Im Inneren des Hauses saß, vor einem brennenden Kamin, in welchem das Holz hin und wieder leise knackte, ein kleines Mädchen auf einem moosgrünen Teppich. Sie schaute mit ihren großen, grünen Augen fasziniert zu einer alten Frau auf, welche mit einer Häckeldecke auf den Knien in einem Schaukelstuhl saß und aus einem alten Buch vorlas. In der Ecke des Raumes befand sich ein festlich geschmückter Baum, unter welchem Geschenke, verpackt in schillerndes Papier lagen. Die alte Frau blätterte eine Seite um und schob sich die Brille mit dem Zeigefinger hoch. Das Mädchen krabbelte zum Beistelltisch, um sich einen Keks zu nehmen und sich dann auf den Schoß der Alten zu setzen. Sie kuschelte sich in ihren Arm und begann am Keks zu knabbern.

Ihr, die in der Kälte schon anfing zu frösteln, standen die Tränen in den Augen und ein schmerzliches Lächeln im Gesicht. Sie musste sich überwinden sich abzuwenden und hastete über die schneebedeckte Wiese in den Wald, wo ein helles leuchten sie erwartete.  

Die magische Geschichte der AnderweltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt