Als er draußen war, spürte John endlich wieder die warme Sonne auf seiner Haut. Sie wärmte ihn und ließ ihn wieder lebendiger erscheinen. Er klammerte sich weiter an Sherlock fest, der durch die Gassen eines Industriegebiets lief.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen sie an eine belebte Straße am Rand von London und John konnte aufatmen. Der Detektiv rief ein Taxi und wie immer kam sofort eins. Vorsichtig glitt der Doktor von seinem Rücken, konnte sich jedoch nicht auf den Beinen halten. Der Schmerz ließ ihm fast die Tränen in die Augen schießen. 'Herrgott nochmal!', dachte er sich, 'ich bin Soldat. Ich kann mich zusammenreißen!' Schnell blinzelte er die Tränen weg und wollte sich in den Wagen hieven, da hob ihn von hinten jemand hoch, als wäre er leicht wie ein kleiner Vogel, und setzte ihn auf den Rücksitz.
Sherlock nahm neben ihm Platz und verzog keine Miene, stattdessen gab er dem Taxifahrer Anweisungen.
„Zur 221B Baker Street, London. Es eilt.“ Das Taxi fuhr los. John schielte Sherlock vorsichtig von der Seite an und war irgendwie gerührt. Der Detektiv tat so, als wäre nichts passiert, aber der Doktor kannte ihn zu gut. In Sherlocks Innern war es aufgewühlt. Gefühle. Zwar nur klein und schwach und selten, aber selbst Sherlock konnte so etwas wie Gefühle empfinden. John legte vorsichtig seine Hand auf Sherlocks. Es war eine Übersprungshandlung, ein Reflex. Bevor John realisieren konnte, was er getan hatte, wendetet Sherlock ruckartig den Kopf. John errötete leicht, rasch nahm er seine Hand wieder weg. Er guckte verlegen zur Seite, hoffend, Sherlock möge einfach wieder geradeaus starren, aber er spürte den intensiven Blick des Detektivs.
„Geht es Ihnen gut, John?“
„Ähm...alles bestens..“ Verlegen räusperte er sich und schaute auf seine Hände, die er in den Schoß gelegt hatte. Und erschrak. Seine Handgelenke! Das Adrenalin, das wegen der Flucht plötzlich durch seine Adern geschossen war, hatte den Schmerz verdrängt. Seine Handgelenke waren mehr als blutig, sie waren schon entzündet, dort wo die Fesseln eingeschnitten hatten. Jetzt merkte John auch, dass ihm kalter Schweiß auf der Stirn stand und er am ganzen Körper zitterte. Seine Augen waren weit aufgerissen, und er keuchte. Sherlock durchbohrte ihn mit seinem Blick.„Alles bestens würde ich nicht gerade sagen. Sie als Arzt müssten es eigentlich besser wissen, allerdings stehen sie unter Schock, was Sie anscheinend soeben realisiert haben. Die Symptome sind eindeutig: Blässe, kalter Schweiß, Unruhe, hoher Puls, Angst sowie Bewusstseinstrübung. Des Weiteren sind ihre Hand – und Fußgelenke entzündet und es müsste eigentlich unheimlich wehtun.“
John verdrehte trotz seines Schocks die Augen.
„Danke der Nachfrage, ja es tut weh.“Sherlock guckte erst so, als ob er noch etwas sagen wollte, entschied sich dann jedoch anders und drehte den Kopf zum Fenster.
Abends kamen sie an der Baker Street an. Sherlock bezahlte noch schnell das Taxi und hob John hoch, und als dieser protestierte, schaute er ihn nur durchdringend an. Als ob John in diesem Zustand laufen könnte. Das war ein Fakt. Sherlock schloss die Haustür auf und rief nach Mrs. Hudson.
„Schnell, ich brauche etwas zum Wunden säubern, Verbandszeug und vielleicht etwas zum Beruhigen!“
Dann lief er mit John auf dem Arm die Treppe hoch und verfrachtete den verblüfften Arzt auf das Sofa.
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BBC Sherlock - Die Entführung (und danach)
FanfictionEine kleine Fanfic über Sherlock und John. Moriarty spielt auch mit, daher wird es spannend. Es ist meine erste Fanfic, also seit nicht zu streng. Ein weiteres Spiel "Sherlock vs. Moriarty" beginnt!