Bei Scotland Yard

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Obwohl es noch früh war, herrschte bei Scotland Yard ein geschäftiges Treiben. Ein Mörder ging mal wieder in der Stadt um und versetzte die Menschen in der Nähe der Paddington Station und dem Hyde Park in Angst und Schrecken. Obgleich er nur auf dem (relativ kleinen) Raum mordete, bekam die Polizei ihn nicht zu fassen.

Sherlock und John stiegen in den Fahrstuhl und wollten zu Lestrade. John musste – trotz ihrer Lage – grinsen, denn der Kragen des Detektivs war mal wieder hochgeschlagen und er hatte diesen aristokratischen, ernsten Blick, mit dem er Löcher in den verängstigten Beamten vor ihm stierte, der den Weg nach draußen versperrte. Sherlock verdrehte die Augen und fixierte ihn wieder.

„Würden Sie uns jetzt aus dem Weg gehen? Bei Scotland Yard sind auch so schon genug Idioten; sie können sich ja mit denen versammeln und die belästigen.“

Schnell ging der Angesprochene zur Seite und Sherlock stieg mit John aus dem Fahrstuhl. John fragte sich, wie sie wohl aussehen mochten: Ein hochnäsiger Sonderling, der mit einer nervigen Nonchalance durch Scotland Yard schritt, als wäre es sein persönliches Königreich, zusammen mit einem Ex – Soldaten (und Militärarzt), der vielleicht manchmal ein wenig einfältig dreinblickte und mindestens einen Kopf kleiner war als sein Freund. Da merkte John, dass es ihm mittlerweile egal war, was die Leute dachten. Die Leute dachten sich ständig irgendwelche verrückten Sachen aus. Ihn störte es jedenfalls nicht mehr. 

Lestrade empfing sie mit einem gestressten Blick. 

„Sherlock, es tut mir Leid, aber ich habe wirklich zu tun. Dieser Mörder im Hyde – Park....wir haben hier echt viel zu viel zu tun.“

„Aber es geht um -“

Sherlock schnitt John das Wort ab. 

„Ich brauche Informationen. Viele Informationen. Alle Informationen über die Flüge, die gestern Nacht gingen.“

„Gestern Nacht?“

„Offenkundig. Heute Nacht wäre es zu spät, und tagsüber würde er nicht fliegen. Ich könnte jetzt noch andere Punkte aufzählen, aber dazu fehlt uns die Zeit. Also, Gray?“

„...Greg! Abgesehen davon kann ich Ihnen jetzt wirklich nicht helfen.“, der Inspektor wandte sich zum Gehen. 

„Greg!“, John ergriff das Wort. „Wir haben Ihnen so oft geholfen, und wenn wir jetzt EINMAL etwas brauchen, wären wir Ihnen sehr verbunden, wenn sie auch kooperativ wären!“

Über Sherlocks Gesicht flog der Ansatz eines Lächelns. Lestrade gab natürlich – wie so oft – klein bei. „Na schön...aber Sie müssen sich das selbst suchen. Die Akten sind im Keller, lassen Sie sich von Donovan helfen. Ich muss jetzt“. Und schon war er weg. 

Sherlock grinste zufrieden und rauschte aus dem Büro und in den Lift. 

„Warte!“; John rannte hinterher. Der Fahrstuhl hätte ihn fast eingeklemmt. Die Türen schlossen sich und sie fuhren nach unten. 

Zwischen ihnen war wieder dieses Schweigen, und obwohl John es (genau wie Sherlock) sonst immer angenehm empfand, war es gerade beklemmend. Er räusperte sich.

„Sollte Donovan uns nicht helfen? Ich meine, sonst finden wir die Akten erst in ein paar Jahren.“

Sherlock schaute ihn mit diesem Wieso-seit-ihr-alle-so-dumm-Gesicht an. 

„Ich lasse mir nie helfen. Wozu auch. Die meisten Menschen sind gar nicht in der Lage, mir zu helfen.“

John spürte schon wieder die Wut in sich brodeln und setzte zu einer nicht gerade freundlichen Antwort an, da öffneten sich die Türen und Sherlock rauschte aus dem Fahrstuhl.

„Übrigens liebe ich es, wenn Sie den Soldaten raushängen lassen, John.“

Der Detektiv lief schnell weiter den dunklen Kellergang entlang, damit der Doktor das bescheuerte Grinsen auf seinem Gesicht nicht sah. Zurück blieb ein verdutzter und völlig verwirrter Militärarzt, der beinahe wieder zwischen den Fahrstuhltüren stehen geblieben wäre. 

Der letzte Satz von Sherlock klang beim zweiten Lesen irgendwie doppeldeutig, aber ich fand ihn so witzig, daher hab ich ihn nicht umgeändert. Die Deutung ist jedem selbst überlassen ;D
Ansonsten hoffe ich, dass das neue Kapitel nicht ganz so schlecht geschrieben ist.
LG StrawberryKelly~

BBC Sherlock - Die Entführung (und danach)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt