Theo Johnson

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Einer der Tierärzte des Naturreservates ist Theodor Johnson, von allen nur unter der Abkürzung Theo bekannt. Der Mann ist bei allen als sehr gewissenhaftes und eifriges Mitglied des Teams bekannt, der erst seit einem Jahr in der Gegend aufgekreuzt war. Zuvor lebte der Mann bei seiner in New York verblieben Familie, bestehend aus einer jüngeren Schwester und einem verwitweten Vater. Für seine Schwester ist es unverständlich, weshalb ihr Bruder all den Luxus verlassen hatte, den die Berühmtheit des Namens ihres Vaters einbrachte, doch Theo hatte nicht die Kraft dafür gehabt, ihr die Illusion ihres perfekten Daddys zu zerstören. Seit unendlichen Jahren fühlt Theo sich zum ersten Mal frei, er kann atmen, auch wenn sich die barsche Stimme seines Vaters in seinen Kopf festgesetzt hatte, wie Teer in dem Gefieder eines Vogels. Schon immer war der Sohn des strengen Vaters eher das charakterliche Abbild seiner Mutter, die nach einer furchtbaren langwierigen Krankheit verstorben war. Aus der verbissenen Sicht seines Vaters jedoch, sollte Theo dieses schwache Verhalten ablegen und ein Nachfolger werden, doch hat sich der ehemalige Menschenarzt sich zu dem Missfallen seines Vaters auf Tiere spezialisiert. Trotz fast siebenunddreißig Jahren psychischer und physischer Gewalt ist Theo dennoch oder gerade deswegen jemand, der jedem Menschen mit einer Freundlichkeit begegnet, die seinesgleichen sucht. Stets ist er zuvorkommend und unglaublich einfühlsam, was ihn Entscheidungen mit dem Herzen treffen lässt und seinen Patienten zu Gute kommt. Durch den Drill seines Vaters arbeitet er ziemlich akribisch, doch vergisst er während der Behandlung eines Patienten all seine persönlichen Sorgen und ist voll und ganz für die Gesundheit dessen anwesend. Viel braucht der zurückhaltende Mann nicht, der sich meistens trotz seines guten Verhältnisses mit allen und jedem etwas absondert, da er auf Grund der Schickane seines Vaters nicht zu seiner Sexualität steht und ihm ohnehin körperlicher Kontakt sehr mit sich hadern lässt, da er befürchtet, er könne falsch handeln oder jemanden auf den Gedanken bringen, was er tatsächlich hinter seiner Maske verbirgt, die aus Ernsthaftigkeit und Unsicherheit besteht.

Nur zwei Menschen haben es geschafft, der eine halb noch ein Tier, der andere ebenso verschlossen, Stück für Stück die Tür seines Herzens einen Spalt offen zu lassen. In den ozeanblauen kann man erkennen, dass wenn er den attraktiven Markus bei seiner Arbeit begegnet, etwas ganz Neues in dem sonst so ruhigen Meer hohe, stürmischen Wellen schlägt. Oftmals wird er ziemlich verlegen in seinem Beisein und hat sich schon öfters mal versucht sich in die schwarzen, lockigen Haare zu verstecken, die ihm schüchtern und doch neckisch ins Gesicht fallen. Doch auffallen tut Theo durch seine hochgewachsene, sportliche Statue dennoch und es scheint als würde die Gefühle des Arztes nicht unerwidert bleiben...

Aber das ist nicht das einzige Gefühlschaos dem er ausgeliefert ist. Auch ein kümmerlich gewachsener, verwilderter Junge hat sich den Weg durch den einsamen Dschungel seines Herzens gebahnt und die strahlende Lichtung gefunden. Eine stetig wachsende freundschaftliche Beziehung, mit tiefen Wurzeln hatte Theo nicht mehr von dem Waisen abgelassen und eines Tages hatte er den launischen Bengel adoptiert, hatte auf sein Herz gehört und jeden Grund zum Bedenken abgeschoben. Niemals würde er seinen Sohn im Stich lassen, noch eher würde er vermutlich selbst aus einer OP alles stehen und liegen lassen und ihm zur Hilfe kommen. Innerlich fühlt er sich mit Ko, so heißt er, tief verbunden, gefangen in der Einsamkeit und dem Aufwachsen mit dem Wissen, dass man auf sich alleine gestellt ist.

Dagegen sieht er seine Kollegin Sally, ebenfalls Tierärztin, als gute Bekanntschaft an. Öfters hatte er sich mit ihr gut unterhalten und ist auch über ihre Anwesenheit in der Praxis sehr froh. Der frische Wind bringt immer gute Laune mit sich und schafft es, dass Theo Momente hat, in dem er sich frei fühlt, ohne den Gedanken daran, dass er so lange ohne Freude ausgeharrt hatte. Bei ihr hat er das Gefühl offen reden zu können und ist von ihren Tatendrang hellauf begeistert.

~Taio~

Die kleine Knutschkugel mit den kleinen Beulen an der Stirn war wohl Theos erstes Tier, an dem er sein Tierarzt sein außer Acht gelassen hatte, denn an das unbeholfene Gnukalb hat er unglaublich sehr gehangen, von dem Tag an, als Sally es mit in die Praxis gebracht hatte. Man könnte sagen, er hat es geliebt, wie einen Sohn, um so härter ist der Verlust, den ihn ereilt hatte, als er die Entdeckung machen musste, dass das unschuldige Kalb Shir Khans Fängen zum Opfer geworden war. Vermutlich wird er nie wieder eine solche emotionale Verbindung zu einem seiner Patienten aufbauen, weiß er doch jetzt, wie sich der Schmerz anfühlt, wenn er verlassen wird.

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