Teil 2

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Gesuchtes Blut
Ein Mörder mitten in Berlin?
Am 14 Juni diesen Jahres wurde Jeremie Nero oder Jerry No wie er auch genannt wird, von einem seiner WG-Mitbewohnern tot auf gefunden. Die Polizei ist sich über diesen Fall noch unklar.

Achtzehn Stunden zuvor

Der Stundenzeiger stritt langsam auf die vier Uhr zu.
Die römischen Ziffern waren mit einer alten Eleganz noch handlich geschrieben. Nur kümmerte niemand dies oder die Schwere der Zeiger, denn es war eine Apothekenuhr. Die brauchte niemand außer den Angestellten. All die Jankies und Alkoholkranken interessierten sich nicht mehr um die Zeit. Denn sie war gegen sie. Und das war ihnen nur allzu bewusst.
Viel zu selten kamen noch Leute die mit ihr waren. Diese Apotheke hatte nämlich einen furchtbaren Ruf. Warum war ich dann noch hier? Vielleicht wollte ich den Menschen helfen?
Das war aber ein Standertgrund. Eigentlich müsste ich das wissen.
"Marie, ich mach jetzt los", rief ich nach hinten während ich meine Tasche vom Haken nahm.
" Es ist Freitagabend hau gefälligst ab". Ich sah nur kurz ein Haarbüschel hinter den kaum benutzten Kindermedikamentenschrank auf blitzen. "Bring mir aber bitte vor her das Antibiotika für die Kundin mit der Lungenentzündung".
" Wird erledigt". Mit der Tasche über der Schulter lief ich noch einmal hinter die Theke. Das gesuchte Medikament befand sich in einem der verglasten Oberschränke, die mit geschmacklosen dunkel grün bestrichen worden.
Ich ging durch einen vom Kunden aus schrägen Gang bis in den Lagerraum des Geschäftes. Dort beugte sich eine über fünfzig Jährige mit schütteren braunem Haar über ein typisches Rentnermedikamentenpäckchen. Nur waren die Extremfälle in ein Kilo schwere Tüten ausgeartet. Schon erschreckend was man so alles als Apotheker mit Master mitbekam.
"Hier".
Sie sah zu mir auf und ihre Lachfalten kamen zum Vorschein. " Danke", sagte sie mit ihrer üblichen rauen Stimme. "Aber versprich mir das du heute nicht zu Hause bleibst".
" Versprochen". Meine Hände zitterten als ich ihr das fünfhundert Grammpäckchen hin hielt.
"Wenn du bei einem Antibiotikum schon keine ruhigen Hände bewahrst, wie sieht das dann erst bei deinem Freund aus?"
"Marie!"
"Ist schon gut". Sie nahm mir das Medikament ab. " Achte einfach nicht auf mich".
"Den Ratschlag werde ich liebend gerne befolgen".
Sie zwinkerte mir zu. " Na, dann schönes Wochenende, Carolin".
Ich verabschieddete mich von ihr und nahm auf dem Weg noch meine Jacke vom Kleiderhacken.
"Enttschuldigung", sprach mich eine Kundin an. " Sind diese Schlaftabletten OK für mich?"
Ich mussterte sie kurz. Eine Mathematikerin im vorzeitigen Ruhestand. Neun undviertig mit zwei erwachsenen Kindern. Vor nicht all zu lange geschieden, seit dem leidet sie unter Depresionen. Will aber keine harten Drogen nehmen um ihren Verstand nich zu beeinflussen, daher setzt sie auf Schlaftabletten. Nur diese würde ihr Körper nicht verkraften. Ich sagte allerdings nichts von alle dem. Nur: " Ich mache jetzt Schluss. Wenden Sie sich bitte an meine Kolegin".
Sie nickt und verschwindet aus meinem Blickfeld.
Die meisten Menschen waren schon bitter dran, aber sie hatten wenigstens das Glück nur ihre eigenen Probleme mit zu bekommen. Den Rest blieb ihnen verwehrt. War es nicht härter alles andere zu bemerken, aber man selbst war nicht betroffen? So hatte man den Vergleich. Aber man konnte das Erkennen nie abstellen und musste immer wieder unter den Problemen anderer leiden. War das nun besser? Ich wusste es nicht. Aber doch so viel. Viel mehr als ich wollte.
Die automatische Tür öffnete sich. Ein noch kühler Sommerwind fuhr mir durch die rabenschwarzen Haare. Und ich begann in meiner dünnen Bluse und der darüber liegenden Sommerjacke zu frösteln.
Ich wandte mich nach links zu der nächstgelegenen Straßenbahnhaltestelle. Diese befand sich auf der anderen Straßenseite zwischen jungen Rotbuchen, die auf einer länglichen Rasenfläche gepflanzt worden. Es war ein Projekt der Schützuniversität vor acht Jahren gewehsen. Die Schüler waren für den Grünbestand der Stadt gelaufen und hatten so Spenden gesamellt. Als Premiere hatten sie diese Bäume als erstes gepflanzt. Es hatte einen änlichen Aufruf zu der Zeit in unserer Schülerzeitung gegeben.
In zehn Metern gingen zwei Ampeln über eine Verkehrsinsel hinüber. Die Männchen brauchten nervtötent lange um einander die Beleuchtung zu nehmen und so mit das Singnal.
Auf der anderen Seite des Platzes waren versteckt neben den Lädenschilder einige "Achtung Schneelawinen"-Schilder angebracht. Als ob es in den letzten Wintern gefährlich viel Schnee gegeben hätte.
Ich erreichte die Seite an der die Haltestelle lag. Eine sehr sauberes Häuschen für eine sechs jährige Berufszeit versperrte mir den Blick zur Anzeigetafel. Mit lautem Absatzklackern lief ich zu dem von Betrunkenen bereits etliche Male zerkratzten Bildschirm. Noch vier Minuten.
Jerry hatte mich das erste Mal vier Minuten vor Mitternacht an einem Lager feuer geküsst. Wir waren nicht alleine gewesen. Ehrlich gesagt war es eine kleine Veranstaltung mit sehr vielen Freunden gewesen. Doch ihm war es egal gewesen. Mir sofort auch.
Doch in letzter Zeit hatte ich das Gefühl, das ihm die Musik wichtiger war als solche Momente. Er war furchtbar tallentiert und ich liebte ihn auch dafür. Denn es war unvergleichlich ihn in seinem Element zu sehen. Kritische Tipps zu geben. Kleine emotionalere Einlagen auf meiner Geige für die Band zu spielen. Aber er entfernte sich immer mehr von mir. Verlohr sich selbst und die Realität.
Ich sah auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten. Normalerweise hätte er mir einen ganzen Spamordner geschickt oder mich wenigstens als Überaschung mit einem Blumenstrauß vor neiner Haustür erwartet. Er tat es immer.
Neben mir stand ein Busfahrer. Hatte gerade eben die Frühschicht beendet. Nebenberuflich Autor verdiente er nicht genug Geld zum Leben. Fünf unddreißig. Astma seit der Geburt. Singel. Er hatte aber seit längerem ein Auge auf seine Nachbarin geworfen, da er immer öfter bei sich zu Hause blieb.
Ich hörte das Quitschen der Straßenbahn und drehte mich um. Sie war mehr als überfüllt. Dann musste ich eben die sechs Haltestellen stehen.
Die Türen öffneten sich und genug Menschen strömten heraus um sich herein zu drängen. Mit dem Gesicht an die Scheibe gedrückt stand ich kurz vor der Tür, so setzte sich die Bahn ruckartig in Bewegung. Wärend die Menschen an mir vor bei, raus und rein wuselten sah ich all möglichen Gesichter. Doch das Eine, das ich sehen wollte existierte nur in meiner Vorstellung und lächelte mich an. Jerry. Er würde mich erwarten. Wie üblich. Und dann hätte ich einer der bessten Abenden seit langen.
Die Frauenstimme sagte meinen Ausstieg an, aber ich nahm sie nur am Rand wahr. Ein Rauschen.
Mein Spiegelbild verschwamm unter meinem Blick und formte sich neu. Die Türen öffneten sich erneut und der unechte Jerry konnte mir jetzt nicht mehr zu zwinkern.
Ich befand mich auf der richtigen Straßeseite, nur noch wenige Meter zu der Wohnung, die ich seit zwei Jahren mein zu Hause nannte. Und zu ihm.
Dort war der Anfang der Häuserreihe. Eine Hecke. Zeh bis dreijährige Autos. Die Tür der Hausnummer einundzwanzig. Aber keine Menschenseele zu sehen.

Servus, ich bin nähmlich in Östereich:)
Es gibt hier aber zum Glück W-Lan, da her werde ich auch wieder in den nächsten vier Tagen etwas hoch laden. Findet ihr den Rhythmus gut?
Wenn das Warten zu schrecklich ist, dann schreibt mir das doch bitte. Und damit Tschüss an alle da draußen, besonders an euch Snowboarder!!!

Gesuchtes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt