Es war sehr schwer mit meinen etwas abgenutzten Fingern die Wohnungstür auf zu schließen. Besonders wenn man einen selbst gemachten Gemüseauflauf und Brownies dabei balongsierte. Und das nur um meinem Sohn eine Freude zu bereiten. Ich fluchte.
Als würde sich die Tür über solche unzüchtigen Worte freuen, gab sie erstaunlicherweise nach. Sie wusste einfach was ich nicht mochte und nutzte das schamlos aus. So weit waren die Geräte schon gekommen, das sie nur noch dazu da waren mir meine langweilige Rente zu versauen. Das würde ich ihnen nie verzeihen.
Umständlich stieß ich mit meinem Elebogen die Tür auf. Auf der Rückseite waren die Worte "Heute betreten nur Idioten diese Wohnung. Ich mache den ersten Schritt" in großer ausladenden Schrift verfasst. Ich sah es mir noch einmal an, erachtete es als witzig und hätte beinahe gelacht. Er würde nie ganz erwachsen werden, aber ich glaubte das er das auch gar nicht wollte. Auch wenn er so tat.
Ich wandte mich ab und steuerte wie gewohnt als erstes die Küche an. In dieser fand ich fast keinen Platz zwischen den ganzen ungesäuberten Schüsseln, Tellern und Besteck um die Essensladung ab zu stellen. Obwohl ich erst vor vier Tagen das letzte Mal hier gewesen war. Wie hatten sie das nun wieder geschafft?
Als erstes nahm ich die überfüllte Spüle in Angriff. Ich konnte gut an den verschieden harten Krusten um das Geschirr herum feststellen, wie lange es da schon lag. Die Ergebnisse waren nicht verwunderlich.
Die Hälfte war schon geschafft als ich Lennard den Bassisten entdeckte wie er gerade verschwinden wollte. Das war sehr ungewöhnlich, denn normalerweise verließ niemand von hier vor sieben die Wohnung. Schon gar nicht zwei Stunden vor her.
"Oh, Hallo". Er wirkte in Eile. " Ich habe Sie gar nicht zwischen den Stürmen hier gesehen". Er wies auf das Geschirr. Hatte er gerade sich auf meine Körpergröße bezogen?
Ich sah weniger freundlich zu ihm auf. "Ihr habt hier ja ordentliche Arbeit geleistet".
" Für Sie".
"Du brauchst nicht höflich zu mir sein. Das macht hier doch sonst keiner".
Jetzt lächelte er. " Es würde also nicht auffallen. Ich mach es aber trotzdem".
"Der einzig Liebe unter den Jungs". Ich drehte mich wieder zur Spüle. " Dann gibt es noch Hoffnung für euch, dass ich das weiter mache".
"Das ist natürlich gut, aber eigentlich mache ich das nur für die Brownies".
Ich drehte mich wieder zu ihm.
" Dann müsstet ihr euch schon mehr Mühe geben euern Bandabend zu retten. Ich denke nämlich nicht das einer von euch so etwas backen kann".
Ich wieß auf die Brownies.
"Das wäre schon schlecht, besonders da wir unser neues Album feiern wollen, aber..."
"Aber?"
"...wir haben ein Telefon und können gerade noch so bestellen".
" Das liegt noch in eurer Natur".
"Natürlich, neben Musik".
Er schwang seine Luftgitarre und drehte sich in Richtung Tür weg.
" Na, dann viel Spaß bei deiner Verabredung".
Er drehte sich wieder zu mir um. "Ich habe davon nichts erzählt".
" Aber deine Haltung". Ich lächelte als ich die Überaschung in seinem Gesicht entdeckte. "Du siehst ständig auf die Uhr und bist fast erschrocken als ich das erwähnt habe".
" Sehr?"
"Ja und du machst dir Sorgen über dein Auftreten".
" Kann schon sein..."
"Ich wünsche dir Glück und selbst wenn du zu spät kommst, sie wird danach viel glücklicher sein dich überhaubt zu sehen".
" Sie kennen sich ja aus".
"Ich war auch mal jung, wießt du?" Langsam wurde er frech.
"Das sind sie doch jetzt noch".
" Übst du oder war das wieder für die Brownies?"
Er lächelte. "Beides zu gleich, schätze ich".
" Du musste es ja wissen. Aber jetzt komm zu spät".
"Werde ich", sagte er im Weggehen.
Und ich wandte mich wieder zu meinem Rendevouz mit der Spüle. Die war nämlich viel netter als die Leute, die sie noch die benutzt hatten.
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Gesuchtes Blut
Mystery / ThrillerHey! Und an alle Vampir-Fans da draußen: Es geht nicht um die Fürsten der Nacht. Vielleicht veröffentliche ich so etwas später, aber nicht in dieser Geschichte. Ein Krimmi hat die schon belegt. Ein ungelöster Fall mitten in Berlin. Eine Konstellatio...