Teil 9

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Die Spritze lag neben mir. Kaum eine Handbreit entfernt. Aber das schon über eine Stunde. Und die ganze Zeit über starrte ich die silbrige Flüssigkeit, die in dem Schein meiner Engergiesparlampe gläntzte, an.
Sie lockte mich alles zu verlangsamen. Das lästig schnelle Gehirn ab zu schalten. Für ein paar Stunden nicht mehr Carolin Libero zu sein. Der Leidensspiegel. Aber vor allem half es zu vergessen. All die Strapazen der letzten Wochen und Monaten.
Kurz setzte der lächerliche Schmerz ein, danach die ersehnte Taubheit.
Ein anhaltender Zustand der Schwerelosigkeit. Mit verzehrten Farben und Konturen. Achterbahngefühlen. Selbst erschaffene Träume über die man herrliche Kontrolle besaß.
Ich hob ab.
Aber dann ein Geräusch. Das öffnen der Tür. Eine Gestalt.
Jerry. Er musste es sein. Und für ihn wartete ich, um zusammen nach Nimmerland zu fliegen.
Er war hier um sich zu entschuldigen. Wiedergutmachung zu schwören. Mit mir bis zum Mond und weiter hinaus zu tantzen.
Wir schwebten zwischen den Sternen. Lachten. Weinten tausend Tränen über der Milchstraße. Aber ich spürte den Sog zur Erde zurück und wurde Jerry entrissen.
Ich hörte immer wieder wie er meinen Namen rief bis ich schließlich auf einer wackeligen Holzbank saß.  Neben mir hatten sich einige Stundtenfreunde um ein prasselndes Lagerfeuer gesetzt. Sie schienen allerdings wie erstarrt. Hören konnte ich sie, aber nur verschwommen sehen. Denn sie waren jetzt nicht von Bedeutung.
Er stand nämlich zwischen ihnen. Der eine der meine komplizierte Kindheit mit durch gestanden hatte. Mich als erwachsene Frau wieder getroffen hatte. Mich umschwärmt und mir so mit das Gefühl gegeben hatte etwas Bedonderes zu sein.
Jerry würde immer mein Retter sein, egal was in letzter Zeit auch zwischen uns war.
Er kam auf mich zu. Viel zu langsam. Und hielt mich fest. Meine Sinne setzten sofort aus, obwohl ich mich immer auf sie verlassen konnte. Bis zu diesem Moment. Bis er mir durch die Haare strich. Wieder und wieder meinen Namen flüsterte. Sich zu mir vor beleugte.
Wenn er der Teufel war, dann wäre ich jetzt komplett verlohren. Denn mein Herz war der Schlüssel zu meiner vernachlässigten Seele.
Ich war jetzt sein. Wir gehörten zusammen. Niemand durfte uns trennen. All das gab er mir ohne Worte zu verstehen.
In dem er mich erkundete.  Bat mich das Gleiche zu tun. Und presste uns näher an einander.
Er hatte nie genug. Dann war ich aber einer Sucht verfallen. Ihm.
Oh, sein Mund war das Beste. Nein, alles. Er war das Beste, das mir je passiert war. Mein persönlicher Engel, der mir das Paradies versprach. Mein Halt zur normalen Welt. Mein Beschützer.
Ich hörte das Getuschel und die Wettenabschlüsse, aber all das war mir egal so lange Jerry nur noch da war. Bei mir. Weiter versprach mir zu folgen. Durch Himmel und Hölle. In den schrecklichen und schönen Momenten.
Immer. Und Ewig.
Ich lächelte, doch dann bemerkte ich das kein Mund auf meinem lag.
Ich öffnete die Augen. Alles sah schrecklich normal aus. Kein Jerry.
Aber das wirklich wichtige bemerkte ich erst am nächsten Morgen. Zwischen den anderen Küchengeräten, als wäre es nicht von einem Verbrechensschauspiel gestohlen worden.

Gesuchtes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt