Ich grinste fies zurück. Irgendwie gefiel mir das. Es weckte meine Lust zu spielen. Blitzschnell schnellte ich zu ihm vor, packte ihm am Kargen und drückte ihn - nicht allzu fest - an die gegenüberliegende Wand.
Er biss sich fest auf seine Unterlipp...
Schon den ganzen Tag lang lag ich wach in meinem Bett und konnte mich vor verwirrenden Gedankengängen nicht mehr retten. Es war einfach dieser Jungkook der mich beschäftigte. Wie konnte er in einen Moment davon reden, dass er sich das Leben nehmen will - was ich noch all dem was er erzählt hatte, gut verstanden hätte - aber will dann eigentlich doch nicht sterben? Aber vor allem...warum will er so unbedingt ein Vampir werden? Was erhofft er sich denn bitte davon?
Immer und immer wieder ging ich die ich die verschiedensten Varianten durch, doch irgendwie erschloss sich mir nicht eine halbwegs plausible Erklärung. Es war zum Haare ausreizen. Genervt richtete ich mich von meinem Bett auf und ging auf meine Jacke zu, in derer Tasche sich noch die Blutkonserve befand. Zusammen mit dieser begab ich mich zum Fenster und machte es mir mit ihr auf dem Fensterbrett bequem.
Ich hielt die Konserve etwas ins durchdringende Sonnenlicht und suchte nach dem Zeichen den Bloodtorys. D5.
„Distrikt fünf also. Interessant..."
Ich weiß nicht mehr welcher Spaßvogel das war, aber Südkorea hatte sich nach der Rebellion der Vampire und somit der - ich würde es schon fast Diktatur nennen, aber mit der Meinung war ich leider alleine - Kooperation mit den Menschen in fünf Distrikte geteilt. Im Prinzip hat es nicht wirklich etwas zu sagen. Es war nur für die Nachrichten und für die, die man die Schlichter nannte. Die waren eine kleine Organisation die im Untergrund agierte und hauptsächlich die Blutdürstiger im Schacht hielten.
D1 ist hier, also Seoul. D2 Deajeon, D3 Daegu, D4 Gwangju und D5 Busan. Ein seltsames und eigentlich unnützes unterfangen, aber hey, wenn die Regierung dran Spaß hat, immer ran. Interessant war jedenfalls was er bitte in Busan treibt. Ich glaube kaum, dass er jeden Tag extra hier mit der Bahn her fährt, schließlich sind das mindestens eineinhalb Stunden Fahrt.
„Wie nervig..." mit einem finsteren Gesichtsausdruck, der sich leicht im Blut spiegelte, schmiss ich die Konserve achtlos auf mein Bett. Diese ganzen Fragen schlagen mir auf den Appetite. Ich ging auf meinen Schrank zu, suchte mir ein paar Klamotten raus und machte mich auf ins Bad. Ich brauch einen klaren Kopf, sonst dreh ich bald noch durch!
Ich schälte die alte Kleidung von mir und löste meine Haare aus dem Zopf. Was für ein himmlisches Gefühl, wenn man das endlich los war. Schnell hopste ich unter die Dusche und schaltete das Wasser an. Es war immer wieder schön die Wassertropfen auf meiner Haut spüren zu können. Ein auf einer Art und Weise reinigendes Gefühl.
Ich strich meine dunkelbraunen Haare nach hinten. Es war erstaunlich wie lang sie über die Jahre doch geworden sind. Sie reichten mir schon fast bis über die Brust. Ich mochte sie. Sie erinnerten mich an die meiner Mutter. Vielleicht hatte ich sie deshalb schon lange nicht mehr geschnitten...
Plötzlich spürte ich wie etwas Warmes an meiner Wange runterlief. Es tut immer noch weh an sie zu denken. Es ist zwar schon zwanzig Jahre her, dass sie von einem Blutdrünstigen angegriffen und gnadenlos - im wahrsten Sinne des Wortes - geschlachtet wurde, aber dennoch sind es Schmerzen, die selbst wir ertragen müssen. Und schon waren meine Gedanken wieder bei diesen Jungkook.
Ich verlor meinen Bruder Jung-hyung bei einen schweren Autounfall...
Meine Eltern gaben sich die Schuld...sie begangen Selbstmord im Arbeitszimmer meines Vaters...
Yuna hatte Lungenkrebs...sie hatte noch höchstens ein halbes Jahr...als sie starb nahm sie alles mit sich...
Ich konnte ihn verstehen. Wäre mir das alles passiert, und ich wäre ich ein Mensch, hätte ich mir wahrscheinlich auch das Leben nehmen wollen. Was wäre es denn für ein Leben, wenn alle Menschen die einem wichtig sind von einem gegangen sind?
„...eine einsame und unerträgliche Ewigkeit"
‚Es war einfach Zwecklos zu versuchen mich umzubringen und dann sah ich den einen Abend, als ich durch die Straßen ging, wie eine Frau von einem Vampir in einer Gasse getötet wurde...'
Doch warum dann dieser Wiederspruch? Warum wollte er ein Vampir werden und somit - eventuell - ewiges Leben erlangen, wenn er doch genau diese einsame und unerträgliche Ewigkeit nicht wollte?
Ich machte das Wasser wieder aus und stand noch für einen Moment einfach in der Dusche. Sah zu wie das Wasser vom Abfluss verschluckt wurde.
„Ich hätte ihn einfach töten sollen, dann würde er jetzt wenigstens nicht ständig in meinen Kopf umherspucken..." mit dieser Erkenntnis verließ ich die Dusche, trocknete mich ab und zog mir meine frische Kleidung an, die aus einen graublauen Pullover und einem schwarzen Rock bestand. Ich war zwar eigentlich der eher praktischere Typ, aber so einen Rock zu tragen hatte auch mal was. Ich trocknete noch etwas meine Haare und ließ sie heute einfach mal offen.
Wieder in meinem Zimmer angekommen, begutachtete ich mich noch einmal im Spiegel.
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[A/N: So könnt ihr die ungefähr vorstellen xD]
Als ich sah, dass alles gut sitz, begab ich mich in die Küche. Ich hatte zwar immer noch nicht sonderlich Lust etwas zu mir zu nehmen - vor allem nicht das Blut - jedoch gab mein Magen einfach keine Ruhe und zwang mich dazu, wenigstens menschlich Nahrung zu mir zu nehmen.
Ich öffnete den Kühlschrank und musste leider feststallen, dass sich kaum noch etwas Nahrhaftes in ihm befand. Nur ein Pudding, der schon eindeutig über den Verfallsdatum war und ein Gas Gurken, wo nur noch zwei drin schwammen mit ein paar anderen Freunden.
„Na lecker..." angewidert schlug ich ihn wieder zu.
„Na super, das heißt ich muss einkaufen gehen" seufzte ich und ging in mein Zimmer. Ich war schon lange nicht mehr Tagsüber draußen gewesen, aber es schien nun nicht mehr anders zu gehen.
Etwas genervt zog ich mir eine dunkle Strumpfhose über meine nackten Beine, streifte meine Jacke über und setzte mir noch mein Lieblings Cap auf. Nur noch die Brieftasche eingesteckt und los konnte es gehen.
Etwas zögerlich ging ich das Treppenhaus hinunter und hoffte darauf, dass es ein Unterschied machte, dass es sich zum Herbst neigte. Wenn nicht, könnte diese Aktion schon ein paar hässliche Verbrennungen nach sich ziehen. Klar würden die wieder schnell verheilen, aber erst wenn ich das Blut trinken würde...
