Kapitel 2

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Am nächsten Tag hatte sich mein Erlebnis schon in der ganzen Schule rum gesprochen. Ich wusste nicht ob ich das so toll finden sollte.

„Und wie war er so?", erkundigte sich Sam auf dem Gang. „Wenn meinst du?", fragte ich und hob eine Augenbraue. „Na den grünen Ninja", antwortete der Dunkelhaarige. „Du meinst Lloyd". „Ja", sagte er. „Aber findest du nicht das ‚Grüner Ninja' besser klingt.". „Nein.", antwortete ich knapp und er drehte sich, ohne mich noch einmal anzusehen, um und ging. Was mir eigentlich ziemlich egal war.

Gelangweilt ging ich ins Klassenzimmer und setzte mich an den Tisch ganz hinten. Da setzte sich sowieso nie jemand hin, weil es zuviele Plätze im Zimmer gab und weil die Meisten nicht neben mir sitzen wollten. Aber das war mir ebenfalls egal.

Es gab insgesamt eigentlich viele Sachen die mir egal waren: Mein Vater, die Ninja, was die anderen über mich dachten und viele andere Dinge.

Als der Unterricht begann holte ich meinen Block raus und fing an zu zeichnen. Währenddessen hörte ich Mrs. Holder zu, die etwas über das Periodensystem erzählte.

Okay. Nach einer Weile war ich so in Gedanken, dass ich ihr nicht mehr zu hörte. Aber Gott sei Dank war sie so im sehr in ihre Rede vertieft, dass sie nicht mehr an uns Schüler dachte.

Was dann auch nicht so toll war, weil die Mädchen anfingen sich Briefchen zu „schicken" und die Jungs sich gegenseitig mit Papierkügelchen abwarfen. Als am Ende der Stunde die Glocke zur Pause schlug war Mrs. Holder gerade fertig, merkte aber nichts weil alle anderen schon zur Tür gerannt waren.

Ich ließ mir Zeit und trottete zur Tür in den Gang raus und zur Kantine. Dort suchte ich mir einen Platz an dem niemand sonst saß und setzte mich.

Von weiter drüben starrten mich die Ninja an. Anscheinend redeten sie über mich. Es kam mir ein bisschen vor wie in Twilight, wo die Cullens Bella anstarren und über sie reden. Nur das ich Bella war und die Ninja die Cullens. Aber ich schaute sie nicht noch mal an und konzentrierte mich auf mein Essen.

In unser Kantine war das Essen eigentlich ganz lecker. Heute gab es Kartoffelpüree mit Fischstäbchen.

Während ich aß kamen immer wieder ein paar Schüler an mir vorbei und fragten mich Sachen zu meinem Erlebnis. Ich beantwortete ihre Fragen, aber als ich dann zum fünften Mal gefragt wurde, wie Lloyd denn so war, hatte ich keine Lust mehr. Also sagte ich ihnen sie sollten mich in Ruhe lassen.

Danach kam dann niemand mehr. Was ich nicht sehr schlimm fand. Was mich nervte war das mich die Ninja immer noch anstarrten. Als ich aufgegessen hatte wollte ich so schnell wie möglich aus der Kantine und lief dabei aus Versehen in jemanden rein.

„Oh! Tut mir leid.", wollte ich gerade sagen, doch dann blieb ich mitten ihm Satz stehen, denn es war niemand anderes als Lloyd. Ich schaute ihn nochmal kurz an dann ging ich einfach weiter. Er rief mir etwas hinterher, aber ich konnte es nicht verstehen. Das wollte ich auch garnicht.

Ich ging zum Klassenzimmer, auch wenn mein Lehrer noch nicht da war. Also holte ich wieder meinen Block raus und zeichnete weiter an einem Bild von einem Drachen.

Als Mr. Grandell dann kam packte ich den Block schnell weg und ging nach ihm ins Klassenzimmer. Es dauerte noch eine Weile bis alle anderen da waren dann begann der Unterricht.

Mr. Grandall war unser Englischlehrer. Heute schrieben wir Vokabeltest. Ich schnitt eigentlich ganz gut ab, denn ich hatte mir in der Pause die Vokabeln nochmal durchgelesen. Als der Unterricht dann endlich vorbei war fuhr ich mit dem Bus nach Hause.

Zuhause machte ich mir mein Essen selbst, weil Mum noch nicht da war und aß während ich meine Hausaufgaben machte. Um 6 klingelte es an der Tür und ich musste öffnen, weil Mum ja nicht da war.

„Hallo.", sagte ich in der Erwartung das es der Postbote war, doch leider hatte ich nicht soviel Glück. Es war Lloyd.

„Was willst du?", fragte ich barsch. Normalerweise war ich nicht so unfreundlich, aber er war mir in den letzten Tagen ein bisschen zu oft begegnet. „Ich wollte dich einfach mal besuchen. Ich habe gehört, dass du nicht so oft Besuch bekommst.", erklärte er gerade.

Ich schüttelte den Kopf. „Lloyd", fing ich an. „Wir sind seit Jahren an der selben Schule und jetzt fällt dir plötzlich ein: ‚Ich könnte ja mal Lea besuchen'? Echt jetzt?". „Ja. Vielleicht... Außerdem hast du dich noch nicht bedankt.", erwiderte er.

„Danke.", sagte ich und versuchte die Tür vor seiner Nase zu zuschlagen. Was nicht funktionierte, weil er seinen Fuß in die Tür einklemmte.

„Bitte! Geh jetzt einfach.". „Was hast du gegen mich?", fragte er. „Ich hab nichts gegen dich, aber hab etwas dagegen, dass mein Vater sich mehr um dich und deine Freunde kümmert als um mich. Weil er nicht mal weiß, dass es mich gibt." erklärte ich und eine Träne rollte mir über die Wange, die ich aber schnell wegwischte.

Lloyd aber, war so erstaunt, dass ich die Tür endlich schließen konnte und allein war. „Jetzt weiß er es.", dachte ich, dann ging ich in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett um nachzudenken.

Lea Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt