Klischee-Momente vs. Reallife

Omg! Ich habe einen Bruder!

In Fanfictions:

Gut gelaunt schritt ich die Straße entlang auf die riesige Villa zu. Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen, und ich fragte mich, wie mein Vater wohl aussehen würde.

Als ich ein Baby war, hatten sich meine Eltern getrennt, und da ich bei meiner Mutter aufgewachsen war, hatte ich ihn noch nie gesehen oder etwas von ihm gehört. Doch nun hatte ich ihn endlich ausfindig gemacht!

Ich klingelte an der imposanten Tür, und checkte nochmal kurz mein Aussehen. Alles saß perfekt: Mein Niall-Horan-Shirt, die Herzchen-Leggings und die 1D-Ohrringe. So konnte ich meinem Vater gegenübertreten!

Doch nicht mein Vater öffnete die Tür, sondern ein gutaussehende Junge mit braunen Locken und grünen Augen. OMG, das war doch …

„Hi, ich bin Harry Styles, und du musst meine verschollene Zwillingsschwester Amy sein.“ begrüßte er mich strahlend. Was?! OMFG! Dann war Harry Styles von One Direction mein Bruder?!

Im Reallife:

Seufzend stieg ich die gefühlten tausend Stufen des Miethauses hoch, in dem mein Vater wohnte. Als ich mit Müh und Not endlich im fünfzehnten Stock angelangt war, klebte mein viel zu weites T-Shirt vor Schweiß an meinem Rücken. Wer war bitteschön so dumm und wohnte im fünfzehnten Stock? Die Antwort lag auf der Hand: Wer so wenig Geld hatte, wie mein Vater.

Ohne jeglichen Enthusiasmus an den Tag zu legen, klopfte (Die Klingel war kaputt) ich an der Wohnungstür. Nach einer halben Ewigkeit wurde sie dann tatsächlich und sehr zu meinem Entsetzen von meinem Stiefbruder geöffnet. Er war bereits das zweite Kind nach mir, das mein Dad gezeugt hatte. Allerdings war er mit seiner Mutter ebenso wenig zusammen, wie mit meiner.

Mein Stiefbruder trug wie üblich Kopfhörer, weshalb er mein Klopfen vermutlich erst nach dem zwanzigsten Anlauf gehört hatte. In der rechten Hand hielt er eine Spielkonsole und in der linken eine Tüte Chips. Wie er mir die Tür geöffnet hatte, war mir ein Rätsel. Fakt war, er trug wie üblich Secondhand-Kleidung, hatte dicke Augenringe und verstrubbelte, fettige Haare. Der typische Gamer eben. Das Wochenende konnte ja heiter werden!