Kapitel 11
„Was? N-nein. Das ist doch. Wie kommst du denn darauf?", flüsterte sie zurück und wedelte dabei hektisch mit ihren Händen herum.
„Naja Adrien ist weg ... Chat Noir ist seitdem ebenfalls verschwunden. Und ..."
Und? Was war ihm denn noch aufgefallen? Kam sie aus der Sache überhaupt wieder heraus? Es war ja leider wirklich sehr auffällig. Nervös knetete sie ihre Hände ineinander und sah ihn mit großen Augen an. Er rutschte noch etwas näher zu ihr und beugte sich nun zu ihrem Ohr herüber.
„Außerdem kommt er auch oft zu spät. Wenn ein Akuma auftaucht, verschwindet er ebenfalls. Zusammen hat man die beiden auch noch nie gesehen. Selbst als Mylène akumatisiert wurde", flüsterte er ihr ganz leise zu und sie konnte im Augenwinkel genau sehen, wie Alya stutzig zu ihnen heraufsah.
Sie wunderte sich mit Sicherheit, was die beiden so zu tuscheln hatten. Da musste sie wohl wieder Rede und Antwort stehen.
Schwer schluckte sie dann allerdings und beobachte schweigend Nathaniel, wie er wieder etwas zurückrutschte. Was sollte sie ihm jetzt sagen? Sie hatte keine Ausrede oder plausible Antwort darauf, warum Adrien ständig verschwand oder oft zu spät kam. Gut, dass zu spät kommen, konnte man vielleicht noch mit seinen Jobs für seinen Vater rechtfertigen. Aber den Rest? Dafür hatte sie keine Antwort. Geschlagen nickte sie ihm also zu.
„Lass uns in der Pause darüber sprechen."
Nickend sah er wieder auf seine Unterlagen und seufzend schloss sie kurz ihre Augen. Es brachte wohl nichts, es noch weiter zu leugnen. Es war eindeutig, wenn er ihr Geheimnis kannte.
„Und dann lässt er dich hier einfach ganz alleine?", fragte Nathaniel etwas zu laut und sofort legte sie ihren Finger über ihre Lippen und sah sich, ob ihnen auch niemand zu gehört hatte, um.
„Tsch."
„Tschuldige."
Traurig blickte sie über den Hof und danach auf ihre Füße herunter. Ihr wäre es auch lieber gewesen, wenn er hier bei ihr in Paris wäre, aber es war nun mal nicht zu ändern.
„Er kann ja nichts dafür. Sein Vater zwingt ihn. Wäre er nicht geflogen, hätte ihm sein Vater verboten weiter in die Schule zu gehen. Geschweige denn davon, dass er noch das Haus verlassen dürfte."
Sie konnte hören, wie Nathaniel laut schnaufte und so sah sie wieder auf.
„Trotzdem. Er hätte dich nicht alleine lassen dürfen", murmelte er und sah wiederum stur dabei auf seine Füße herunter, „Du bist dadurch verletzt."
„Das hätte auch passieren können, wenn-", doch mitten im Satz brach sie ab, da Rose plötzlich aufgeregt auf sie zu lief.
„Marinette, hast du schon gehört? Mr. Damocles veranstaltet zu Ehren des Schuljubiläums einen Tanzabend, einen Ball. Ist das nicht toll?"
Mit großen Augen faltete Rose ihre Hände vor der Brust zusammen und strahlte über beide Ohren.
„Ähm ... nein. Das klingt ja toll. So ein richtiger Ball? Wann soll er denn sein?"
Lächelnd blickte sie ihre Freundin an. Sie konnte gar nichts dagegen machen. Roses Freude darüber war einfach ansteckend.
„In zwei Wochen."
Aufgeregt tippelte ihre Freundin vor ihr herum, und bevor sie noch etwas dazu sagen konnte, hatte sie offenbar jemand Neues gefunden, dem sie es erzählen wollte.
„Hey ... Hör mal ...", hörte sie sie nur noch rufen und schon hastete sie davon.
Kurz sah sie Rose noch hinterher, senkte dann allerdings traurig ihren Kopf.
„Alles in Ordnung?"
Schwach lächelnd nickte sie, doch dann zuckte sie mit ihren Schultern.
„Naja. In zwei Wochen ist Adrien noch nicht wieder da. Es wäre schön gewesen, wenn wir zusammen auf den Ball hätten gehen können."
„Das kann ich verstehen", antwortete Nathaniel, doch dann bemerkte sie, wie er mit seinen Gedanken abschweifte, und jemanden zu beobachten schien. Verwundert folgte sie seinen Blick und sofort begann sie zu grinsen, als sie entdeckte, wenn er da betrachtete.
„Das ist doch die Idee. Frag sie, ob sie mit dir zusammen auf den Ball geht."
„Was? Nein ... Das ... Ich ...", stammelte er vor sich hin und verschwörerisch begann sie mit ihrem Zeigefinger zu wedeln.
„Nein, das ist perfekt. Außerdem hat sie bald Geburtstag. Du machst ihr ein ganz tolles Geschenk."
Lächelnd sah sie ihren Klassenkamerad an und wartete auf seine Reaktion. Ein wenig war sie auch froh darüber, dass das Thema Chat Noir fürs Erste vergessen war.
„Könntest ... könntest du mir vielleicht dabei helfen?"
Grinsend boxte sie ihm freundschaftlich auf die Schulter und nickte ihm zu.
„Klar helfe ich dir."
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Ende gut, alles gut? [Miraculous]
FanfictionFortsetzung von "So nah und doch so fern"