Kapitel 12

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Kapitel 12

Erleichtert, dass er für heute Feierabend hatte, packte Adrien seine Sachen zusammen. Mit jedem Tag, den er hier schaffte, näherte er sich seiner Abreise. Und die konnte er kaum noch erwarten. Auch wenn es noch knapp zwei Wochen waren, bis er endlich in einem Flugzeug zurück nach Hause und zurück zu Marinette säße. Hoffentlich hielt sie noch durch, bis er wieder da wäre. Sie beharrte zwar darauf, dass sie alles im Griff hatte und es ihr gut ging, aber er wusste genau so gut wie sie selbst, dass dem nicht so war.. Er merkte doch, wie müde sie bei ihren Gesprächen war und auch von Nino wusste er, wie sie völlig erschöpft im Unterricht saß. Auch die Tatsache, dass Nathaniel über alles bescheid wusste, beunruhigte ihn sehr. Würde er wirklich dichthalten und sie beide nicht verraten? Zudem machte es ihn wahnsinnig, dass die beiden seit Kurzem öfter etwas unternahmen, auch wenn sie beteuerte, dass sie nur Freunde waren. War es für Nathaniel auch nur Freundschaft? Nutzte er nachher die ganze Sache aus? Es war zum Verrücktwerden. Von hier aus konnte er einfach nur Däumchen drehen und nichts unternehmen.
Kopfschüttelnd schulterte er dann aber seine Tasche und verließ den großen Saal. Nathalie wartete mit Sicherheit schon unten, um ihn zurück ins Hotel zu bringen. Er wollte gerade den Fahrstuhl ansteuern, als er dann aber plötzlich irritiert stehen blieb und auf eine Person blickte, die kauernd an der Wand hockte.
„Was machst du denn noch hier? Alles in Ordnung?"
„Oh. Adrien. Ja ... ja, alles in Ordnung."
Kurz sah Celina zu ihm auf, doch dann klammerte sie ihre Finger um ihr Smartphone und starrte auf das Display. Irritiert runzelte er seine Stirn. So wie sie ausschaute, war es alles andere, als alles in Ordnung. In einem Satz hockte er sich also neben sie und sah sie fragend an. Sie war zwar manchmal etwas aufdringlich, aber deshalb war sie ja kein schlechter Mensch und er mochte sie ja schon irgendwie, als Freundin, und so konnte er sie nicht einfach so hier sitzen lassen.
„Erzähl. Was ist los?"
„Ach, es ist blöd."
Lächelnd stupste er sie an der Schulter an und nickte ihr aufmunternd, damit sie ihm erzählen würde, was sie bedrückte, zu. Sie war sonst eigentlich immer nur am Lächeln. So betrübt hatte er sie noch kein einziges Mal, seit er sie kennengelernt hatte, gesehen.
„Na los. Ich erzähle es auch keinem weiter. Versprochen. Weißt du, ich bin ein Meister darin, ein Geheimnis für mich zu behalten."
„Na gut ... Aber wehe, du lachst ... Übermorgen veranstaltet mein Vater wieder so ein großes Geschäftsessen und ich muss da immer mit ... Naja und ... Der Sohn des Partners meines Vaters ist auch dabei ..."
Er konnte sehen, wie sie nach den richtigen Worten suchte und so ließ er ihr die Zeit und wartete geduldig, bis sie weitersprechen würde.
„Er ist jedes Mal so aufdringlich, betatscht mich und meint, da sein Vater ein wichtiger Partner von meinem Vater wäre, müsste ich machen, was er sagt und seine Freundin werden. Sonst würde er schon dafür sorgen, dass mein Vater die Aufträge verliert."
„Was? Hast du es deinem Vater erzählt?"
Schwach lächelnd blickte sie ihn an, nickte zaghaft und senkte danach wieder ihren Blick.
„Hab ich. Er glaubt mir nicht. Ich solle mich nicht so anstellen."
Seufzend schlang sie ihre Arme um die Beine und zog sie eng an ihren Körper heran.
„Väter sind doch echt das Letzte", murmelte er leise, senkte seinen Kopf und musste dadurch unweigerlich an seinen eigenen denken.
Seinem eigenem Vater war er doch auch völlig egal. Es war ihm egal, wie es ihm ging oder wie er sich fühlte. Er schickte ihn hier her in die Staaten, kommandierte ihn herum, wo es nur ging, und seine eigene Meinung war ihm total egal. Für ihn zählten einzig allein die Arbeit und sein Ruf.
Ein tiefer Seufzer riss ihn dann allerdings wieder aus seinen Gedanken heraus und so sah er wieder zu Celina.
„Naja, da muss ich halt durch. Solange ich nicht mit einem festen Freund auftauche, lässt er mich wohl nicht in Ruhe ... Ich sollte jetzt lieber los, mein Fahrer wartet."
Schwungvoll sprang sie plötzlich auf, blickte zu ihm herunter und setzte wieder ein Lächeln auf.
„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht voll jammern. Wir sehen uns ja dann morgen."
Winkend drehte sie sich auf ihrem Absatz herum und ging auf den großen Fahrstuhl zu. Ohne groß nachzudenken, was er da vorhatte, stand er ebenfalls auf und lief ihr hinterher.
„Warte. Vielleicht kann ich dir ja irgendwie helfen."
„Wie meinst du das?"
Langsam drehte sie sich zu ihm zurück und kippte ihren Kopf etwas zur Seite.
„Ich begleite dich zu dem Essen und gebe mich einfach als dein Freund aus. Dann lässt er dich vielleicht in Zukunft in Ruhe."
„Ja? Das würdest du tun?"


Ende gut, alles gut? [Miraculous]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt