Kapitel 6

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Am Nachmittag des nächsten Tages lag ich faul auf dem Bett in meinem Zimmer, als Mom hereinkam und zu mir sagte: „Liv, wir müssen in zwei Stunden zu den Lynches fahren und du musst noch duschen und dich schick machen!" „Das reicht doch völlig", entgegnete ich ihr gelangweilt. „Wir sind lieber zu früh als zu spät dran", meinte sie. Stöhnend stand ich daraufhin auf und tat, was sie verlangte.

Danach zogen alle außer Harry ihre Schuhe und Jacken an, als ich meinte: „Siehst du! Erst sagst du, dass ich es nicht rechtzeitig schaffe, und jetzt stehe ich gerichtet hier und Harry ist nicht soweit!" So war es ja immer. Mom entschuldigte sich bei mir und wartete ungeduldig auf meinen Bruder. „Hättest du nicht noch mehr trödeln können?", flüsterte ich ihm zu, als er schließlich aus dem Bad kam. „Sorry, ich wollte keinen Ärger bekommen", zischte er zurück. Davon bekamen unsere Eltern zum Glück nichts mit. Dann fuhren wir letztlich los.

Nach etwa zwanzig Minuten kamen wir an. Das bedeutete, dass ich eigentlich nie so weit von Ross entfernt war, nachdem ich ihn nicht mehr gefunden hatte. Es gab eine große Terrasse mit einem Pool. Von außen sahen wir bereits den gedeckten Tisch und einen Grill, der sehr gebräuchlich für dieses Wetter war. Die Sonne schien, der Himmel erschien ganz blau und es war warm. Aber um höflich zu wirken, klingelten wir an der Haustür.

Dann machte ein Typ, vielleicht ein Jahr oder so jünger als ich, auf. „Hallo, ihr müsst Familie Tyler sein. Ich bin Ryland, Stormie's jüngster Sohn", stellte er sich vor. „Ja, sie hat mir schon einiges über euch erzählt", meinte Mom. „Dann wisst ihr ja schon Bescheid über uns", sagte Ryland. Ja, ich wusste leider schon ziemlich viel über diese Familie und besonders viel über Ross. Mom hatte uns sogar eine Art Unterrichtsstunde gegeben. Wenn es in der Schule ein Fach namens „R5-Kunde" geben würde, würde ich jedes Mal schwänzen, obwohl ich jetzt wahrscheinlich gute Noten darin schreiben hätte können...

Dann wurden wir hineingebeten und wir gingen durch das Haus in den Garten. Das Erste, was mir ins Auge fiel, war natürlich wieder Ross. Wieso immer er?! Aber er sah erneut so gut aus. Oben ohne mit diesem heißen Sixpack (und das schon mit 17 Jahren!) saß er am Poolrand und ließ seine Füße ins Wasser baumeln. Plötzlich bekam ich eine Gänsehaut über beide Arme. Komisch, das geschah doch sonst nur bei Liedern, die ich mochte und mich an etwas, ob Schönes oder Trauriges, erinnerten. Was passierte denn nur mit mir? Bald würde ich verrückt werden, da ich auf diese Frage immer noch keine Antwort hatte.

„Hallo? Würdest du endlich mal aufhören, meinen Bruder so anzustarren, und dich auch mal hinsetzen?!", befreite Rocky mich aus meiner Starre. „Äh, ja... Sorry", sagte ich und setzte mich neben Dad. „Du warst wie hypnotisiert und hast niemanden von uns wahrgenommen!", erzählte er mir.

Mark informierte uns alle darauf: „Also, die Schnecken und Steaks sind jetzt fertig." Wir grillten und man konnte es richtig riechen. „Kommt zu mir und ich lege euch das, was ihr essen wollt, auf den Teller!" Okay, dann durfte ich wieder aufstehen - eigentlich hatte ich dazu keine Lust, da ich manchmal echt faul war - , doch Ross kam auf mich zu und meinte: „Bleib, wo du bist. Ich werde was für dich holen. Was möchtest du denn gerne?" „Eine Schnecke, bitte", verriet ich ihm. Er schnappte sich meinen Teller und ging. Nun saß nur noch ich am Tisch.

Solange die anderen weg waren, hatte ich wieder Zeit zum Nachdenken: Er kann ja ganz nett sein, doch bleibt das auch so? Was ist, wenn er sich nur so benimmt, damit man gut von ihm reden kann, falls es hier Paparazzi oder einfach versteckte Kameras gibt und das alles in die Außenwelt kommt? Diese Gedanken machten mich schon wieder unsicher. Sollte ich ihm vertrauen oder würde er mich ein zweites Mal verletzen? ... Das Leben konnte manchmal echt schwer sein.

Nun kamen Rydel und Riker wieder zurück. Jetzt musste ich wieder aufpassen. „Willst du nichts essen?", fragte mich Rydel. „Doch, doch!", antwortete ich. „Ross holt für mich." Sie nickte. „Sag mal, ist der immer so nett?" Darauf antwortete Riker: „Ja, normal schon." „Ah, danke!", meinte Ross, der gerade die Teller balancierend auf uns zukam. Er stellte den Teller mit der Schnecke direkt vor mich. „Dankeschön", bedankte ich mich. „Kein Problem", sagte er. „Hab ich doch gern gemacht. Sowieso werden wir uns öfters sehen und dazu sollten wir uns nicht gerade hassen." „Ja, da hast du wohl recht", sagte ich. Plötzlich schaute Rydel Ross ganz ernst an. Aber trotzdem auch freundlich.

Nach und nach kamen die übrigen zu uns und aßen. Danach fragte Dad: „Wow, das Fleisch war echt lecker! So zart und saftig! Wer hat denn hier den Dreh so gut raus?" Stormie antwortete: „Ganz klar Rocky! Er ist unser Grill-Profi in der Familie." Stolz auf sich selber nickte dieser lächelnd.

Kurz bevor wir nach Hause fuhren, zog mich jemand in einen dunklen Raum ohne jegliches Licht. Was war denn jetzt los? Entführte mich etwa einer? Nein. Das Licht ging an und ich konnte Rydel erkennen. „Wieso so geheimnisvoll?" „Ach, ich wollte dir nur aus Spaß einen kleinen Schrecken einjagen", lachte sie. „Jetzt aber im Ernst. Was willst du von mir?", fragte ich. „Ich muss dir was sagen", teilte Rydel mir mit. „Es wird dir wahrscheinlich nicht wirklich gefallen, darüber zu reden." Oh nein, nicht schon wieder! Ich konnte das Thema bereits erahnen und sie lag richtig - darüber sprechen wollte ich eigentlich nicht.

„Ich weiß von dir und Ross. Er hat sich geändert. Man kann ihm vertrauen. Also vertrau auch du ihm! Er gibt es zwar nicht zu, doch ich glaube, ihm geht diese Sache sehr nah und so schnell wird er sie nicht vergessen." „Aber da ist er selber schuld!", konterte ich. „Ja, vielleicht war er damals tatsächlich etwas zu cool, aber ich sage es nochmal: Das ist Vergangenheit!" Auf einmal stürmte Ross herein. Wenn man vom Teufel spricht... „Du sollst mir doch nicht helfen, Delly! Ich schaffe das schon!", rief er. „Sorry. Liv, deine Eltern suchen dich. Du solltest zu ihnen gehen. Bis zum nächsten Mal!" So verließ ich den Raum und verabschiedete mich von allen.

Während der Autofahrt nach Hause fragte mich Mom mit einem kleinen Grinsen im Gesicht: „Und, war das jetzt so schlimm wie du gedacht hast?" „Na ja, es hätte schlechter laufen können", meinte ich ehrlich. „Ich fand's cool", freute sich Harry. Dann beendeten wir das Gespräch.


„Hey, Ross!" Ryland kam am nächsten Tag auf seinen Bruder zu. Dieser saß am Schreibtisch in seinem Zimmer und schrieb irgendetwas auf ein Blatt Papier. „Was machst du da?", fragte Ry. Ross blickte auf und antwortete: „Einen Brief für Liv schreiben." „Okay", sagte Ryland. „Und wie läuft's so?" „Ist irgendwie etwas schwierig, das so zu formulieren, damit sie mir glaubt", meinte Ross. „Ich will, dass sie mir wieder vertraut." „Ja, dann geb' dir Mühe!", riet ihm Ryland. Dann ließ er Ross in Ruhe und verschwand.

Gegen Nachmittag machte Ross sich auf den Weg zu meinem Haus und klingelte, doch niemand machte ihm die Tür auf. Klar, wir waren auch bei unserer Grandma zu Besuch. Deshalb schmiss er den Briefumschlag einfach in den Briefkasten und ging wieder.

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Was hat Ross ihr wohl geschrieben? Und wie wird Liv darauf reagieren? Das könnt ihr im nächsten Kapitel erfahren ;)

Was einst Hass war (Ross Lynch/R5 FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt