Kapitel 15

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„Und der diesjährige Sieger ist...", fing der Mann an und öffnete den Umschlag. Er machte kein großes Geheimnis daraus und nannte sofort den Namen: „...Liv!"

Aaahhh, oh mein Gott! Kyle hatte wohl recht damit gehabt, dass ich die Favoritin war. Zumindest hatte ich das gleich im Kopf. Das nächste, was ich tat, war erst einmal Kreischen vor Freude. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Diese persönlichen Lieder haben es wohl echt gebracht.

Jeder gratulierte mir, und Ross sagte: „Du hast es verdient. Ich bin wirklich stolz auf dich, glaub mir!" „Wirklich? Danke", sagte ich. „Aber denk jetzt ja nicht, dass ich dir schon wieder gehöre! Dass das klar ist!" Anstatt eine vernünftige Antwort wie „Verstanden" oder so zu geben, kam er damit: „Moment! Du sagtest schon. Heißt das, wir werden irgendwann später wieder zusammen sein?"

Wie ist er denn da draufgekommen? Auf diese Frage seinerseits wollte ich nicht antworten; selbst wenn, ich konnte es gar nicht. Wieder einmal wusste ich nicht, was genau ich fühlte. Wahrscheinlich würde es auch nicht das letzte Mal sein. Wieso konnte ich Ross nicht einfach hinter mir lassen und ihn vergessen? Ich wünschte es mir so sehr, doch es ging nicht in Erfüllung.

Ich drehte mich von ihm weg und nahm den Gutschein von 100.000 Dollar inklusive Plattenvertrag stolz entgegen. - Warte! Plattenvertrag! Ich würde womöglich eine international bekannte Sängerin werden! Was würde dann überhaupt aus Harry werden? Niemand wäre mehr für ihn da, weil Mom und Dad arbeiteten und ich Songs aufnahm und so weiter. Egal! So wichtig war er mir auch wieder nicht, als dass es mich interessieren müsste, was er machte und wie es ihm ging. Er hatte ja immerhin noch Grandma und Grandpa.

Ich sah mir den Gutschein genau an. Ich war froh, dass ich den Preis nun endlich in der Tasche hatte. Na ja, solange bis ich herausfand, bei welchem Label ich unter Vertrag stand. Ich war sprachlos, konnte fast nichts sagen außer: „Hollywood Records." „Jap. Herzlich willkommen im Club!", meinte Ross, der erneut bei mir war. Och Mann! Das hatte mir noch gefehlt...

Wie sollte ich das nur überstehen? Da ich nun bei derselben Plattenfirma war, würden wir uns ab und zu wieder begegnen. Dabei hatte ich mich schon dermaßen gefreut, dass ich ihn nach dieser The-Voice-Geschichte mein ganzes Leben nicht mehr sehen würde. Das konnte ich jetzt aber vergessen. Warum mussten solche dummen Sachen immer mir passieren? War das etwa Karma? Aber ich habe doch noch nie etwas Schlimmes getan. Eigentlich sollte Ross alles abbekommen, nicht ich. Bis jetzt war er anscheinend mit allem, was mir widerfuhr, zufrieden. Und das nervte tierisch!

„Ähm." Ich lief zum Moderator. „Kann ich die Plattenfirma vielleicht wechseln?" „Oh, tut mir leid. Der Vertrag ist bereits unterschrieben. Den Anfang musst du mit Hollywood Records machen und ich denke, das können wir erstmal nicht ändern", erklärte der Mann. „Und wie lange dauert dieser Anfang?", wollte ich wissen, worauf er antwortete: „Das kommt ganz auf dich an, wie gut du deine Arbeit machst. Du musst mindestens eine CD herausgebracht haben, damit du wechseln kannst. So war es auch all die letzten Jahre. Merkwürdig, du bist die Erste, die das gefragt hat. Sonst waren alle immer mega begeistert."

„Das kann ich mir gut vorstellen, aber ich habe einen Grund, den schlaue Leute eigentlich kennen müssten", sagte ich. Bevor ich weiterreden konnte, fiel der Moderator mir ins Wort: „Hey! Soll das jetzt heißen, dass ich dumm bin?!" Ich zuckte leicht lächelnd mit den Schultern, als das Publikum loslachte. Wir hatten wohl beide noch unsere Mikros angehabt. Upps! „Trotzdem danke!", sagte ich.

Schließlich bedankte ich mich nochmal bei den Leuten, die für mich gestimmt hatten, es wurde noch ein Bild gemacht und dann ging ich zu meinen Eltern, die heute sogar hier waren. Sie gratulierten mir auch und Mom drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Wo ist Harry?", fragte ich. „Der ist daheim und hängt wieder am Handy", antwortete Mom. Ich nickte und meinte: „Ich find's gut, dass er nicht hier ist." Er hätte mich wirklich gestört.

Schon gleich am nächsten Tag klingelte ein Typ an der Haustür, der sich als Harvey Henderson vorstellte. Dieser erzählte mir, da ich aufgemacht hatte, dass er von Hollywood Records wäre und mich heute dort herumführen würde. Zwar hatte ich keine große Lust darauf, aber es war immerhin besser als alleine mit Harry im selben Haus zu bleiben. Gestern hatten wir uns wegen einer Autogrammkarte von einem Sportstar gestritten, und deswegen bin ich immer noch mega sauer auf ihn gewesen.

Also ging ich einfach mit Harvey, ließ keine Information für meinen Bruder da. Er musste nicht alles wissen, wohin ich gegangen bin und was ich tat. Sollte er halt deswegen rumheulen! War mir doch egal.

Es dauerte gar nicht lange, bis wir an einem riesigen Gebäude ankamen. Das war die Plattenfirma. Wir gingen hinein und fuhren mit dem Aufzug in die dritte Etage. Dort befanden sich alle Aufnahmestudios dieses Hauses.

„Ich komme gleich zurück. Du bleibst solange hier, ok?", sagte er. „Mach ich", versicherte ich ihm. Wahrscheinlich hätte ich mich nur verlaufen, wenn ich abgehauen wäre.

Ein wenig später tauchte Harvey wieder auf. Doch diesmal nicht alleine, sondern mit einer blonden Begleitung. Er informierte mich: „So, ihr beiden kennt euch ja." Da hatte er leider Gottes recht. Und schon wieder war ich es, die Pech hatte!

„Ross wird dich heute überall herumführen und einweisen. Hier ist er dein Ansprechpartner. Also wenn du Fragen hast oder Hilfe benötigst, kannst du zu ihm gehen." Während Ross mich angrinste, schaute ich ihn nur böse an. „Vielen Dank, aber ich glaube, ich werde seine Hilfe nicht brauchen." Er wäre doch eh zu blöd, dachte ich mir dazu.

„Wenn du meinst. Ich lass euch zwei jetzt allein, da ich einen Termin mit Sabrina Carpenter habe. Viel Spaß euch beiden, und vor allem dir, Liv, an deinem ersten Tag!", sagte Harvey. Er kam mir ganz sympathisch vor, im Gegenteil zu meinem Ansprechpartner, welchen ich gerade überhaupt nicht leiden konnte.

„Wieso du?", fragte ich ihn. „Sie haben gedacht, es sei besser, wenn du jemanden Bekannten hast", antwortete er. „Okay, verstehe ich. Aber warum konnte das denn nicht Rydel sein oder Riker?" Die beiden wären mir so viel lieber gewesen. Aber nein... Och, darüber konnte ich mich echt aufregen! Doch es brachte eh nichts.

„Hey, kein Grund sich aufzuregen! Ich dachte, du kannst mir nicht widerstehen", meinte Ross. Wie unverschämt! Es hatte den Anschein, dass er sich nun noch bescheuerter benahm. Ich hatte gedacht, das würde gar nicht mehr gehen. Wenn er mich jemals wiederhaben wollte, sollte er sich eigentlich um einiges besser benehmen.

„Denk, was du willst! Und jetzt sei ruhig!", befahl ich ihm. „Zeig mir nur die Studios und so und rede nur, wenn nötig, und zwar nicht über mich und dich!" Er nickte. Das fühlte sich wirklich gut an, auch mal für einen Augenblick die Kontrolle über ihn zu haben. Mal ganz anders.

Nachdem Ross mir das Wichtigste gezeigt hatte, fragte ich ihn: „Darf ich jetzt heimgehen? Ich muss mich von dir erholen!" „Na ja. Harvey hat mir nichts gesagt. Also ich glaube, du darfst gehen", antwortete er. So verschwendete ich keine einzige Minute mehr mit Ross, schnappte mir meine Tasche, die ich außerdem mitgenommen hatte, und ging sofort. Wieder ohne Abschied.

Was einst Hass war (Ross Lynch/R5 FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt