Kapitel 11

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Schnell war der Tag des Halbfinales gekommen. Heute würde nur eine Person von jedem Team weiterkommen und zwei beziehungsweise drei Personen (in Ross' Team) heimgeschickt werden. Da jeder von den Kandidaten wusste, dass der Coach und ich eine Beziehung führten, sprachen sie mich die ganze Zeit genervt an. Alle außer Sam, die mir immer noch treu blieb.

Doch Troy, der in unserem Battle gewonnen hatte, warf mir Sachen vor wie: „Du bist so eingebildet und selbstsüchtig! Bestimmt spielst du ihm nur vor, verliebt in ihn zu sein, damit er dich ins Finale hinaufbefördert! Verlogene Schlampe!" Ich hätte das niemals von ihm gedacht. Dass er es wagte, so etwas zu sagen. Er war gerade mal vier Jahre älter als ich.

Aber diese Worte konnten mich nicht an mir selbst zweifeln lassen. Zum Glück hatte ich so ein tolles Selbstbewusstsein. Na ja, zumindest heute... Und außerdem hatte ich Ross schon einmal gebeten, mich nicht zu wählen, weil wir uns ziemlich gut verstanden, sondern weil ich es auch wirklich verdient hätte. Hoffentlich begutachtete er dies.

„Du schaffst das! Ich bin mir ganz sicher, dass du ins Finale kommst!", machte mir Sam Mut, bevor ich auf die Bühne ging und mein Lied sang. Man durfte sich dieses Mal sogar selbst eins aussuchen und für mich war es gleich klar gewesen: Repeating Days von R5. Davon bekam ich immer eine Gänsehaut. Ich musste es einfach singen. Wenn ich wirklich ins Finale kommen sollte, dann mit dem Lied.

You're looking right in my eyes

And I know that you're lying

When you say that you're mine

And there's nobody else

But even when we fight

I can't stop from loving you

Während ich das gesungen habe, dachte ich wieder an Ross. Der Song sprach mir aus der Seele. Es war etwas schwierig, nicht in Tränen auszubrechen, denn der Inhalt spiegelte sich in unserer Beziehung genau wider. Aber aus dem Grund sang ich besonders gefühlvoll, was bei den Zuschauern und Coaches gut ankam.

Mir war es eigentlich völlig egal, ob ich weiter sein würde oder eben nicht; im Gegenteil zu den anderen. Schon warfen sie mir hinter der Bühne böse Blicke zu. Einschüchtern ließ ich mich jedoch auf gar keinen Fall!

Nun konnte ich nur noch abwarten. Was sollte ich tun, wenn ich diese Runde überstehen würde? Ich würde dann von einigen Leuten gehasst werden! Und wie würde es wohl sein, wenn ich gewinnen würde? Einerseits freute ich mich darauf ein bisschen, aber Angst hatte ich auch. Manche Hater konnten nämlich noch mehr als Beleidigen.

Nachdem alle Kandidaten ihren Song vorgetragen hatten, mussten sich die Coaches entscheiden, mit wem sie ins Finale gingen. Auf der Bühne standen Troy und ich mit zwei anderen Talents aus Team Ross beieinander. Wie aufgeregt ich war! Beinahe hätte ich Troy's Hass auf mich vergessen, doch er musste natürlich wieder etwas bemerken: „Und jetzt hast du auch noch einen Song seiner Band gesungen! Das ist doch Betrug, du Nichtsnutz! Niemals darfst du gewinnen!" Ich tat einfach so, als ob ich es nicht gehört hätte.

„Ross - deine Entscheidung", verkündete der Moderator. Darauf beriet sich Ross kurz mit seinen zwei Kollegen. Danach sagte er: „Vergesst nicht: Ihr seid alle Gewinner, denn ihr seid alle so weit gekommen! Und ihr wisst auch, dass ich diese Entscheidungen echt bescheuert und unfair finde. Aber einer muss eben noch weiterkommen, und das ist heute Liv!"

Sehr freute ich mich darüber nicht; ich lächelte nur. Troy schlug meinen Arm, aber mehr hatte er auch nicht drauf. Er war eigentlich sogar ein Schwächling. Auf einmal hatte ich überhaupt keine Angst mehr, denn ich war mir nun sicher, dass er mir nichts anhaben konnte.

Am Ende waren nur noch die 29-jährige Charlotte, der 44-jährige Michael und ich, die 17-jährige Liv, übrig. Der Altersunterschied war ziemlich groß. Vor einer halben Stunde war es mir noch egal, ob ich gewinnen würde oder nicht, doch jetzt war ich im Finale - da hätte ich den Preis schon sehr gerne entgegengenommen.

Sam kam zu mir gerannt und umarmte mich sofort. „Ich hab's dir doch gesagt! Ross ist ja nicht doof! Erstens hat er richtig erkannt, dass du heute mega gut warst und zweitens hat er seiner Freundin etwas Gutes getan." „Danke, aber ich hatte ihm eigentlich gesagt, er soll mich nicht bevorzugen. Ist aber jetzt egal!", meinte ich. „Ich liebe Ross und das wird auch immer so bleiben, egal was passiert." Sam lachte ein bisschen und sagte dann: „Süß, wie in dem Lied!" „Ja", gab ich ihr recht.

Leider konnte ich den Erfolg nicht feiern, da ich noch etwas lernen musste. In zwei Tagen standen nämlich die Prüfungen an. Bei mir sowie bei Ross. Ich fand es cool, dass wir beide am selben Tag die Prüfungen hatten, das motivierte mich wirklich.

Schon zwei Tage nach den Prüfungen, was echt bemerkenswert war, bekamen wir die Ergebnisse. Dazu versammelten sich alle in der Aula der Schule. Ross war ebenfalls hier. Zuerst wurden die Namen derjenigen, die nicht bestanden hatten, vorgelesen. Ich hoffte inständig, dass weder mein Name noch Ross' Name fiel. Und es stellte sich heraus, dass wir wirklich bestanden hatten!

Vor Freude fing ich an zu schreien, so wie es die vielen Mädchen die ganze Zeit taten, weil sie endlich die Chance hatten, Ross persönlich zu treffen. Für mich war das ja schon fast Alltag. Jedenfalls rannte ich schnell auf ihn zu und schaffte es trotz der Fans zu ihm durch. Wir umarmten uns auf der Stelle, küssten uns und gratulierten einander: „Herzlichen Glückwunsch! Oh Mann, das gemeinsame Lernen hat sich gelohnt!" Von allen Seiten hörten wir ein „Uuuhh".

Manche Leute hätte das genervt, doch ich war durch Harry bereits abgehärtet. „Jetzt haben wir aber ganz schön was zum Feiern!", rief Ross. Da fiel mir was ein: „Würde ich ja gerne, aber hast du heute Morgen nicht gesagt, dass deine Eltern weg sind und du deswegen keinen Blödsinn machen oder eine Party veranstalten darfst?" „Oh, das hatte ich vergessen. Sorry.

Sie haben allerdings nicht gesagt, dass ich keine Freunde oder so einladen darf. Also?", fragte er mich grinsend. „Wenn das so ist, komme ich natürlich gerne mir", antwortete ich. „Dann komm!", rief er und rannte mit mir an der Hand los. Draußen stand kein Auto und keine Limousine, mit der wir zu ihm nach Hause gefahren werden konnten. Deswegen fragte ich Ross: „Wir müssen aber nicht den ganzen Weg dorthin laufen, oder?" „Nein, auf keinen Fall! Wir fliegen!", erzählte er mir. Ich verstand es jedoch nicht: „Was meinst du? Ich..." Dann lief er weiter und zog mich mit.

Wenig später war direkt vor uns ein Helikopter zu sehen. „Ich hätte es wissen müssen!", lachte ich. Ross liebte es, Helikopter zu fliegen. Er arbeitete sogar an seinem Flugschein, den er ganz sicher irgendwann bekommen würde. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Fliegen großen Spaß machte, doch ich fürchtete mich auch davor abzustürzen. Erst recht, weil in Europa gerade so viele Flugzeuge abstürzten.

Ross sah meinen unsicheren Gesichtsausdruck und wollte mich auf diese Weise beruhigen: „Keine Sorge, Liv. Ich bin schon oft alleine geflogen und es ist noch nie etwas passiert." „Und was ist, wenn heute das erste Mal sein wird?", fragte ich besorgt. Er meinte hingegen lässig: „Das wird es aber nicht. Vertrau mir einfach!" Letztendlich gab ich nach und stieg vor Ross in den Helikopter. Auch diesmal flog er wie ein Meister. Darüber war ich wirklich froh.

Bei seinem Haus angekommen, begrüßten wir Ryland und Rydel, die gemeinsam Rummikub spielten. Aus Spaß fragte ich meine Freundin: „Na, ist Ellington heute nicht da?" Lächelnd schüttelte sie ihren Kopf. Sie dachte wohl noch immer an unser peinliches Erlebnis, was ich ihr nicht übelnehmen konnte, da ich es ebenfalls nicht vergessen hatte.

Oben in Ross' Zimmer benahmen wir uns nochmal wie ein richtiges Paar, was bedeutete, dass wir uns heftig küssten. Fast kam ich nicht mehr mit, denn das war das erste Mal, dass ich so etwas tat. Ich konnte mir das bei Ross auch nicht wirklich vorstellen. Darüber nachdenken wollte ich aber nicht, sondern es nur genießen. Dabei bemerkten wir nicht, was um uns herum geschah, und so kam es, dass jemand das Zimmer betrat und uns sah...

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Was denkt ihr, wer die beiden erwischt hat? Und ob ihr mit eurer Vermutung richtig liegt, könnt ihr nächstes Mal nachlesen ;)

Übrigens mache ich diese Woche ein Praktikum und wegen meines Wochenplans habe ich morgen keine Zeit. Deshalb gibt es heute schon ein Kapitel. Tut mir leid, dass ich hin und wieder zwischen den Tagen wechsele. Ich hoffe, das macht euch nichts aus. Nächste Woche geht es aber ganz normal am Donnerstag weiter.

Was einst Hass war (Ross Lynch/R5 FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt