Kapitel 5: Kleinere Katastrophen

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Meine nackten Füße platschen auf dem kalten Kachelboden auf, Lokis Stiefel dagegen klackten majestätisch. Wie sollte es auch sonst sein? Der Kerl war einfach wie aus einem Film entsprungen. Wehender Mantel, schwarze Haare und generell das ganze Outfit!

Ich hatte nicht bemerkt das ich stehen geblieben war und ihn misstrauisch oder eher nachdenklich anstarrte. Für einen Moment war ein unangenehmer Blickkontakt hergestellt in dem wir beide einfach nur stumm zurück glotzten. Dann drehte ich mich abrupt weg, fahrig griff ich nach dem rot-weiß-gepunktetem Wasserkocher und drückte auf Start. Röchelnd sprang dieser an und rüttelte so wie immer mühsam, während ich die Handtücher um ihn herum drapierte. Dies war seid dem Vorfall mit meiner kleinem Bruder und einer Flasche Milch nötig, bei dem er versuchte hatte Kakao zu machen. Es lief nicht ganz so gut, aber doch mehr oder weniger wie erwartet. Naja, auf jeden Fall röchelt der Wasserkocher seit diesem verhängnisvollen Tag wie ein kettenrauchender Asthmatiker. Doch an anderen Tagen schmiss ich die Tücher einfach davor und wartete schlecht gelaunt bis der Tee fertig war. Nun wühlte ich seit 3 Minuten in der Schublade herum und sammelte alle möglichen Teesorten. Minze, Karamell, Apfel, Beere, Kamille.

Schließlich hatte ich keine andere Wahl, der Wasserkocher hatte aufgehört zu kochen und ich hatte alle Teesorten heraus gefriemelt. Ich trat zum Tisch und schmiss alles mit einem übertriebenem Grinsen hinauf. "Aaaalso. Das sind alle Sorten die ich jetzt so auf die schnelle gefunden hab...da wäre Kamille und Minze, Marokkanische Minze und Apfel und...Guck am besten einfach selber.", ich hatte beschlossen einfach nett zu sein. Und normal. Zu mindestens so normal wie man sich in so einer Situation verhalten kann. Trotzdem schüttete ich schon das kochende Wasser in die Tasse die Loki auf den Tisch abgestellt hatte. Seine schlanken Finger griffen nach einzelnen Teebeuteln, vorsichtig, fast schon behutsam.

Ich umklammerte immer noch die Tasse, bereit sie ihm sofort zu reichen sobald er sich entschieden hatte und vibrierte schon fast vor innerer Unruhe. Schlussendlich zupfte er ein Päckchen Minze heraus aus blickte mich an. Seinen Blick konnte ich spüren, doch angesehen, in seine Augen gesehen hatte ich ihm, seitdem wir die Treppe herunter gelaufen waren noch nicht. Irgendwie hatte ich es geschafft mir selbst eine Blockade zu bauen, die in mir eine solche Spannung aus Angst und dem Gewissen, dass es nun wirklich langsam peinlich wurde, aufbaute, dass ich ihm das Päckchen aus den Händen riss und mit einem Plunsch in das Glas schmiss. "Das muss jetzt 8 Minuten ziehen!", nun blickte ich in an, lächelnd und meine Hemmungen einreissend und reichte ihm sein Glas. Und mein Lächeln wurde mir etwas kühl erwidert. Lokis Augen ruhten ununterbrochen auf mir. Es verstrich kein Moment in dem er wegsah. Und ich hatte keine Ahnung woran er dachte. Nervte ich ihn? Wollte er weg? Immer noch die Weltherrschaft?

Ich dagegen fokussierte mich innerlich verzweifelt darauf ein Thema zu finden. Irgendetwas was nicht unwiderruflich auf das Thema "Ach-du-wolltest-ja-die-welt-herrschaft" oder der schlechten Beziehung zu seinem Vater zurück sprang. Das hatten wir schon und auch wenn ein seltsam vertrauter Moment da gewesen war, ansonsten sässen wir nicht voreinander, wollte ich das nicht noch mal anschneiden. Das wäre ungefähr das gleiche wie wenn man Smalltalk mit Erwachsenen führt und nur über Schule reden kann, bis einen die gelangweilte Gleichgültigkeit überfällt und man weiss, dass man nun für immer und ewig mit dieser Person in dieser Schleife des Elends festhängt. Für Immer. Nicht das ende der Welt, aber trotzdem nervig.

"Du kannst also Zaubern?", murmelte ich und strahlte ihn falsch von unten an. Wobei ich schon fasziniert war. Ich meine: Magie? Zaubern? Das einzig magisch angehauchte meines Lebens war der Moment wenn ich nach Acht Stunden Schule endlich wie eine Leiche auf mein Bett fallend konnte. Oder ein Schokoladenkuchen, das Gefühl sich endlich den BH oder ein zu enges Paar Schuhe ausziehen zu können. Das waren die magischen Momente meines Lebens. Doch seine schienen in einer ganz anderen Liga zu spielen. "Ja in der Tat. Magie ist eine der Künste die meine geliebte Mutter mich lehrt." ,er räusperte sich und nahm einen ersten Schluck Tee an dem er sich anscheinend leicht verbrannte. Mit der Zunge mahlend und einem strafenden Blick auf die Tasse unter ihm redete er weiter. Ich war beeindruckt. Der Tee war immer noch fast am kochen, ich hätte mir wahrscheinlich eine kräftige Brandblase auf der Zunge zugezogen. Magie.

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