Kapitel 10: Panda Pyjamas und Psychiater

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Loki kam immer wieder. Jedes Donnerstag und fast immer zur gleichen Zeit. Warum wusste ich nicht aber mich beschlich unterschwellig die Vermutung das ich sowas wie ein emotionaler Mülleimer war. Oder sowas wie sein persönlicher Psychiater. Doch mittlerweile redeten wir auch wie normale Menschen miteinander. Über alles mögliche. Und diese Tatsache machte mich tatsächlich verdammt glücklich. Ein wenig zu glücklich wie ich mir selbst eingestehen musste. Und so kramte ich zu wiederholten Male in unserer Teeschublade herum während Loki hinter mir den krüppeligen Teekocher zum Laufen brachte.

„Schon wieder Minze? Bist du dir da echt sicher? Wir haben alle möglichen Sorten und du nimmst immer und immer wieder die langweiligste und–„, ich verzog einen Moment lang das Gesicht bevor ich aus der Schublade auftauchte,"–ekeligste die es überhaupt gibt!"

Loki schmunzelte leicht und sagte mit einem kurzen Blick auf meine Panda–Pyjamahose, „Zoe, verstehe das nun bitte nicht falsch, dennoch bin ich leider der Meinung das deinem...vorzüglichem Geschmack nicht immer zu trauen ist."
Ich lief leicht rot an und blickte nun auch an mir herunter.

"Wieso? Was ist an Pandas denn auszusetzen? Die sind total niedlich.", schmollte ich leicht.
„Gar nichts,gar nichts. Die Pandas schmeicheln dir wirklich sehr."
Beleidigt drehte ich mich um und knallte meinen rechten Fuß mit schmackes auf den Küchentresen.
„Die Pandas sehen super aus! Und passen richtig geil zu meinen Socken!",ich zupfte an meinem Hosenbein und enthüllte die besten Socken die die Welt je gesehen hatte:

Kleine Füchse mit Partyhütchen und Martinigläsern. In Kniestrumpf Format.

Loki verzog sein Gesicht einen Moment so als hätte ich ihm zwischen die Beine gekickt und lächelte dann eine Spur zu freundlich: „Ja. Sehr... geil..."

Ich seufzte leichte und zog mein Bein dann so schnell wieder herunter das ich fast hin fiel:
„Ich sehe schon...mein Genie wird hier unterschätzt."
„An dein enormes Genie kann nun wirklich keiner heran reichen. Vor allem-„
Ich unterbrach ihn grinsend, „Vor allem! Nicht der äußerst bescheidene Götterknabe schräg vor mir nicht wahr?"
„Oh ja der bescheidene, gut-aussehende und brillante Arse.", sagte nun auch Loki und räusperte sich. Leicht grinsend schüttelte ich mit dem Kopf. „Der sowieso nicht." Loki guckte kurz leicht lächelnd zu mir und etwas seltsames kam in mir auf. Diese Situation hatten wir so jetzt noch nicht gehabt.

Nach ein paar Sekunden Blickkontakt in denen sowohl mein Herz als auch mein Hirn zu schmelzen schienen packte ich etwas angewidert den Teebeutel in die Tasse und guckte dann wieder zu Loki. Überraschender Weise war er heute aber später gekommen als sonst, was mir jetzt schon ein bisschen Sorgen bereitete. Was natürlich total übertrieben war. Schließlich hatten wir keinen Blutpackt geschlossen oder hatten eine Beziehung oder so. Das was wir hatten oder auch nicht, war mit etwas Fantasie sowas wie Freundschaft, mit ganz viel Fantasie. Eher zwei verzweifelte Leute die aus irgendeinem Grund immer wieder aufeinander zueinander gezogen wurden. Also, zumindest für mich konnte man das so sagen.

Wir setzten uns an den Tisch und unterhielten uns weiter. Ich erzählte ihm von meinem Bruder und seinem Talent den Psychopathen in mir zu wecken.

„Weißt du und dann denke ich mir manchmal: wenn du noch einmal verschissene Spuckeblasen machst, dann ersteche ich dich mit meiner Kuchengabel."

Loki nickte nur wissend und nahm einen Schluck von seinem Tee:
„Absolut verständlich. Eine sehr gute Entspannungstechnik."

Gerade als ich was erwidern wollte (mit einer Mischung aus: Haha wie witzig und okay ein wenig beunruhigend) hörte ich ein nur allzu bekanntes klacken. Der verdammte Türschlüssel. Ich knallte den Tee auf den Tisch, alles schwappte über und drehte mich erschrocken um.

Doch schon als ich wieder zu Loki gucken wollte, war dieser verschwunden.
Erleichtert und immer noch ein wenig beunruhigt suchte ich nach einer guten Ausrede warum ich um diese Uhrzeit an einem Donnerstag Abend in der Küche saß.
„Zoe?" Fragte meine Mutter verwirrt, als sie in die Küche lief. "Ja?" Ich griff nach meiner Teetasse um wenigstens ein wenig normal zu wirken und grinste sie breit an.

„Warum bist du denn noch wach?" Ich seufzte dramatisch und drückte mich vom Tisch hoch . „Ich konnte nicht schlafen. Deswegen dachte ich: mach ich mir einen Tee und hab dabei wohl die Zeit vergessen." Ich blickte auf die kleine Pfütze Tee in meiner Tasse und stellte im selben Augenblick fest das Lokis auch noch dastand. Also nahm ich auch seine in die Hand und stand darauf hin wie ein Depp mit zwei Tassen Tee in beiden Händen in der Küche.

Mein Vater erschien jetzt hinter meiner Mutter. "Und da hast du dir spontan zwei Tassen gemacht?" Ich zuckte mit den Schultern. "Ja, ich konnte mich halt nicht entscheiden. Es ist halt spät, okay!" Meine Mutter guckte die zwei Tassen jetzt kritisch an. "Zwischen Früchtetee und Pfefferminztee? Du magst doch nicht mal Pfefferminze!" Ich biss mir auf die Lippe. Das stimmte leider allzu gut. „Ich hatte aber Lust drauf!" Ich hielt dem kritischem und verwirrten Blick meiner Mutter stand und trank dann den Rest des Tees auf Ex. Innerlich wollte ich mich wirklich gerne mich übergeben, aber die Blöße konnte und wollte ich mir nicht geben.

„Tja und außerdem dachte ich mir...Pfefferminztee ist halt wie flüssige Zahnpasta und deshalb...", ich stockte noch mitten in meinem idiotischem Versuch mich herauszureden und grinste meine Eltern einfache nur noch an. Meine Mutter wirkte als hätte sie aufs neue festgestellt das man das Level der Enttäuschung immer noch erhöhen konnte und mein Vater wirkte mit meiner Late-Night Logik äußerst zufrieden.

Meine Mutter schüttelte den Kopf und lachte dann laut auf: „Schatzi das ist auf so vielen Arten und Weisen einfach nur falsch..."

„Das ist mir schon klar...aber egal. Dann gehe ich mir jetzt einfach mal die Zähne putzen..."
Mein Vater grinste und drückte mir einen Kuss auf die Stirn: „ Das klingt schon besser. Schlaf gut."

So unauffällig wie normal möglich lief ich mit immer noch einer Tasse in der Hand die Treppe hinauf. Das lief überraschenderweise und auch eigentlich ziemlich wie erwartet wie ein normaler Abend ab. Erleichtert stellte ich die Tasse auf meinem Schreibtisch ab und holte erstmal tief Luft.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 27, 2019 ⏰

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