Kapitel 2

820 32 7
                                    

Ich ging an einem Wald entlang und lauschte den Geräuschen. Ob es nun der Wind war, der die Blätter an den Ästen tanzen ließ oder aber auch die Vögel, die sangen. Doch so ruhig es auch war, leider blieb es nicht lange so. Als ich gerade an einem etwas dickeren Baum vorbei ging, hörte ich Henrys Stimme: "Na, Süße." Ich drehte mich zu ihm und sah, wie er an einem Baum lehnte. Ich drehte mich wieder weg und ging weiter. Nach ein paar Schritten kamen Patrick und Belch. Sie gingen ein bisschen weiter hinter mir. "Na komm schon, du willst doch sicherlich bei uns bleiben, nicht?", fragte Belch. Ich ignorierte ihn. "Sie hat sicher nichts dagegen etwas mit uns ab zu hängen.", meine Patrick verräterisch. Ich ging schneller, doch konnte sie nicht wirklich abhängen. -Shit. Was soll ich tun? -, fragte ich mich. "Lou... ", sang Henry. Ich lief wieder etwas schneller und rannte sogar fast. -Was zur Hölle wollen die von mir?  Scheiße! Ich muss mir was einfallen lassen!-, dachte ich. "Los, Babe", schnurrte Patrick und berührte meine Schulter. Aus Reflex drehte ich mich um und trat ihn einmal kräftig in die Eier. Patrick sackte sofort zusammen und hielt sich seinen Schritt. Ich nutzte die Gelegenheit und rannte weg. Belch und Henry kamen hinter her. Da Belch nicht wirklich schnell war, hatte ich schon mal ein Problem weniger. Henry jedoch war schnell. Sehr schnell. -Der erwischt mich gleich. Ich muss ihn abhängen! -, dachte ich und rannte in den Wald.
Ich hatte gehofft, dass ich Henry irgendwie abhängen würde, aber das war gar nicht leicht, wie sich heraus stellte. Ich huschte zwischen den Bäumen hin und her und gewann sogar mehr Vorsprung. Henry blieb zurück und ich rannte so schnell wie ich konnte weiter und suchte mir ein Versteck. "Lou!! Bleib stehen du Schlampe!", rief Henry mir hinter her. Ich drehte mich gerade um, um mehr zu erkennen wo er war, doch stolperte sofort über eine Wurzel. Ich fiel auf den Waldboden und entdeckte vor mir eine kleine Kuhle unter dem Baum. Ich zwängte mich sofort ohne nach zu denken zwischen den Wurzeln und blieb versteckt im Unterholz.

Nach knapp 5 Minuten konnte ich Henrys Schritte hören. Ich robbte ein bisschen weiter zurück und hoffte, dass er mich nicht finden würde. "Na komm schon, Lou. Wir werden auch ganz bestimmt Spaß zusammen haben.", hörte ich Henry, "vielleicht ist Patrick noch ein bisschen sauer, aber das legt sich sicherlich wieder, wenn du dich mal ordentlich bei ihm entschuldigst, wenn du verstehst." Ich hielt den Atem an. Er stand vor meinem Versteck und ich sah seine Schuhe. Ich war wie gelähmt. Hatte Angst vor ihm, vor den Anderen und vor allem vor dem, was sie vor hatten. Erst als er dann endlich weg ging, atmete ich wieder normal. Ich hörte ihn noch öfter mal etwas rufen, jedoch war er bald soweit weg, dass ich ihn nicht mehr hörte. Ich wusste aber dennoch, dass er immer noch in der Nähe war. Ich hörte nach kurzer Zeit Patrick und Belch. -Wenn ich hier weiter sitzen bleibe, dann steigen die Chancen, dass sie mich finden! -, dachte ich.
Ich nahm meinen restlichen Mut zusammen und robbte zur Öffnung. Ich linste einmal nach draußen und sah mich um. Da ich Niemanden erkennen konnte versuchte ich mich raus zu quetschen. "Hey! Da ist sie ja!!", rief Belch. Ich sah zur Seite und erblickte ihn, wie er zu mir gerannt kam. Ich bekam Panik, da ich hinter ihm Henry und Patrick sah. Ich wollte so schnell wie möglich ab hauen, jedoch blieb ich mit meinem Fuß an einer Wurzel hängen. Egal, wie doll ich auch dran zog, ich konnte nicht raus. Belch kam immer näher und mir blieb nichts anderes übrig, als wieder ins Versteck zu kriechen. Also drückte ich mich nach hinten und presste mich gegen die Erde. Ich fing an zu zittern. -Nein. Bitte nicht. Warum ich? -
Meine Gedanken schleuderten wie wild in meinem Kopf rum. Es vergingen vielleicht ein paar Minuten, welche sich für mich wie Stunden anfühlten. Belch kam nicht. Henry und Patrick ebenfalls nicht. Ich atmete einmal durch und befreite erst meinen Fuß, bevor ich langsam raus kroch. Niemand war da und im Wald bildete sich ein dichter Nebel. Ich schaute in die Richtung, wo Belch eigentlich war und da sah ich etwas. Einen Clown. Er hatte orangene, abstehende Haare, trug ein älteres Clownskostüm, welches gräulich war, trug außerdem einen Rüschenkragen und hatte drei große, rote, pelzige Bommel an seinem Kostüm. So viel wie ich noch erkennen konnte, hatte er eine dunkel rote Nase und ein dunkel roter Streifen verlief jeweils von seiner Stirn, über seine Augen bis hin zu den Mundwinkeln. Mit blutverschmiertem Mund und orangenen Augen sah er zu mir und winkte. Ich ging einen Schritt zurück, da ich den leblosen Körper von Belch unter ihm sah. "Sie werden alle fliegen. Auch du. Flieg mit uns.", sagte der Clown grinsend.
Ich drehte mich nun voll und ganz um und rannte. Ich rannte um mein Leben. Der Clown hinter mir lachte verstörend, ehe es wieder still war. Ich fand den Weg nach draußen relativ schnell wieder und sprintete zu mir nach Hause.
Ich riss die Tür auf und knallte sie, sobald ich drin war zu und setzte mich gegen sie.
Meine Atmung war schnell und unkontrolliert. Ich nahm meine Hände vors Gesicht und versuchte mich zu beruhigen. "Lou? Was ist denn passiert?", fragte mich meine Mutter, als sie aus der Küche kam und mich sah.
Ich sah sie an und dann konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Sofort setzte sich meine Mutter zu mir und umarmte mich. "Alles gut. Was ist los?", fragte sie in einem ruhigen Ton. "B-Belch...  E-Er..  Wurde..", meine Stimme brach ab. "Belch Huggins? Was ist mit dem?", fragte sie nach. "Er ist t-tot." "Was?" Ich war erstaunt darüber, wie ruhig meine Mutter blieb. "Henry, Patrick und Belch haben mich verfolgt und ich habe mich dann im Wald versteckt...", wimmerte ich. Meine Mutter sah mich Ernst an: "Haben sie dir was getan?" "Nein... Sie haben mich nicht gefunden. Aber dann bin ich kurz raus, weil ich dachte dass sie weg wären... Und dann...", ich brach wieder kurz ab. "Dann?" "Sie kamen nicht. Als ich dann wieder raus sah, sah ich nur wie Belch tot auf dem Boden lag. Über ihm war dieser... Clown und alles war voller Blut.", erklärte ich. Meine Mutter strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Ok, dann lass uns jetzt zur Polizei gehen, ja?" Ich nickte leicht und stand auf. Meine Mutter holte die Autoschlüssel und dann gingen wir raus und setzten uns ins Auto. Ich wusste, dass meine Mutter mir nicht glaubte. Zumindest das mit dem Clown nicht.

Als wir bei der Polizei waren, erklärte ich einem Polizisten noch einmal alles ganz genau. "Wo genau im Wald war das?", fragte Mr. Harold. "Vielleicht knapp einen Kilometer vom Waldanfang.", antwortete ich. Meine Mutter saß etwas weiter hinter mir. "Ok, gut u-", Harold wurde kurz unterbrochen, da die Tür auf ging. Ein anderer Polizist kam herein und ging um den Tisch herum, zu Harold und kramte in den Akten. "Ähm, Butch?", fragte Harold vorsichtig. "Mein Sohn?", brummte er zurück. Harold nickte. Butch war der Vater von Henry. Er war etwas ungepflegt und wirkte bedrohlich. Er verließ mit schnellen und strengen Schritten den Raum. Harold seufzte: "Also. Der Clown. Kannst du ihn kurz beschreiben?" "Ähm, naja. Er trug ein Kostüm mit drei roten Bommeln, hatte Orangene Haare und hatte jeweils am Auge ein Streifen, die bis zum Mundwinkel gingen.", erklärte ich und zeichnete sie mit meinen Fingern nach. Harold schrieb alles mit. "Und hattest du noch irgendwelche Waffen bei dir?", fragte er. "Wollen sie damit irgendwas andeuten?", knurrte meine Mutter. "Das sind nur Fragen, die ich stellen muss. Das mit Henry ist klar, jeder kennt diesen Jungen. Ich verstehe nur die Sache mit dem Clown nicht."
Meine Mutter kam zu mir: "Lou, du musst hier schon die Wahrheit sagen, ja?" "Es ist die Wahrheit!!" "Ähm, Lou? Würdest du deine Mutter und mich kurz alleine lassen?", fragte Harold. Ich stand auf, ohne etwas zu sagen und ging aus dem Raum. Ich setzte mich im Flur auf einen Stuhl und wartete darauf, dass meine Mutter wieder kommt.
Nach 5 Minuten kam sie dann auch. "Lou... Du wirst nachher zu einem Psychologen gehen, ja?", fragte meine Mutter. "Ich werde bitte was?!", fragte ich, "ich bin doch nicht verrückt!" "Das hat damit nichts zu tun. Du hast einen angeblichen Clown gesehen und dann hast du noch diese Träume von denen du erzählt hast, der kann dir sicherlich weiter helfen." Ich seufzte genervt: "Ja, ok. Ich gehe da hin." Meinte Mutter und ich verabschiedeten uns und dann gingen  wir.

Der Clown in meinem LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt