Kapitel 1

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Grau. Nichts als Grau. Es war diese Farbe, die mich nicht in Ruhe ließ. Diese Farbe der Trauer. Warum träume ich davon? Bin ich in Wirklichkeit traurig und meine Träume spiegeln es wieder? Nein, das war es nicht. Aber....  Was war es dann? Ich blickte mich um. Grau. Allmählich werde ich verrückt von diesen Träumen. Seit Tagen nichts anderes. Nur Grau.

Mein Wecker klingelte. Müde öffnete ich meine Augen. Die ersten Sonnenstrahlen kamen durch mein Fenster und ich hielt meine Hand vor das Licht, da es blendete. Ich setzte mich auf und nahm meinen Wecker in die Hand.
"Warum klingelst du..?", murmelte ich, "es ist doch Sonntag." Ich schaltete ihn aus und ließ mich wieder ins Bett fallen. Ich starrte zur Decke. -Diese Träume.... -, dachte ich. Ich welzte mich auf die andere Seite und blickte nun meine Wand an. Ich sah einen Riss, der sich bis kurz vor die Decke hoch schlängelte.
Ein Klopfen an meiner Tür ließ mich kurz zusammen zucken. "Lou? Bist du schon wach, Schatz?", fragte meine Mutter hinter der Tür. "Ja, Mama.", antwortete ich ihr und sah zur Tür, die auch schon so eben von ihr geöffnet wurde. "Denk bitte dran, dass du noch mein Paket zu den Denbrough's bringen wolltest", erinnerte sie mich. -Deswegen hatte ich mir ja meinen Wecker gestellt!-, bemerkte ich. "Ja, ich ziehe mich jetzt um und dann mach ich mich auf die Socken", sagte ich und stand auf. Meine Mutter verließ den Raum und ich zog mich um. Ich striff mir ein schwarzes T-Shirt drüber und zog mir eine Jeans an. Ich schnappte mir meine silberne Uhr und band sie mir beim Runtergehen der Treppen um. "Das Paket ist in der Küche!", rief mir meine Mutter aus dem Wohnzimmer zu. "Aha", erwiderte ich und ging ins Badezimmer. -Oh Gott, meine Haare-, dachte ich. Sie waren so verwuschelt, als hätte ich eine Kissenschlacht gemacht. Ich nahm mir meine Bürste zur Hilfe und kämmte sie sorgfältig durch, bis sie wieder vernünftig lagen. Ich habe dunkel blonde Haare, die habe ich von meiner Mutter. Meine grünen Augen habe ich allerdings von meinem Vater. Ich putzte schnell meine Zähne und ging in die Küche, nahm das Paket, zog mir Schuhe an und ging raus. Die Familie Denbrough wohnt zwei Straßen weiter. Ich weiß zwar nicht, was Mama übergeben muss, aber ich habe ihr gesagt, dass ich das Paket bringen kann. Ich bog einmal ab und zu meinem Glück stieß ich gegen Henry und das Paket fiel runter. "Pass auf, wo ich hin laufe, Süße", meinte er und ging an mir vorbei. Das hätte auch anders Enden können. Ich hob das Paket, was zu meiner Überraschung keine weiteren Schäden von sich trug, auf und ging weiter. Hier in Derry war Henry der bekannteste Junge. Aber nicht im positiven Sinne. Er ist ein Raufbold und Jeder hat Angst vor ihm. Er ist in meinem Alter, aber anlegen will ich mich lieber nicht mit ihm. Ich kam am Haus von den Denbrough's an. Ich klingelte einmal und die Tür wurde geöffnet. Ein kleiner Junge namens Georgie versteckte sich halb hinter der Tür. Ich lächelte: "Ist deine Mutter oder dein Vater vielleicht da?" "Nein. Nur mein Bruder und ich...", antwortete er schüchtern. "Na wenn das so ist. Kannst du das Paket hier deinen Eltern geben? Also, wenn das nicht zu schwer zum Tragen ist, natürlich", zwinkerte ich ihm zu. Und schon war er nicht mehr so schüchtern. "Natürlich ist das nicht zu schwer!", protestierte er und streckte seine Arme aus. Ich gab ihm das Paket. Dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag, Georgie!", lachte ich und wendete ihm den Rücken zu. "Ja. Wünsche ich dir auch", sagte er. Ich machte mich wieder auf den Weg nach Hause, doch ich wurde auf halber Strecke aufgehalten. "Lou!", rief Jemand. Ich drehte mich um. Es war Richie, ein Junge aus der Nachbarschaft. Ich habe schon öfter Mal auf ihn aufgepasst, als seine Eltern nicht da waren. Er rannte zu mir und zog mich um eine Kurve. "Wer hat dich denn wild gemacht?", fragte ich ihn. "Henry ist hinter mir her.", keuchte Richie. "Ist das dein Ernst? Das ist schon das fünfte Mal in der Woche.", sagte ich. "Ich weiß, aber hilf mir bitte!", flehte er. "Was soll ich denn machen?" "Uns vorbei lassen!", rief eine Stimme hinter uns. Und ich wusste verdammt genau, zu wem diese Stimme gehört. "Was willst du, Henry?", fragte ich, ohne mich um zu drehen. "Ich denke mal, dass du es dir denken kannst, Lou", gab Henry von sich. "Ja, das kann ich mir wirklich denken", sagte ich trocken. "Und worauf wartest du?", knurrte eine andere Stimme. Es war Belch, einer von Henrys "Freunden". Ich drehte mich um. "Könnt ihr ihn nicht einfach in Ruhe lassen?", fragte ich und verschränkte die Arme. "Nein, sonst würde uns ja niemand mehr ernst nehmen!", meinte ein anderer Junge namens Patrick. "Verpisst euch endlich!!", rief Richie hinter mir. Die drei sahen drohend auf Richie. Ich verpasste ihm einen kleinen Stoß gegen die Schulter. "Nur damit du es weißt, Lou....", begann Henry. Er kam näher, sodass ich ihn hätte küssen können. Das würde mir aber nicht mal im Traum einfallen. "Ich habe keine Angst davor, Mädchen zu schlagen." Henry und ich waren nicht auf Augenhöhe, er war größer. Aber dennoch wollte ich mich nicht von der Stelle bewegen. Das wäre nur ein Zeichen von Schwäche. Ok, es viel mir ziemlich schwer, nicht zurück zu weichen. "Und was soll mir das jetzt sagen?", fragte ich ihn trocken, obwohl mir mein Herz schon bis zum Hals schlug. Henry ballte eine Faust. "Du wirst noch sehen", knurrte er. -Der ist wütend..-, dachte ich. Gerade, als ich glaubte, dass Henry zu schlug, hielt ein graues Auto bei uns. "Henry Bowers! Lass diese Kinder in Ruhe", meinte die Frau hinter dem Steuer. Es war Misses Denbrough. "Kommt.", knurrte Henry und die Jungs machten sich aus dem Staub. "Vielen Dank, Misses D", sagte Richie mit deutlicher Erleichterung. "Ach, nicht dafür!", lächelte sie. Ich habe das Paket meiner Mutter Georgie überreicht, Ma'am.", sagte ich. "Das ist nett von dir, danke", sagte sie freundlich und winkte noch einmal, bevor sie weg fuhr. "Ich bringe dich noch nach Hause, komm", meinte ich und ging voraus. "Oh ja. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn du noch bleiben würdest." Ich schaute Richie unglaubwürdig an. "Such dir Freunde, Richie." "Hey! Die kommen nachher vorbei. Wir haben eine Entdeckung gemacht. Und das war nicht das Badezimmer von deinem perversen Lehrer Mister Johansen. Deswegen wollte ich dich doch fragen, ob du bleiben willst. Was dachtest du denn?" Ich verdrehte die Augen. "Also, was ist?", hakte er nach. "Ja, mein Gott. Ich bleibe ja schon." Richie grinste breit.

Nach 5 Minuten waren wir dann bei Richie zu Hause. "Wer kommt denn nachher alles?", fragte ich neugierig. "Ähm, ach. Die kennst du nicht.", gab er von sich und öffnete die Tür. "Meine Eltern sind gerade nicht da, also passt es ja, dass du hier bist." "Richie, wenn das jetzt alles nur ein Scherz war und du nur nicht alleine sein wolltest, dann hättest du es gleich sagen können", meinte ich und sah ihn schief an. "Ok, es war ein Scherz und ich wollte nicht alleine sein.", gab er zu. Ich verpasste ihm einen Schlag gegen die Schulter. "Wofür war das denn bitte!? Du sagtest doch, dass ich es sagen soll!", jammerte er. "Hab ich. Aber erstens hast du mich angelogen und zweitens hatte ich Lust dazu.", meinte ich und zog mir meine Jacke aus. Ich legte sie im Esszimmer über einen Stuhl und setzte mich. Richie kam dazu und hielt sich immer noch die Schulter. "Und wann kommen deine Eltern?" "Ich glaube um halb drei.", antwortete er. Ich sah auf die Uhr, die über der Tür zur Küche hing. Es war kurz vor zwei. "Na schön. Hast du etwas, um dich zu beschäftigen?", fragte ich nach. Richie schüttelte den Kopf. "Raus können wir sowie so nicht, da Henry da bestimmt irgendwo lauert.", erklärte er. -Daran hatte ich ja auch nicht mehr gedacht... Toll.-,  dachte ich. "Na super. Und wenn ich nach Hause gehe, bin ich am Arsch.", meinte ich genervt. "Ich kann dich ja begleiten?" Auf keinen Fall. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Und du nicht. Du würdest Henry nur wieder provozieren." "Aber du kannst doch nicht ganz alleine gehen!" "Ja doch. Keine Sorge, ich habe keine Angst vor Henry." "Mal sehen, ob du das noch sagst, wenn Henry mit dir fertig ist..." Wir hörten, dass die Tür auf ging. "Hau rein.", meinte ich und stand auf und ließ Richie am Tisch sitzen.
"Nanu? Lou, was machst du denn hier?", fragte Misses Tozier, die Mutter von Richie. "Ach, ich habe nur kurz auf Richie aufgepasst, da ich ihn getroffen habe und er meinte, dass er alleine sei. Ähm, ich muss jetzt aber auch los.", erklärte ich und ging an ihr vorbei. "Äh, ok?", sagte sie und zog sich ihre Jacke aus.
Ich schloss hinter mir die Tür und machte mich auf den Weg nach Hause.

Der Clown in meinem LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt