Kapitel 11

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Bill war wie ein Irrer vorgefahren und hatte sein Ziel vor sein geistiges Auge gemalt. Das Brunnenhaus würde er so schnell nicht mehr meiden wollen.

Mit schnellen Schritten gingen wir ebenfalls in Richtung des Brunnenhauses. Es war nicht weit weg, deshalb wussten wir alle, dass wir schneller ankommen würden als wir vielleicht wollten. Bev und ich gingen hinter den Jungs.

"Ich mag das nicht. Ganz und gar nicht. Bill hat vielleicht gerade sehr viel Adrenalin in sich, deshalb ist er so schnell und ehrgeizig.", meinte ich und räusperte mich.

"Und er sucht seinen Bruder. Er ist mit seinem Herzen bei der Sache. Aber ich weiß beim besten Willen nicht, ob das so gut ist.", sagte Bev und ich stimmte ihr zu.

Ich fühlte mich so, als würde ich zu einer Hinrichtung gehen. Niemand wusste, was uns in diesem Haus erwarten würde. Niemand wusste es und niemand hatte den Mut dazu, irgendwelche Theorien zu äußern. Es war einfach nur schlimm. Wir gingen zu einem Haus, bei dem wir nur zu gut wussten, dass unsere größte Angst dort in den tiefsten Ecken lauern würden. Sie würde dort warten und uns beobachten. Sie würde uns vielleicht auch nie wieder freilassen, falls sie uns mit ihren kalten Klauen packen könnte.

Und dann standen wir davor. Vor dem gruseligsten Haus in Derry. Hier kam nur jemand herein, wenn man eine Mutprobe vor sich hatte. Kein anderen Grund würde es geben, dass ein Mensch auch nur einen Schritt hereinwagte. Doch Bill hatte es offensichtlich getan. Er war so schnell hergefahren, dass sein Fahrrad nur lieblos auf den Boden geschmissen wurde. Das Rad drehte sich nur noch ein bisschen.

"Gott verdammt, ist er schon rein gegangen?!", fragte Richie fassungslos.

"Sieht wohl so aus.", bestätigte Ben dann und schaute auf das dunkle und heruntergekommene Haus.

Eine dunkle Aura hatte sich zwischen uns ausgebreitet und wir alle wussten, dass wir dort hinein gehen mussten, um unseren Freund Ben wiederzusehen.

"Na dann...Ladys first.", meinte Richie und konnte sich das anscheinend wirklich nicht verkneifen.

Ich gab ihm einen Todesblick, ging dann aber erhobenen Hauptes mit Bev an meiner Seite vor. Ich fühlte mich nicht mutig. Vielleicht sah ich so aus, doch in mir pochte mein Herz und die kalte Angst hatte sich schon lange in meine Adern gesetzt.

"Ich habe mein Schicksal akzeptiert und werde da jetzt einfach rein gehen.", seufzte Eddie hinter uns und ich konnte hören, wie er ein letztes Mal sein Asthmaspray benutzte.

Ich drückte die beschädigte Holztür auf. Ein Knarren und ein Quietschen waren alles, was lautstark zu hören war. Als die Tür auf war und das erste Licht von draußen die Dunkelheit weg scheuchte, erkannte man die verschiedensten Sachen. Ein alter Schaukelstuhl, alte Schränke und Regale hatten ihren Platz hier gefunden. In der Luft schwebte der Staub, welcher leuchtete und eigentlich sah es ganz idyllisch aus. Doch diese Idylle wurde weggedrängt von dem Geruch der Verwesung und den Spinnenweben, die hier überall zu finden waren. Fliegen flogen in diesem ersten Raum herum und fühlten sich hier wohl.

"Dieser Geruch...das ist so widerlich.", murrte Eddie hinter mir.

"Bill?! Bist du hier irgendwo?!", rief Mike dann, als wir uns alle nacheinander in den ersten Raum gewagt hatten.

"Sollten wir uns aufteilen?", fragte Ben unsicher nach.

"Auf gar keinen Fall.", meinten wir dann alle entscheidend.

"Jeder gute Horrorfilm beginnt so...", meinte ich und schaute zu wie sich die sachten Vorhänge, die schon von Motten zerfressen waren, im leichten Wind bewegten.

Zusammen und in einer geschlossenen Gruppe trauten wir uns einen Raum weiter. Hier stand ein Sofa drin, welches dunkel blau war und rote Flecken auf sich hatte. Der Geruch von Tod begleitete uns und ich musste mich erst einmal fassen. Als wir über die Balken am Boden schlichen, begleitete uns ein stetiges Knarren.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 25, 2022 ⏰

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Der Clown in meinem LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt