Wie geht es jetzt weiter? Wir hatten doch keine Chance gegen diesen Clown... oder? "Leute. Das ist mir alles wirklich zu hoch... ich denke, ich werde nachhause gehen. Treffen wir uns morgen einfach wieder. Vielleicht haben wir dann mehr Ideen?", fragte Stan und erhob sich vorsichtig. Seine Bewegungen waren schwer und steif. Wie wir alle hatte er Angst. "Morgen? Was ist, wenn es kein Morgen mehr gibt???", fragte Eddie aufgebracht. "Nun sollten wir mal nicht so pessimistisch denken.", sagte Bev und sah uns alle nacheinander an. "Aber was ist, wenn Ed Recht hat?", wollte ich wissen. Man kann nicht wissen, wie dieser Clown so drauf ist. Es könnte wirklich passieren, dass einer von uns verschwinden wird. Genau wie Georgie. Was ist, wenn er jetzt anfing, jeden von uns zu nehmen? "Fang du jetzt nicht auch so an.", meinte Bev und sah mich an. "Ich denke, es ist wirklich gut, wenn wir nachdenken. In den nächsten Tagen werden wir eine Lösung finden.", schlug Ben vor. "Bill wird sicherlich losziehen, um Georgie zu suchen.", meinte Stan, "Er wird wollen, dass wir mitkommen." Ich nickte: "Das glaube ich auch." "Ich werde wahrscheinlich keine Zeit haben.", meinte Bev und Mike stimmte ihr zu, dass auch er keine Zeit haben wird.
Ich bemerkte, wie hilflos wir doch alle waren, wenn Bill nicht da war. Zwar hatte Richie es geschafft, Bill soweit zu beruhigen, aber wer weiß, wie lange es noch dauert bis er wieder der alter ist. Wie vorhergesagt will Bill morgen losziehen, um Georgie zu suchen. Er selber sagte, dass wir nicht alle mitkommen müssen, aber er wird auf jeden Fall losziehen. Doch erst einmal sollten wir nachhause. Und so geschah es. Wir alle gingen nachhause, während die Sonne am Himmel stand und noch lange nicht untergehen würde. Es sind Sommerferien und wir müssen um unser Leben bangen. Das sollte nicht so sein. Als ich zuhause ankam, schüttelte ich meinen Kopf. Das ist doch alles nicht wahr.
Ich öffnete die Tür und kam vorsichtig rein. Meine Mutter kam zu mir, sodass ich noch nicht einmal meine Schuhe ausziehen konnte. "Lou, ich glaube, dass es gut ist, wenn du wieder zum Psychologen gehst. Du warst erst einmal da und dann hattest du eine lange Pause. Aber es wäre wirklich gut, wenn du da jetzt hingehst, da jetzt noch das mit Georgie dazu gekommen ist... Wie sieht es eigentlich mit deinen Träumen aus?", wollte meine Mutter wissen. Ich sah sie an, überlegte kurz, ob ich ihr sagen wollte, dass der Psychologe gruselig ist, doch ich verzichtete darauf. Sie hatte schon genug Stress und vielleicht bildete ich mir das ein. Richie mit seinen Geschichten hatte bestimmt auch Unrecht. "Meine Träume haben sich nicht gebessert.", erklärte ich. "Dann geh bitte, ja? Und danach, wenn du wieder da bist, machen wir uns einen schönen Abend und schauen einen Film, was hältst du davon?" Ablenkung. Ja, das wäre wirklich gut. Ich nickte: "Das hört sich sehr gut an."
Ich schloss hinter mir die Tür und machte mich auf den Weg zu diesem Psychologen. Eigentlich war ich ganz froh darüber, dass der Typ nicht mehr erwähnt wurde. Ich dachte, dass ihn vielleicht alle vergessen würden, doch natürlich passierte das nicht. Komm schon, Lou. Du musst einfach dahin, ein bisschen mit ihm reden und das wäre es gewesen. Nur reden. Mehr nicht. Vor mir war die Steintreppe, die zum Gebäude führte. Die Beete an der Seiten hatten ihre besten Zeiten auch schon hinter sich. Die Blumen darin waren von der Sonne vertrocknet und niemand goss sie. Das macht keinen einladenden Eindruck. Ich ging die Treppe hinauf und betrat dann das Gebäude. Wie war sein Name nochmal? Mr. Pest? Lest? Lest war es. Da bin ich mir sicher. Als ich im Eingangsbereich war, drückte sich das Weiß der Wände und des Bodens in meinen Kopf. An der Rezeption war keine Frau zu sehen. Da war überhaupt keiner zu sehen. "Hallo?", fragte ich vorsichtig nach. Ich hörte ein Poltern aus einem Raum, der mit dem Flur neben mir verbunden war. "Oh, ich bin sofort da, einen Moment!", hörte ich die Stimme von Lest. Toll. Ich hatte wirklich kurz Hoffnungen, dass niemand hier ist. Ich sah mich um. Einzig und allein die Bilder, die hier hingen waren nicht weiß. Eins zeigte ein Kind, einen Jungen, der weinte. Gegenüber ein weinendes Mädchen. Beide Bilder waren bläulich gezeichnet und sie waren beide etwas schmutzig. Es schien aus dem Mittelalter oder so zu sein.
Mr. Lest erschien an der Tür: "Oh. Du hast dich ja auch mal wieder entschieden, hier her zu kommen." Ich sah ihn an. Seine runde Brille saß etwas schief auf seiner Nase. Er trug einen komischen Geruch mit sich. Ich konnte aber nicht identifizieren, was das für ein Geruch war. "Ehm, ja. Ich hatte keine Zeit.", erklärte ich und folgte Lest, als er mich hinein winkte. "Hattest du nicht eine Karte von mir, die ich dir extra für diese Fälle gegeben hatte?" "Hab ich verloren.", log ich. Ausrede Nummer zwei nach der Ausrede mit den gefressenen Sachen von dem Hund. Ich setzte mich auf einen Stuhl, gegenüber von seinem Schreibtisch. Auch hier drin war vieles weiß und der Stuhl war wirklich unbequem. "Hmpf. Ich sagte dir, dass es Konsequenzen haben wird." Er sah mich an. Seine Augen musterten mich und es war wirklich sehr unangenehm. Ich bekam Gänsehaut und er hörte nicht auf, mich anzustarren. Sein Gesichtsausdruck war wie eingefroren. Er bewegte keinen Muskel. Nur ein kleines Lächeln bildete sich langsam auf seinen Lippen, bevor er dann wieder auftaute: "Nun gut, das passt schon. Für das nächste Mal weißt du es besser. Also, Lou... Was kann ich denn für dich tun? Warum bist du wieder hier?" Was soll denn die Frage? "Ähm... Ich habe ein paar Schwierigkeiten, da der Bruder eines Freundes verschwunden ist." "Oh nein. Wie tragisch.", sagte er ganz nebenbei, während er aus dem Fenster blickte. Er klang gelangweilt, was mich wütend machte. Seine Arme lagen an seinem Rücken und ein kleiner Buckel hatte sich über die Jahre bei ihm gebildet. "Es ist tragisch!", knurrte ich scharf. Er drehte seinen Kopf zu mir. Seine Augen waren erneut so starr und er sah nicht glücklich über meinen Ton aus. "Ach, Lou. Du scheinst wenig Erziehung genossen zu haben." Der alte Mann kam auf mich zu. "Dann tun Sie nicht so, als würde es Sie nicht interessieren. Es ist doch Ihr Job, dass Sie Menschen helfen.", sagte ich und verschränkte die Arme. "Aber es ist mir egal!", lachte er und kam zu mir. Er legte seine knochigen Hände an die Lehnen meines Stuhles und sah mir in die Augen. Er runzelte die Stirn, wodurch noch mehr Falten auf seinem Gesicht entstanden. Er machte mir Angst und der unangenehme Geruch stieg mir wieder in die Nase. Es roch so nach Schmutz. "Und du warst ein böses Mädchen.", seine Hand spürte ich plötzlich auf meinem Oberschenkel und seine Augen begannen, gelb zu leuchten. Der Clown. Schnell versuchte ich, ihn von mir zu drücken. Mit all meiner Kraft, doch alles, was er machte, war lachen. Er lachte krankhaft. "Wehre dich nicht, sei ein liebes Mädchen.", grinste er und Stück für Stück fiel ihm die Haut von seinem Gesicht. Ich konnte meinen Blick nicht von dem Geschehen nehmen. Seine Haut blätterte von seinem gesamten Körper. Ebenfalls zerfiel seine Kleidung und darunter kam dieser Anzug des Clowns zum Vorschein. Alles viel auf den Boden und nun war er zu sehen. Angst machte sich immer mehr und mehr in meinem Körper breit. Scheiße. Er lachte krankhaft und öffnete sein Maul. Unmenschlich konnte er es weit öffnen. Spitze Zähne waren dort zusehen. War das mein Ende?
"Nimm das!!!", schrie Richie und ehe ich mich versah, knallte ein Stahlrohr auf den Clown, weswegen er zurückwich und gefährlich knurrte. Richie war hier. Zusammen mit Bev, Bill und Eddie. Bev schnappte sich meine Hand und zog mich mit sich. Wir alle rannten so schnell wir nur konnten aus dem Gebäude hinaus. Das Lachen von dem Clown, Pennywise verfolgte uns, doch er kam uns nicht nach. Auf der Straße gegenüber blieben wir stehen. Ich blickte zurück und sah ein Schild, welches besagte, dass die Praxis geschlossen war. Sie würde nicht mehr aufmachen. "Wie habt ihr mich gefunden?", fragte ich schnell und sah meine Freunde an. "Ich war bei dir zuhause und da sagte mir deine Mutter, du seist hier. Ich wollte warten und dann kamen Richie und Eddie. Sie sagten mir, dass die Praxis schon länger geschlossen hatte, da es einige Vorfälle des Arztes gab und da wollten wir nachsehen gehen, ob du hier bist..." "Ich... dieses Schild war da vorhin noch nicht!" "Vielleicht brauchst du ja auch eine Brille?", fragte Richie und zuckte mit den Schultern. Wir sahen ihn alle an, dass das jetzt absolut nicht der richtige Zeitpunkt für Witze war. Er hob verteidigend die Hände: "Schon okay." "W-W-Wir sollten w-w-wirklich aufpassen. M-Morgen wollen wir nach Georgie suchen. A-A-Aber bis jetzt kommen nur Richie, E-E-E-" "Eddie.", sagte dieser und unterbracht damit Bill. "J-Ja. Und Stan mit. Wir wollen in die Kanalisation bei den Barrens. Kommst du auch m-m-mit?", wollte Bill wissen und sah mich mit Hoffnung an. "Vielleicht braucht sie ja Ruhe, habt ihr mal daran gedacht, was gerade passiert ist?", fragte Bev und sah die Jungs fassungslos an. Ich schüttelte den Kopf: "Ist schon okay, ich werde mitkommen." "Sicher?" "Ja... ich mache es." Vielleicht liegt es ja an mein Adrenalin, dass ich jetzt zugestimmt habe, aber ich wollte Georgie auch unbedingt finden. Die anderen, die nicht mitkommen, würden ja vielleicht einen Weg suchen, Pennywise zu besiegen.
(Die Umstände erlauben es mir, jetzt mehr zu schreiben. Bleibt gesund.)
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Der Clown in meinem Leben
FanfictionLou lebt in Derry. Schon ihr ganzes Leben lang und ihr ist noch nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Doch ein paar Jungs aus der Nachbarschaft fanden raus, dass in Derry viel mehr Kinder verschwinden, als in irgendwelchen anderen Orten. Und obwohl Lou...