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Noch am gleichen Tag, nur ein paar Stunden später, schaute ich durch den Spiegel nach, wie es dem jungen Mann geht.

Eigentlich sollen wir nicht so tun, als würde es die Zeit für uns geben. Unser Leben ist grenzenlos und außerdem, sind wir zuständig für die ganze Welt.

Es hat zwar jeder Engel einen bestimmten Bereich um den man sich kümmern muss, aber es kommt auch vor, dass diese mal getauscht werden. Wieder zu unserem eigenen Schutz. Mit den paar Gefühlen die man uns gegeben hatte, bestand auch die Möglichkeit des Wahnsinns. Dieser sollte mit dem Wechseln der Bezirke entgegengewirkt werden, was bisher auch gut funktioniert.

Meinen Bereich hatte ich erst vor 6 Tagen gewechselt und mein nächster Tausch wäre in 4 Monaten.

Die unterschiedlichen Zeiten auf der Erde, sind der Grund dafür, warum es für uns keine Zeit gibt. Trotzdem stimmte ich mich immer auf meinen Bereich im jeweiligen Land ein. Es gab mir ein näheres Gefühl zur Erde und irgendwie auch zu meiner Existenz.

Wenn man ein Engel ist, zählt man nicht als lebend, obwohl man sterben kann. Wir sind nur eine Existenz, wie beispielsweise ein Stück Stoff. Es existiert und kann verschwinden, aber dennoch lebt es nicht.

Wir sind eben nur Werkzeuge.

Dennoch wollte ich das Gefühl haben zu leben, auch wenn es verboten ist. Aus diesem Grund durfte ich auch mit niemanden darüber reden. Gott kann zwar nicht unsere Gedanken hören und steuern, dafür hört er alles was wir hier sagen.

Am Anfang wunderte es mich, dass er nichts gegen die Gerüchte macht, wenn er sie doch hört. Deswegen habe ich die Theorie aufgestellt, dass er uns diesen Gedanken lässt, um etwas zum Nachdenken und zum Erzählen zu haben. Ansonsten gab es nicht viele interessante Dinge mit denen man ein wertvolles Gespräch anfangen konnte. Nur Gerüchte.

Es ist uns auch nicht erlaubt, uns nur um eine Person zu kümmern oder einer gezielt nicht zu helfen, weil wir diese als schlecht empfinden. Manche Menschen sehen erst solche Situation als Chance, sich zu bessern. So helfen wir nicht nur dem betroffenen Menschen, sondern auch denen, welche von ihm umgeben sind.

Auch Mutter Erde erlag damit einer gewissen Rettung. Wir hatten schon einige Fälle in denen materialistische Menschen angefangen haben, sich mehr um die Welt zu kümmern, was uns allen zu Gute kommt. Auch Tierschänder, welche danach tiefste Reue empfanden und sich dem Tierschutz widmeten.

Jedes Geschöpf der Welt, hat eine zweite Chance verdient.

Es gibt nur ganz wenige Menschen denen wir nicht helfen dürfen. Zum Beispiel Menschen, welche durch ein grobes Vergehen wie Drogenmissbrauch ums Leben kommen oder Denjenigen, die mittels Selbstmord aus dem Leben getreten sind.

Auch kranken konnten wir nicht helfen. Krankheiten waren das Einzige, was wir komplett gar nicht beeinflussen konnten. Das ist etwas, das sich die Welt zum größten Teil selbst zuzuschreiben hat.

Sie zählt zur natürlichen Auslese wie Altersschwäche, gegen die wir ebenfalls nichts ausrichten konnten.

Im Moment war meine Mutter genau dieser ausgesetzt. Einer Krankheit.

Sie hat Bauchspeicheldrüsenkrebs, welcher sie mit der Zeit immer mehr dahinrafft. Anfangs habe ich mich von ihr abgewendet um mir das nicht mit anzusehen. Gott aber, gab mir die Aufgabe sie zu begleiten.

Einer meiner bisher schwersten Aufträge.

Und jetzt gibt es auch noch diesen Menschen den ich irgendwie interessanter finde, als mir wirklich guttut. Deswegen wechselte ich das Spiegelbild auch zu meiner Mutter, welche gerade untersucht wird.

Sie sieht schrecklich aus. All die Schläuche die an ihr befestigt waren. Auch Haare hat sie durch die Chemotherapie keine mehr. Ihre wunderschönen Haare, auf die sie so stolz ist.

Was sich mir hier bot war das, von dem ich wusste das es bald eintreffen würde. Sie kollabierte weswegen ein paar Ärzte ins Zimmer gestürzt kamen.

Jetzt war die Zeit für mich gekommen, von ihr Abschied zu nehmen. Ein Wiedersehen in der Stunde des Todes.

Deadly Sins //NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt