Bei meiner Tochter - 10

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Das was ich gesehen hab ... muss ich mir eingebildet haben. Ich werde verrück. Verrückt!

Zitternd stand ich auf. Vielleicht liegt es auch nur an den Kopfschmerzen. Ich ging ins Bad und nahm mir eine Kopfschmerztablette.

Als ich mich umdrehte, sah mich Martha schweigend an.

"Hey.", sagte ich leise. Sie hielt mir die Hand hin. "Bekomme ich auch eine?", fragte sie.

Ich sah auf die Tablettenschachtel. "Klar." Mit Wasser schluckte sie es herunter und ging wieder ins Wohnzimmer. Zögernd folgte ich ihr.

"Alles in Ordnung?" Vorsichtig sah ich ihr zu, wie sie sich auf das Sofa setzt.

"Was soll schon in Ordnung sein? Meine Tochter ist verschwunden und vielleicht sehe ich sie nie wieder." Ihre Stimme klang weinerlich, doch sie weinte nicht.

Ich setzte mich zu ihr. Ihre Augen waren rot vom weinen und über die ganze Zeit sieht sie jetzt viel älter aus.

Sie nahm sich die Fehrnbedienung und schaltete den Fehrnsehr an. Es lief Emilias lieblings Kindersendung. Gequält schloss Martha die Augen. Ich konnte das nicht mit ansehen und schaltete um. Es kam Werbung auf dem anderen Sender.

"Warum hast du den Fehrnsehr eingeschaltet?"

"Es läuft ihre Lieblingssendung. Sie liebt sie."

Das beantwortet nicht meine Frage. Ich wollte den Fehrnsehr aus machen, als die Nachrichten mein Tun unterbrachen.

"Es wird ein weiteres kleines Kind vermisst. Die fünfjährige Emilia Jackson wird seit Samstag vermisst. Bisher ist noch keine Spur vob ihr zu finden." Ein Bild von Emilia wurde eingeblendet. Das Bild, was wir der Polizei gegeben haben. Emilia, wie sie gerade im Park auf der Wiese sitzt und in die Kamera lacht.

Nun konnte Martha sich nicht mehr beherrschen. Sie schluchzte los. Ich nahm sie in meine Arme. "Ich will mein Kind zurück!"

Wie sie in meinen Armen lag. So weinend und hilflos. Es brach mir zum zweiten mal mein Herz. Wie gerne würde ich ihr sagen, dass alles gut wird. Aber im Moment ... bin ich mir da selber nicht ganz sicher.

Nach längerer Zeit ist Martha aufgestanden und ins Bett gegangen. Ich ging ihr hinterher ins Schlafzimmer.

Wie eine Kugel lag sie zusammen gerollt da. Ich ging auf die andere Seite des Bettes und legte mich hinter Martha. Schnell schlief ich ein.

"Legen sie sich hin, Frau Jackson." Doktor Jänsel ging auf die andere Seite des Raumes. Lächelnd nickte Martha und legte sich auf die Liege. "Ist bisher alles in Ordnung gewesen?" "Ja, alles bestens." Zufrieden nickte die Frauenärztin und tat Gel auf Marthas mittlerweile ziemlich runden Bauch. "So, wollen wir mal sehen, wie es dem kleinen so geht, nicht wahr?" Lächelnd sah Doktor Jänsel auf den kleinen Monitor. Alles war schwarz-weiß, aber die Ärztin schien zufrieden zu sein. "Hier ist das Köpfchen. Man kann schon die Konturen von der Nase richtig gut erkennen." Es war wundervoll. Ich sah da mein eigenes Kind. Das Kind, was Martha und ich uns immer gewünscht haben. "Haben sie Wünsche, was für ein Geschlecht es sein soll?" Martha sah mich fragend an. "Hauptsache Gesund.", sagte ich. Martha sah zur Ärztin. "Ich wollte schon immer ein Mädchen. Aber wenn es ein Junge ist, ist das auch kein Problem." Doktor Jänsel sah auf den Monitor und lächelte Martha an. "Wie es aussieht, geht ihr Wünsch in Erfüllung. Sie erwarten ein kleines Mädchen."

Ein Klingeln weckte mich. Ich rieb mir meine Augen und sah neben mich. Martha lag nicht mehr neben mir. Erschrocken sprang ich auf. Ich ging aus dem Schlafzimmer und sah Martha im Wohnzimmer. Neben ihr stand eine Frau mit blondem Haar.

"Guten Tag, Herr Jackson."

Bei meiner TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt