Nacheinander nahmen wir auf den Plätzen der hintersten Reihe Platz. Zuerst setzte Care sich, dann Jonas anschließend ich und zuletzt Hazel. Ich blickte auf den für mich vorgesehenen Platz und begutachtete misstrauisch den rosafarbenen Kaugummi, den man unter dem Sitz hervorschauen sehen konnte. Angewidert schüttelte ich meinen Kopf und setzte mich. Aber schon rutschten meine Gedanken zu Dan. Ich grübelte über seine Todesursache nach. Dan? Von einem Auto überfahren? Unwahrscheinlich. Er war immer so achtsam im Verkehr gewesen, dass ich diese Tatsache als höchst unwahrscheinlich empfand. Zwar sind wir mit ihm als Fahrer immer zehn Minuten länger im Bus gesessen, weil wir 20km/h weniger fuhren, als erlaubt, aber dafür kamen wir immer alle sicher zuhause an. Und auch das hatten meine Eltern so an Dan geschätzt. Aber nun war er tot. Kein langsames, vorsichtiges Fahren mehr und keine längere Fahrt wegen der Vorsicht. Ein dumpfes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Ich war traurig, dass konnte ich nicht leugnen. Und doch konnte ich das Gefühl nicht loswerden, dass etwas anderes hinter seinem Tod steckte...
Langsam führte Jonas einen Finger nach dem anderen zu meiner Hand und übte leichten Druck darauf aus. Ich verschränkte meine Finger in seinen und drückte ebenfalls. Dann drehte ich meinen Kopf behutsam nach links und blickte direkt in Jonas' grüne Augen, die strahlten wie eh und je und dennoch einen dumpfen Schimmer von Trauer in sich beherbergten. Jonas hatte Dan genauso lange wie wir gekannt und Dan war immer ein bisschen wie ein Onkel für uns alle gewesen. Doch der Schleier von Schmerz und Trauer in seinen Augen, wirkte anders, als der der anderen. Man sagte doch immer, dass die Augen der Schlüssel zur Seele waren und genau diese Erkenntnis traf mich in dem Moment. Wir alle zeigten unsere Emotionen durch unsere Augen. Strahlende Kinderaugen, die begierig auf ihr Schokoladeneis starren, dieses funkeln in den Augen, wenn man ein Geheimnis erfährt oder dieser dumpfe Einschlag, wenn man eine Information bekommt, die einen traurig macht. Cares und Hazels Augen zeigten eben dieses Gefühl, welches man Trauer nennt. Doch in Jonas Blick konnte man noch etwas wie Schuldgefühlte erahnen. Ich holte mich aus meinen Gedanken zurück und sah Jonas, der versuchte ein aufmunterndes lächeln hinzubekommen, aber mich gleichzeitig etwas besorgt betrachtete. Erst da fiel mir auf, dass ich die ganze Zeit ins seine grünen Augen gestarrt hatte. Sofort drehte ich meinen Kopf weg und blickte durch die gut besetzten Sitzreihen des Busses. Ich entdeckte Gesichter, die ich nur vom Sehen her kannte- weil sie entweder jeden Tag mit mir in diesem Bus saßen, oder sie ein Schulfach mit mir zusammen hatten. Einige Schüler in diesem Bus gingen in meine Parallelklasse, mit der wir Sportunterricht zusammen hatten. Ein paar Gesichter waren aber noch deutlich jünger und gingen in die Stufen unter uns. Meine drei Freunde und ich gingen alle in die gleiche Klasse und waren alle 16 Jahre alt. Caroline, Hazel und Jonas gingen alle mit mir zusammen in die 10b. Unser Klassenlehrer war Herr Poyter. Dieser war ein alter Mann mit Stoppelbart, welcher immer gammlige Strickpullover anhatte. Von seinem Aussehen abgesehen war er aber ein sehr netter Lehrer und ging geduldig mit uns um. Plötzlich drehte Jonas den Kopf zu mir und versuchte mich zu küssen, doch ich wehrte ihn sanft ab, indem ich meine Hand vor sein Gesicht hob und flüsterte ihm ins Ohr: "Nicht jetzt." Dann schaute ich sogleich aus dem Fenster und bemerkte erst da, dass der Bus sich schon vor Minuten in Bewegung gesetzt haben musste und wir nur mehr ein paar Straßen von meinem Haus entfernt waren. Ein paar wenige weitere Minuten verstrichen und plötzlich sah ich, dass wir nicht den gleichen Weg wie sonst fuhren. Ich drehte mich ohne zu zögern zu Hazel und sagte: "Wieso fahren wir diesen Weg? Die Zone ist doch normal immer abgesperrt, oder nicht?" Grübelnd drehte sie sich um und schaute aus der Fensterscheibe. Sie zog ihre schmalen Augenbrauen hoch und antwortete dann leise: "Ja stimmt, seltsam..." Nachdenklich ging ich zu dem komischen Busfahrer nach vorne, wobei ich aufpassen musste nicht hinzufallen, da der neue Busfahrer sich scheinbar nichts von Dans vorsichtiger Art abgeschaut hatte und fragte ihn entschlossen, warum wir nicht den selben Weg wie sonst fuhren. Langsam drehte er sich um, während er den Fuß vom Gaspedal setzte. Sein zuerst misstrauischer und dann hasserfüllter Blick traf mich und er stand nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht auf und baute sich in seiner vollen Statur auf. Im Bus wurde alles still. Kurz blickte der gruselige Busfahrer noch einmal über seine Schulter, als hätte er was vergessen und drückte dann auf einen roten Kopf, über dem in schwarzer Schrift geschrieben stand "Alle Türen schließen." Meine Augen wurden größer und ich musste kämpfen um stehen zu bleiben und nicht nach hinten zu meinen Freunden zu rennen um mich in ihrer Obhut sicher zu wissen.
Als ich aber aus dem Fenster zu meiner rechten schaute, um dem Blick des Mannes nicht standhalten zu müssen, kam es mir hier viel finsterer vor, als es wenige Minuten bei der Schule war. Allerdings konnte es maximal 14 Uhr sein und somit überschwemmte mich ein Gefühl von Angst. Warum, das würde ich schon bald herausfinden. Trotz meines Willens schlich ich dann doch zu meinem Platz zwischen Jonas und Hazel und starrte gebannt auf den gruseligen Mann. Zuerst zögerte er ein paar Sekunden und es war, als würden alle aufgehört haben zu atmen und als würde die Luft im Bus still stehen. Keiner bewegte sich. Aber dann sagte er, mit dem vollen Volumen seiner dunklen, missbilligenden Stimme: "Willkommen im Bus zur Hölle!" Er lachte bösartig und setzte dann fort: "Zu aller erst wünsche ich euch einen wunderschönen Start in die Ferien. Ich hoffe ihr habt die letzten Schulwochen mit euren Freunden und eurer Familie genossen- denn die werdet ihr alle nie wieder sehen." Seine Stimme triefte vor Ironie... "Ihr werdet nicht mehr nach Hause zurückkehren, wo eure reichen Eltern euch jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Nun seid ihr diejenigen, die kämpfen müssen, um zu überleben. Wie schon erwähnt nennt sich unser Gefährt, der Bus zur Hölle. Warum, das werdet ihr schon selbst noch herausfinden. Aber wichtig ist zuerst diese Tatsache: Es gibt kein Entkommen. Eurer Schicksal liegt nun in meinen Händen und wer versucht etwas zu unternehmen, wird bestraft. Ihr seid exakt 14 Schüler. Einer von euch wird überleben. Die anderen 13 werden sterben. Wir werden nun unseren Trip starten und durch 13 schrecklich schöne Stationen fahren. Wie ihr euch vermutlich schon in euren dummen naiven Köpfchen zusammengereimt habt, wird bei jeder Station einer von euch sein Ende finden. Ihr werdet in jeder Umgebung, bei jeder Station, einen Brief finden, der euch sagt was zu tun ist. Ich aber... ich werde nur weiter fahren- Wenn ihr die Aufgabe erledigt und mir jedes mal den "Beweis" eurer Tat erbracht habt. Aber ich möchte euch doch nicht den ganzen Spaß verderben- findet selbst heraus, wie ihr sterben werdet. Ich werde nun nichts mehr sagen und jeder, der das anders sieht wird eine Lektion erteilt bekommen. Ihr seit nun auf euch selbst gestellt, viel Glück."
Mit einem Satz machte er kehrt und ließ sich elegant zurück auf seinen schwarzen Fahrersitz gleiten. Alle _Businsassen inklusive mir starrten geschockt und verängstigt zu dem Mann, der uns gerade unsere Todesurkunde unterschrieben hatte und uns den Rücken zukehrte. Natürlich dachten wir zuerst alle, dass er dies nur gesagt hatte. damit er in Ruhe fahren konnte, doch es stellte sich schon wenige Minuten später heraus, dass er mit keinem einzigen gesagten Wort log...
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Der Bus zur Hölle *Abgeschlossen*
Horor1 Bus. 14 Schüler. Und 13 Stationen, in denen je ein Schüler sterben muss. Würdest du dich opfern, damit diese Höllenfahrt ein Ende nimmt, oder würdest du kämpfen, um nicht zu sterben? Doch was passiert, wenn du überlebst...Wird diese Fahrt wohl je...