Kapitel 13: Initiative und Beharrlichkeit

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Sky


Es war dunkel.
Ich kniete auf dem unebenen Kopfsteinboden. Auf dieser Straße im Nirgendwo. Neben mir flackerte das Licht der alten Straßenlaterne. Hinter den gelben Lichtkegeln endete diese Welt. Hinter dem Licht gab es nichts außer einer großen, einsamen Leere.
Keine Häuser.
Keine Menschen.
Nichts.
Nur die Straße vor und hinter mir war endlos.
Ich saß schon lange hier.
Ich wusste nicht wie lange, aber ich saß schon lange hier.
Ich kannte diese Straße. Diese endlose dunkle Straße im Nirgendwo. Ich war hier oft. Vollkommen und mutterseelenallein. Anfangs.
Allein.
Ich war allein...
Ich schlang die Arme um meine Brust und kniff die Augen in meinem hängenden Gesicht zusammen.
Ich war allein...
Und als ich so gequält feststellte wie einsam und verlassen ich war, streifte ein Geruch meine Nase. Sofort zuckte mein Kopf nach oben und meine Augen sprangen auf.
Ich kannte diesen Geruch.
Zucker.
Gras.
Zedernholz.
Niemals, unter keinen Umständen könnte ich diesen Geruch vergessen.
Und in dem Moment, an dem ich meinen Kopf hochgenommen hatte, schritt jemand an mir vorbei.
Ich kannte diesen Jemand.
Silbernes, endloses Haar. Das scharf geschnittene, so stattliche Gesicht verhangen von einem langen Pony. Gekleidet in einer schwarzen Robe. Die Absätze der hohen Lackstiefel machten keinen Ton auf dem zerklüfteten Kopfsteinpflaster.
Er war noch nie hier gewesen: „Undertaker?"
Doch er hörte mich nicht. Er ging einfach weiter. Mir wurde kalt. Er hörte mich sonst immer. Wollte er mich nicht hören? „...Undertaker?"
Er stoppte nicht. Lautlos ging er weiter die endlose Straße entlang.
„Hey!", ich rief weiter nach ihm. Der Gedanke er ging einfach an mir vorbei und ignorierte mich war schlichtweg zu grausam: „Undertaker!"
Er blieb stehen. Mein Herz machte einen lauten Schlag und setzte aus. Langsam, sehr langsam drehte er sich zu mir um. In seinem verhangenen Gesicht stand sein ewiges Grinsen.
„Es tut mir leid!"
Sein Kopf neigte sich gemächlich zur Seite.
„Wirklich! Es tut mir alles so unendlich leid! Ich... ich wollte nicht... Ich wollte das alles so nicht! Bitte! Glaub mir!"
Träge hob er wieder den Kopf. Gleichzeitig die Arme. Mit weiten Augen sah ich wie er seine Arme ausbreitete. Mir entfuhr ein hauchendes Geräusch der Erleichterung, ein halbes Lachen bei diesem Anblick. Sofort sprang ich auf meine nackten Füße und rannte auf ihn zu. So schnell ich konnte. Wollte mich in seine Arme werfen. Ihn in meine eigenen nehmen. Doch als ich bei ihm angekommen war drehte er seine Hände und griff mich an meinen Handgelenken.
Fest.
So fest, dass es wehtat. Ich schaute in seine Augen. Doch ich sah nur seinen Pony und dieses endlose Grinsen: „Was tust du?"
Sein Griff wurde noch fester. Ich zog an meinen Händen: „Undertaker?!"
Er bog meine Arme nach oben, vollkommen ungeachtet der Tatsache, ob er es gegen ihre natürliche Richtung tat. Tränen stiegen mir in die Augen: „Aua! Lass das! Du tust mir weh!"
Er kicherte und bog meine Arme weiter. Sein Kichern war so kalt und so unendlich dunkel. Es schickte mir mehr als nur einen kalten Schauer durch den heißen Schmerz: „Au! Au! Du machst mir Angst! Hör auf! Undertaker, was soll das? Du tust mir weh, hör auf!"
Ich kam nicht gegen ihn an. All das Zerren und Zetern war vollkommen sinnlos: „Aua! Bitte! Du tust mir weh! Du tust mir weh!"
Plötzlich warf er mich zur Seite. Gnadenlos landete ich auf dem harten Steinboden. Meine von der Überdehnung brennenden Arme zitterten, als ich mich aufstütze und den Kopf zu ihm wandte. Er stand dort und hielt sich die Hand vor sein Kichern.
„Warum?", die Tränen rollten meine Wangen hinunter: „Macht es dir Spaß mir weh zu tun?"
Mit einem breiten Grinsen nickte er stumm auf etwas hinter mir.
Bevor ich meinen Kopf dort hin drehen konnte, traf etwas brachial meine Magengegend. Mit einem erstickten Aufschrei rollte ich einige Meter zur Seite.
Wimmernd blieb ich bäuchlings liegen. Ich verstand nicht was vor sich ging. Was passierte hier?
Etwas schob sich unter meinen Kopf und hob ihn am Kinn an. Ich sah ein Bein vor meinen Augen. Es trug eine blue Jeans. Zu Undertaker gehörte es sicher nicht. Meine Augen wanderten langsam das blaue Hosenbein hinauf, über ein weißes T- Shirt, in ein Gesicht mit kalten blauen Augen umrahmt von blonden kurzen Haaren. Zwischen den Augen zog sich eine grobe Narbe in Richtung Stirn.
„D-d...", mein Herz blieb stehen: „D-dad?"
Sein Gesicht musterte mich eisig und von oben herab. Dann trat er mir gegen die Schulter. Mit einem Aufschrei drehte ich mich auf den Rücken. Ich stöhnte, als ich mir die schmerzende Schulter hielt und mich aufstützte.
Mein Blick fiel auf Undertaker.
Das Kichern war dieses endlos grausame Lachen geworden.
Hatte ich es so weit getrieben?
Ich konnte, nein, ich wollte nicht glauben, dass er sich gerade so benahm.
Er wollte mir doch immer helfen!
Er sagte doch trotz allem wollte er nicht, dass mir etwas passiert!
„Under...!", bei der Hälfte meines Hilferufs brach ich ab.
Denn bei der Hälfte meines Hilferufs drehte er sich ab und machte sich auf den Weg die Straße hinunter.
„Nein!", ich fuhr in den Sitz: „Undertaker!"
Auf einmal ging ein steifer Wind über die leere Straße. Undertakers Gestalt brach mit einem lauten Knacken und der heftige Wind nahm sie als viele bunt schillernde Splitter mit sich, bis sie im schwarzen Nirgendwo verschwanden: „Undertaker!!"
Was von ihm auf der Straße übrig blieb und sich aufgrund meiner Rufe zu mir drehte, schockierte mich zutiefst. Es war der Zombie. Der Zombie, der mich gestern am Badezimmer so erschreckt hatte.
Ein Fuß traf meine Schulter. Zerquetschte meine Finger. Mein Rücken schlug auf dem harten, kalten Pflaster auf. Ich schaute meinem Vater in sein Gesicht, der seinen Fuß noch immer in meine Finger und Schulter bohrte: „Bitte! Bitte, tu mir nichts! Bitte! Tu mir nicht weh! Nicht mehr!"
Ich wusste er würde mir wehtun.
Sein Fuß verschwand. Er nahm ihm nach oben. Unheilvoll schwebte er direkt über meinem Gesicht. Ich hob abwehrend die Hände: „Nein!"
Sein Fuß fuhr nach unten, durchbrach ohne Mühe meine zittrige Abwehr: „Nein!"
Und raste auf mein Gesicht zu: „Nein!!"

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