Wie es bei mir persönlich auf der Offenen weiterging Teil 2

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Okay also der letzte Teil hat ja so geendet, dass ich dieses Mädchen kennengelernt habe. Ich weiß ehrlich gesagt nicht welche Punkte ich von mir erzählen soll weil so viel ist nicht mehr passiert, aber ich kann ja mal die wichtigsten Punkte aufzählen. Ich versuch es einigermaßen chronologisch zu machen. 

1. Ich hatte als kleines Kind schon oft Ohrenschmerzen und musste deswegen auch zweimal operiert werden. In der Klinik hatte ich dann auch öfters Ohrenschmerzen. Deswegen musste ich ein paar mal in die HNO-Klinik weil die Psychiater dafür keine Medikamente verschreiben. Was ich dabei etwas scheiße fand war, dass mir vorgeworfen wurde, dass ich die Schmerzen mit SvV selbstverursacht habe was vollkommener Schwachsinn ist, weil wenn ich ein was hasse ist es Ohrenschmerzen und da mach ich sie mir doch nicht selber. 

2. Während meiner Zeit dort sind zweimal Leute abgehauen. Ich denke, dass ist auch wichtig zu wissen was dann unternommen wird. Also sobald es auffällt, dass jemand fehlt wird jeder gefragt wann man die Person als letztes gesehen hat und wo. Dann wartet man etwa eine Stunde um zu schauen ob sie von selbst zurückkommen. Ist das nicht der Fall ruft man die Polizei. Die bekommt dann alle Informationen, wie seit wann ist sie weg, was hat sie vermutlich an und sie bekommt ein Bild von der Person was bei der Aufnahme gemacht wurde. Das Bild und die Informationen werden dann an alle Beamten, Busfahrer, Taxifahrer, Straßenbahnfahrer, Kontrolleure und ich glaube auch an die Deutsche Bahn weitergegeben. Danach findet man die Person dann in der Regel sehr schnell. Zumindest war bei uns nie jemand länger als einen Tag weg. Wenn die Person nicht von selbst zurückkommt und gefunden wird, wird sie von der Polizei wieder auf die Station gebracht und muss dann entweder mit dem eigenen Therapeuten reden. Ist der aber nicht da kommt der AvD und redet mit der Person über die weiteren Schritte.

3. Wie mit SvV auf der Station umgegangen wird. In der Regel ist es so sobald ein Betreuer bemerkt, dass es euch schlechter geht redet er mit euch und versucht euch, falls ihr euch selbstverletzen wollt, dazu zu bringen Skills anzuwenden. Ist es dafür schon zu spät. Also habt ihr den Point of no Return schon überschritten habt ihr die Möglichkeit Bedarfsmedikamention zu nehmen. Die nimmt man wie der Name schon sagt nur wenn es notwendig ist. Das ist in der Regel ein Saft den ihr trinkt und der beruhigt euch dann und sorgt dafür das die Anspannung runter geht und ihr etwas müde werdet. Solltet ihr euch aber doch selbstverletzen, dann könnt ihr trotzdem zum Betreuer gehen es ihnen zeigen. Die entscheiden dann wie schlimm es ist und wie es behandelt wird. Wenn es nicht so schlimm ist behandeln sie es selbst. Ist es, beim ritzen zum Beispiel, aber sehr tief und muss genäht werden. Kommt ein Taxi oder Krankenwagen und fährt in die Notaufnahme und dort werdet ihr genäht. Meine Freundin zum Beispiel hat sich aus Versehen die Ader durchgeschnitten und das musste dann selbstverständlich genäht werden. Deswegen kam dann ein Taxi hat sie in die Notaufnahme gebracht und dort wurde sie behandelt. Nachdem die Wunden versorgt wurden muss man oft ein Verhaltensprotokoll (glaub zumindest das es so heißt) schreiben. Da geht es darum die Situation und das Verhalten vor der Selbstverletzung zu beschreiben. Dann wie es war während man es gemacht hat und was man dabei gedacht hat. Und dann wie es danach war und was man hätte besser bzw anders machen können. Ich persönlich finde, dass dieses Protokoll nicht wirklich etwas bringt. Aber naja auf jeden Fall wenn man es ausgefüllt hat ist auch alles wieder normal und niemand ist einem böse. Nur wenn man Klingen oder sowas benutzt hat dann muss man die abgeben.

Soll ich mal ein extra Kapitel darüber machen wie mit Klingen und so dort umgegangen wird?

4. Ich hab bei den verschiedenen Therapien die Kreativgruppe vergessen. Das hat mir echt immer voll Spaß gemacht, weil man dort am Anfang ein Tier ausgesucht hat was man gerade ist und welches man sein möchte und danach ist man zum Beispiel in den Garten gegangen und hat mit Kohle Sachen abgepaust und konnte die am Ende zu einem Bild mit vielen anderen Sachen zusammenfügen. Am Ende hat man dann nochmal über die Stunde gesprochen und wie man sie empfunden hat. Ich weiß noch, dass ich damals das Bild was durch das Abpausen entstanden ist "Gefühlschaos" genannt habe, weil ich nicht wusste was ich für meine jetzige Freundin gefühlt habe.

5. Ich musste nach einiger Zeit ein Anspannungsprotokoll führen um zu schauen wann meine Anspannung hoch geht und wann es okay ist. Das hat halt gezeigt, dass es nach dem Essen immer extrem schlimm war, weil ich an einem sehr lauten Tisch gesessen war, weil bei mir auch ganz kleine Kinder gesessen waren die immer rumgeschrien haben. Das ist für mich extrem schlimm, weil ich mich in solchen Situationen extrem unwohl fühle. 

6. Ich hab eigentlich einen sehr wichtigen Punkt vergessen und der ist, dass ich am Anfang. Also so in der zweiten Woche Medikamente angesetzt bekommen habe. Das Medikament hieß Fluoxetin. Der ein oder andere kennt es vielleicht, weil das, dass einzige für Jugendliche zugelassene Antidepressiva ist. Ich habe es bis zum Ende in der Klinik auf 20 mg dosiert bekommen. Da habe ich aber noch nichts gemerkt also habe ich es nach der Klinik auf 40 mg selbstständig ohne jemanden zu fragen aufdosiert. Da habe ich nach einigen Monaten aber immer noch nichts gemerkt und habe es abgesetzt. Für mich gab es keinerlei merkliche Unterschiede zwischen als ich es genommen habe und als nicht. Jedoch habe ich von meinem Kardiologen ein Medikament fürs Herz bekommen was sich zum Teil aber auch auf die Psyche auswirkt. 


Ach und wie immer wenn euch irgendwas noch interessiert oder es Fragen zu was gibt schreibt sie einfach in die Kommentare oder per Direktchat an mich. Ihr könnt mir aber auch gerne schreiben wenn ihr reden wollt.  


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