,sondern ganz allein, weil nichts auf dieser Welt seine Sehnsucht stillen kann

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Draco:

Eine kleine, braune Eule flatterte um mich herum. Sie war wirklich niedlich, wie sie mit ihren winzigen Flügelchen schlug, um sich fortzubewegen, doch auf die Dauer war sie auch ziemlich nervig. Ein bisschen zu aufgeweckt für meinen Geschmack. Vorsichtig löste ich das kleine Röllchen von ihrem Fuß. Während ich Hermine's Antwort las, hielt ich dem Vogel einen Keks hin. Bei einigen Passagen musste ich lächeln. Ich spürte, obwohl dies nur ein Stück Pergament war, sowohl Hermine's Freude über meinen Brief als auch ganz deutlich ihre Verwirrung. Doch irgendwie keimte bei ihren Worten ein glückliches, zufriedenes Gefühl in mir auf. Sofort hielt ich entsetzt inne. Das... war die Mörderin meiner Mutter!!! Ich sollte sie bestrafen, ich sollte sie leiden lassen, ihr denselben Schmerz zufügen wie sie mir. Doch... Ich konnte nicht. Ich fühlte, wie aufrichtig sie das Geschehene bereute. Wie sehr es ihr wehtat, auch ohne mein Zutun.
Verdammt. Ich schnappte mir ein Blatt und begann zu schreiben. Plötzlich flossen die Worte nur so aus mir heraus.

Den fertigen Brief gab ich sofort Hermine's  kleiner, lebhafter Eule wieder mit.

Natürlich wusste ich, dass es sich bei der Schreiberin um Hermine handelte. Die Mörderin meiner Mutter hatte ich nicht so schnell vergessen. Doch ich wollte nicht, dass Granger das wusste, denn dann... würde sie vielleicht anders schreiben. Weniger offen.

Ich beschloss, noch einen Spaziergang zu machen. Weniger, weil ich unbedingt frische Luft und Bewegung brauchte, sondern mehr, weil ich die Wände des Manors nicht ertrug. Ohne meine Mutter wirkte es alles kalt, leer und schaurig.

Ich schaute in den Spiegel. Schwarze Hose, schwarzer Pullover und zerzauste, bisschen zu lange Haare. Natürlich nicht, wie mein Vater immer, der Schnitt hatte mir nie gefallen, sondern eher so, dass man sah, dass ich ewig nicht mehr beim Friseur war.

Ich sah nicht aus wie der Draco Malfoy, den alle aus Hogwarts kannten, mit seinen schwarzen Anzügen und den gegelten Haaren. Ich sah... kaputt aus. Zerstört.

Es war mir egal. Mein Aussehen war völlig egal. Uninteressant. Ich schnappte mir den schwarzen, langen Mantel und einen schwarzen Schal. Dann noch die schwarze Mütze, die meine charakteristischen blonden Haare verdeckte. So enttarnte man mich nicht sofort als Malfoy.

Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel. Alles in Schwarz. Ich sah aus wie ein Todesser. Der ich ja auch war. Seufzend verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg zum Tor. Ich machte einen Umweg durch den Garten, verbrachte einige Minuten bei Mutter's Grab und lief dann zur Appariergrenze.

Von dort aus apparierte ich nach Hogsmeade.

Hermine:

Ich hockte mit angewinkelten Beinen auf meinem Bett, schaukelte hin und her und sah aus dem Fenster. Seine Antwort würde noch nicht kommen. Ell brauchte bestimmt ein bisschen, sie zu ihm zu bringen und dann musste sie noch zurückfliegen. Trotzdem wünschte ich, seine Antwort wäre schon da. Ich seufzte schwer und verschwand wieder in meinen Gedanken. Sie trugen mich davon und führten mich in eine Welt, wo alles dunkel war.

"Hermine! Du kommst mit nach Hogsmeade. Keine Widerrede, wir brechen in einer Minute auf!", zerstörte Ginny Weasley meine pychische Reise. Dann war sie auch schon weg. Schwerfällig erhob ich mich. Ich schlüpfte in eine schwarze Jeans, einen schwarzen Pullover und band mir einen dicken, schwarzen Schal um. Alles schön dunkel, bloß keine Leuchtfarben. Meine Haare zum Pferdeschwanz.

Ich betrachtete mich in dem Spiegel, der bis zum Boden reichte. Ich hatte seit dem Krieg aufgrund meines wenigen Essens extrem abgenommen, die Knochen an meiner Hüfte stachen unangenehm hervor. Meine Augen waren eingefallen und dunkel untermalt, denn ich schlief nicht mehr. Meine Finger, mit denen ich mir gerade noch einmal über die Haare fuhr, waren dürr und spinnenartig. Irgendwie recht gruselig.

Dramione-Die Schuld Des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt