I always wanted to wake up...

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Als Ell mit seinem Brief kam, rannte ich ihr schon beinahe entgegen. Ich wollte wissen, was er schrieb. Ich wollte wissen, was er auf meine Fragen antwortete.

Nach meiner Attacke in Hogsmeade, als ich den Zauberer wiedergesehen hatte, dem ich so viel Leid zugefügt hatte, war ich in meinem Zimmer im Fuchsbau aufgewacht. Um mich herum hatten Harry, Ginny und Ron gestanden. Als ich mich aufsetzte, war Ron begeistert zu mir gestürmt. "Hermine! Minchen, du bist wach!!! Wie geht es dir?" Seine strahlende Freude tat mir im Herzen weh. Ich wandte mich stumm ab, nicht fähig, ihm in die Augen zu blicken. Die Wand erhielt meine volle Aufmerksamkeit. Nach einer Weile hatten meine "Freunde" es aufgegeben, mir irgendwelche Details über den Vorfall im Dorf aus der Nase ziehen zu wollen, und hatten resigniert mein Zimmer verlassen. Draußen hörte ich Harry noch flüstern: "Du hattest Recht, Gin... Das ist nicht mehr Mine!" Diese Aussage hatte das Fass zum Überlaufen gebracht und alle Dämme brachen. Ich begann hemmungslos zu weinen, sprang auf und schmiss die Tür hinter ihnen ins Schloss. Sollten sie doch denken, was sie wollten. Ich war schon so lange nicht mehr Hermine. Ich war nur noch ein Schatten, schlimmer noch... Eine eiskalte Mörderin. Egal, ob ich einen Grund zu dem Mord hatte und egal, wie gut dieser auch sein mochte. So etwas konnte man nicht rechtfertigen.

Ein stechender Schmerz an meinem rechten Ohr holte mich aus diesen düsteren Gedanken. Ohne dass ich es gemerkt hätte, hatte sich meine kleine Eule Ell auf meiner Schulter niedergelassen und mir einfach mal eiskalt ins Ohr gehackt. Und mich so an SEINEN Brief erinnert.

Fast schon panisch entrollte ich das Pergament. Dann hielt ich inne. Ich wollte nicht, dass Ginny oder Harry oder RON möglicherweis etwas von mir wollten und diesen Brief zu Gesicht bekamen. Schnell strich ich Ell übers Gefieder und beeilte mich dann, in meinen geheimen Rückzugsort zu kommen.

Den Fuchsbau hatten die Weasleys nach dem Krieg wieder neu aufgebaut. Trotzdem stand ein paar Meter weiter noch immer die Ruine des alten Hauses. Dort... in der Öffnung des Kamins, die in der Ruine noch vorhanden war, versteckte ich mich gerne. Dort suchten sie mich nicht. Ich krabbelte hinein, der Schacht war so schmal, dass ich mich geradeso hineinhocken konnte und begann dann, im dämmrigen Schein des Abendhimmels, die verschnörkelte Handschrift des Mitfühlenden zu entziffern.

Liebe Reuevolle,

Ich kann Sie gut verstehen. Es gibt Dinge, die erinnern uns zu sehr an damals. Bei Ihnen ist es das Lesen, bei mir ist es mein Zuhause. Ich kann nicht mehr mein Zimmer betreten ohne das Gefühl zu haben, ich müsste weglaufen. Ich kann nicht mehr gemütlich am Feuer sitzen ohne daran zu denken, dass die Todesser dasselbe taten, als sie hier waren. Sie saßen am selben Platz, sahen das selbe Feuer... Ich hasse diese Gedanken, doch ich kann sie nicht abstellen.

Ich wünschte, ich könnte woanders wohnen. Doch so einfach, wie es klingt, ist es leider nicht.

Es ist ebenso wenig einfach für mich, wie für Sie, Ihre... Tat zu vergessen. Und ich sage Ihnen eines: Bemühen sie sich nicht, den Mord zu vergessen. Sie werden es nicht schaffen. Und Sie sollten es auch gar nicht erst probieren. Denn damit beleidigen Sie die Tote. Sie wollen vergessen, wie Sie starb. Nein!

Sie sollten es nicht vergessen, Sie sollten damit klarkommen. Ich sage nicht, dass Sie es als etwas Unwichtiges ansehen sollten und denken: Joar, dann hab ich sie eben umgebracht!

NEIN! Sie sollten... es akzeptieren. Sie sollten es als einen Teil von ihnen sehen, ein Teil Ihrer Vergangenheit, auf den Sie nicht stolz sind, aber der trotz allem zu Ihnen gehört.

Ich weiß, wovon ich spreche. Ich versuche genau dies Tag für Tag. Doch... Es ist schwer, vor allem, wenn man immer, von jedem, daran erinnert wird. Doch eines sage ich Ihnen...

Dramione-Die Schuld Des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt