Es heißt, dass man mit jeder Entscheidung stärker und stärker wird...

505 17 4
                                    

Draco:

Lieber Mitfühlender,

Ich finde es schön, dass Sie auch weiterhin mit mir schreiben möchten. Das hätte ich nicht erwartet. Ich weiß, dass ich vermutlich ziemlich nervig bin, wenn ich Sie die ganze Zeit mit meinen Problemen belästige und volljammere. Dabei haben Sie offenbar genug eigene Sorgen. Da ich Sie aber anscheinend, entgegen meiner Annahme, nicht sofort verschreckt habe, vermute ich mal, dass es Ihnen genauso gut tut, wie mir, mit jemanden über Probleme, Gefühle und Sorgen zu sprechen/schreiben. Ich muss Ihnen gestehen, dass Sie mich sehr beeindruckt haben. Nach allem, was ich getan habe, hassen Sie mich nicht und halten mich sogar noch für einen GUTEN Menschen!!! Sie versuchen sogar, mich aufzumuntern. Sie haben eindeutig einen viel besseren Charakter als ich. Ich kann Ihre Meinung nicht wirklich teilen und halte meine Taten nach wie vor für unentschuldbar, aber gleichzeitig... gibt es mir irgendwie Hoffnung, zu wissen, dass es irgendwo da draußen jemanden gibt, der es nicht so sieht...

Ich wüsste so gern, wer Sie sind... Und gleichzeitig auch nicht... Ich fühle mich innerlich zerrissen... Wenn ich mit Ihnen schreibe, ohne dass wir unsere Identität gegenseitig kennen, kann ich irgendwie offener und freier schreiben. Ich habe... keine Hemmungen... So wie jetzt gerade... Ich schreibe, was ich denke, als würde eh niemand es lesen.

Damit meine ich nicht, Sie seien ein Niemand. Ich glaube... Im Moment sind Sie der wichtigste Mensch in meinem Leben... Schon merkwürdig... Ich kenne Sie ja nicht mal persönlich...

Andererseits wage ich zu behaupten, korrigieren Sie mich, sollte ich falsch liegen, dass ich wahrscheinlich die einzige, oder eine der wenigen, bin, die Ihre wahre Seite kennt. Ich würde vermuten, dass Sie das, was Sie mir so offen schreiben, nicht in der Öffentlichkeit zeigen... Und ich vermute jetzt einmal ganz kühn, dass ich allein durch Ihre Briefe Sie schon besser kennengelernt habe, als wären wir uns persönlich begegnet...

Ich wüsste gerne mehr über Sie... Ich würde gerne mehr über ihr Leben und einfach über SIE erfahren... Natürlich nur so viel, wie Sie auch offenbaren möchten....

Und noch etwas, das mich an Ihrem letzten Brief ein wenig stutzig machte...

Sie schrieben zwei Dinge, die ich nicht einordnen konnte. Sie meinten, ich wäre nicht mehr die, die ich einmal war, und dass ich es wenigstens meiner besten Freundin erzählen sollte, die würde es schon verstehen... Es klingt beinahe so, als wüssten Sie, wer ich sei. Als würden Sie meine Freunde kennen. Und als würden Sie MICH kennen... ?

Ich glaube, ich bin noch nicht bereit, es meiner Freundin zu erzählen... Ich bin zu feige. Ich habe Angst vor ihrer Reaktion... Ich habe Angst, Abscheu und Ekel in ihren Augen zu sehen. Oder noch schlimmer Furcht. Furcht davor, mit einer Mörderin unter einem Dach zu leben...

Nein. Ich kann es nicht.

Verwirrt, verängstigt und neugierig,

die Reuevolle

Als ich den Brief las, regte sich ein warmes Gefühl in mir. Sie wollte mich kennenlernen. Sie wollte etwas über mich erfahren. Über MICH, über den echten Draco!!!

Und dann realisierte ich, was die Zeilen im vorletzten Absatz bedeuteten... Oh nein! So ein dummer Fehler. Frustriert schlug ich meinen Kopf gegen die Steinwand des Salons. Autsch! 

Noch mehr aber tat mir meine augenscheinliche Dummheit oder eher noch meine Unbedachtheit weh. Wie konnte ich nur solche blödsinnigen, verräterischen Zeilen schreiben?! Klar, ich konnte mich bestimmt einfach herausreden, aber mal ehrlich... Ich hatte in einem Brief ausversehen etwas geschrieben... Wie auch immer das ging...

Dramione-Die Schuld Des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt