...Ist es zerstört, kommt es nicht so bald wieder.

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Hermine:

Es war alles so kalt. So kalt. Und dunkel. Finster.

Es tut weh.

Ginny:

"Oh mein Gott!", sprach ich vermutlich unser aller Gedanken aus. Die Briefe... Es war so falsch, sie zu lesen! Hermine hatte mit jemandem geschrieben, der sich der Mitfühlende nannte. Ein seltsamer Name, wie ich fand, aber in dieser Situation, nachdem ich dies gelesen hatte, war es einfach nur passend. Diese Texte waren... tiefgründig. Offenbar war Hermine zerstörter, als wir auch nur geahnt hatten. Sie war kaputt. Und wie kaputt, das merkten wir erst jetzt.

Sie hatte jemanden umgebracht.

Wir hatten zwar die Briefe, die sie an ihn schrieb, nicht, aber das ging aus seinen Antworten eindeutig hervor. Ich stieß ein merkwürdiges, ersticktes Keuchen aus und schlug mir die Hand vor den Mund.

Hermine hatte jemanden umgebracht.

Und hatte sich offenbar nicht getraut, es uns zu sagen. Das erklärte, weshalb es ihr so schrecklich ging... Sie hatte etwas Furchtbares getan und niemanden gehabt, um darüber zu reden. Naja, bis dieser Mitfühlende in ihr Leben gestolpert war. Ein Todesser, ein Slytherin! Aber er hatte ihr geholfen. Mehr, als wir es vermocht hatten.

"Ich frage mich, wen sie...", begann Ron, doch er brachte es nicht über sich, dies zu Ende zu führen. Ich schüttelte nur den Kopf. Ich war so eine schreckliche Freundin. Ich hatte Hermine einfach nicht verstanden. Sie hatte gelitten, und so viele kleine Dinge, die ich zu ihr sagte, würde ich am liebsten nun wieder zurücknehmen. Denn ich verstand erst jetzt, wie sehr ich sie damit vermutlich verletzt hatte.

Ich hatte immer und immer wieder in der Wunde herumgebohrt, ohne es überhaupt zu merken.

"Harry", flüsterte ich tonlos. "J-j-jja?" Seine Stimme bebte. Er schien dasselbe zu denken wie ich. Dass Hermine nun doch mehr als einen Grund hatte, das zu tun, was wir befürchtete hatten.

"Ich habe Angst"

Draco:

Ich überquerte hastig die Brücke. Je näher ich kam, desto stärker erhärtete sich mein Verdacht. Die Gestalt war zierlich und dünn, um nicht zu sagen, knochig. Ihre Haut war bleich und sie trug schockierenderweise nur ein schwarzes T- Shirt. Sie war barfuß und es schien, als wären ihre Haare noch klitschnass. Entsetzt rannte ich zu ihr.

Bei Merlin, sie würde sich noch den Tod holen!!

Als ich den Baum erreichte, kletterte ich zu ihr und hob sie dann sanft in meine Arme. Sie wog fast gar nichts, beinahe federleicht. Als ich ihre nackten Arme berührte, machte sich Angst in mir breit. Sie war eiskalt.

"Bei Merlin! Hermine...", flüsterte ich entsetzt. Zärtlich strich ich ihr einige Locken aus dem Gesicht. Ja, sie war es. Ihr Gesicht war bleich , ihre Lippen bereits blau angelaufen. Angst breitete sich in mir aus. Ob sie sich...

Ob sie das absichtlich gemacht hatte? Wollte sie... sich umbringen? Ich zuckte vor diesem Gedanken zurück.

Nein, Hermine würde niemals Suizid begehen! Dafür war sie trotz allem zu stark. Mit dem Mädchen, das ich im Brautstyle hochgehoben hatte, sprang ich vom Baum und landete schwankend im Schnee. Da flatterten aus ihrem Umhang einige Seiten Pergament hervor. Neugierig griff ich danach, verlagerte das Gewicht des offenbar bewusstlosen Mädchens auf meinen anderen Arm.

Einige davon erkannte ich sofort. Ich hatte sie schließlich selbst geschrieben... Wo ich ihr indirekt meine Gefühle gestand... Und dann ein weiteres. Und was darauf geschrieben stand, erschreckte mich.

Dramione-Die Schuld Des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt